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Umsatzsteuererhöhung >19 % = Nutzen?

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Registriert: Apr 2005
Beiträge: 50
Hallo,

ich möchte nur mal fragen, was für einen Nutzen diese Umsatzsteuererhöhung mit sich bringt? Ich meine, ich habe bis jetzt nur negative Resonanz bekommen, denn allgemein sind ja Steuererhöhungen "böse".

MfG, Chi-Vi
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 610
Ort: Hessen
Hallo Chi-Vi,

einer Maßnahme an sich Moral zuzuschreiben, halte ich nicht für sehr treffend, allenfalls den Leuten, die sie beschließen und denen, die sie mehr oder weniger freiwillig durchführen.

Deine Frage beantwortete Harry schon ausgiebig im BWL-Boten anhand der sogen. Lafferkurve - Harry, kannst Du bitte den Link hier posten?
Freilich muß man sagen, daß der BWL-Bote nicht zur Lektüre von Politikern gehört und diese sich Harry nicht als Berater auserkoren haben. Selbst wenn sie letzteres tun würden, so wäre Jubel fehl am Platz, denn auf ihn würden sie dann genausowenig hören wie auf die, mit deren Namen sie sich jetzt zu schmücken pflegen.

Wozu ist eine MwSt-Erhöhung gut?
Bestimmt nicht, um die Steuereinnahmen zu erhöhen. Deutschland hat einen Wachstumsmarkt, den weiter zu befördern sich diese Steuererhöhung als sehr wirkungsvoll herausstellen wird. Ob das gut oder schlecht ist, vermag ich nicht zu beurteilen, dafür werden andere Leute bezahlt. Hätte man jedoch mit diesem Teil der Volkswirtschaft wirklich ein ernsthaftes Problem, so würde man wie in Frankreich bereits 1999, die Mehrwertsteuer für die betreffenden Vorzugsbranchen senken.

Grüße,
Peter
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Guten Abend,

der aktuellste Link auf einen Laffer-Beitrag ist http://www.zingel.de/taxes.htm. Dort gibt es drei ARbeitnehmer-Modellrechnungen und unter "Volkswirtschaftliche Konsequenzen" die Laffer-Diskussion. Speziell zur Umsatzsteuer ist der letzte Artikel http://www.bwl-bote.de/20060118.htm und zur kommenden Umsatzsteuererhöhung http://www.bwl-bote.de/20060107.htm.

Ach ja: die Übversicht über die USt.-Sätze in Europa unter http://www.bwl-bote.de/20011029.htm ist zwar über vier Jahre alt, wurde aber gestern aktualisiert, zeigt also die aktuellen Zahlen. Aus deren geht hervor, daß Deutschland geradezu ein Billigsteuerland ist - bei der USt. jedenfalls. Weitere Erhöhungen über 19% hinaus liegen also durchaus im Rahmen und sind wohl in der Zukunft zu erwarten.

Alles nicht sehr erfreulich, finde ich!
Gast
Was die Umsatzsteuer zum Freund aller Finanzminister macht, ist zunächst, dass sie so einfach zu verwalten ist.
Kunststück, wo doch der steuerpflichtige Unternehmer völlig gratis und kostenlos als Hilfskasse der Finanzverwaltung agieren muss und im Fall der Besteuerung nach vereinbarten Entgelten sogar die USt auf seine Forderungen vorfinanzieren muss. Sonderbar, dass hier (und im Fall der Berechnung und Abführung der Lohnsteuer und der SV-Beiträge) noch niemand verfassungsrechtliche Bedenken gegen derart belastende Mitwirkungspflichten und Verantwortlichkeiten geltend gemacht hat. Es ist halt einfach zu bequem und zu billig für den Fiskus.

Weiter ist die USt sogar für Finanzminister verständlich, es kursieren sogar ziemlich genaue Zahlen darüber, wieviel Mio. EUR eine Anhebung um 1 v.H., wie es auf Steuerdeutsch heisst, bringt. Damit wird die Umsatzsteuererhöhung zu einer Dreisatzaufgabe.

Schliesslich, um das Mass voll zu machen, ist die USt eine Gemeinschaftsteuer, bei der die Länder automatisch mit von der Partie sind. Das fördert die Bereitschaft zur Zustimmung im Bundesrat ganz ungemein.

Die Laffer-Kurve scheint mir bei der USt nicht zu greifen, da die USt auf den Endverbraucher überwälzt wird. (Von wegen USt als durchlaufender Posten beim Unternehmer. Hört man immer wieder, aber stimmt so nicht, weil ein durchlaufender Posten namens und für einen Dritten aufgewendet wird; Beispiel: Kfz-Zulassung beim Autohändler. Die USt ist beim Bilanzierer gewinneutral, beim Einnahme-Überschuss-Rechner auch, weil der bei Betriebsaufgabe zum Bilanzierer wird, so die Argumentation der Verwaltung. Im übrigen kann er zur Bilanzierung optieren, wenn er meint, so besser zu fahren). Der Endverbraucher hat, ausser bewusstem Konsumverzicht, keine Möglichkeit, der USt zu entkommen, abgesehen vom kleinen Grenzverkehr mit Polen oder Tschechien. Juchei, juchei, wir fahrn in die Tschechei, singen die Randfichten aus dem Erzgebirge.

Ein Problem könnte eher sein, dass der Ausgabenkuchen verteilt ist, und in Zukunft nicht weiter wächst. Da sei ver.di vor, übrigens gleich das nächste Argument für die Befürworter, die Lohnabschlüsse im ö.D. müssen ja irgendwoher finanziert werden (tatsächlich geschieht das durch sog. Freistellungen oder sog. k.w. Vermerke, also entweder gleich entlassen oder freiwerdenede Stellen nicht mehr besetzen). Ausserdem ist 19 v.H. mehr als 16 v.H. solange nur die Bemessungsgrundlage gleich bleibt. Gefährlich wäre ein Schrumpfen. Das ist aber bis zum 31.12.2006 nicht zu befürchten, politischen Denken ist kurzfristiges Denken.

Die Bertrügereien im Zusammenhang mit der USt scheinen da eher problematisch zu sein, sonderbar aber, dass das erst jetzt thematisiert wird. Offenbar wurde das früher auch als Beitrag zum Aufbau Ost verstanden, mal drauf achten, wer da alles, z.B. in Erfurt. von der Märchensteuer spricht.

Soweit meine steuertheoretische Überlegungen.

Andere, steuerfernere Überlegungen: Das mit der USt-Erhöhung zum 01.01.07 fasse ich als Hinweis für Neuwahlen im Herbst dieses Jahres auf. Die Fussball-WM vorbei, dazu die vorgezogenen Anschaffungen langlebiger hochpreisiger Güter, ergibt in Summe eine kleine Konjunkturbelebung, vielleicht noch verbunden mit zusätzlichen besonderen Beschäftigungsverhältnissen zue Schönung der Arbeitslosenstatistik. Dies wird Frau Dr. Merkel sicher als "Mein Aufschwung" bezeichnen, dann ist die richtige Zeit für Neuwahlen.


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