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Leben - Tod
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#1 15.01.2006 15:52 Uhr
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Beiträge: 38
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Wie kommt ein Mensch der noch lebt auf die Idee er hätte nichts mehr das er weitergeben kann :
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#2 15.01.2006 16:58 Uhr
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Beiträge: 7407
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Hi Andi,
hier fühle ich mich angesprochen, jedenfalls wenn du auf meiner privaten Seite warst und meinen Text über die bittere Torte in http://www.zingel-online.de/20051008.htm gelesen hast. Wenn Du das meinst (und nur dann kann ich hier antworten) dann siehst du, daß ich am Ende einer langen Familientradition bin, aber wer - meine Frau oder ich - als letztes fortgeht, wird hier im Haus verwesen bis die Nachbarn sich über den Gestank beschweren. Wir haben keine Zukunft mehr, wir haben keine Kinder, in denen wir weiterleben können - aus vielen Gründen, von denen nur einige in der Seite zu finden sind und andere besser nicht öffentlich zugänglich sein sollten. Ich habe aber daher nichts mehr weiterzugeben, keine persönliche Tradition mehr, die ich aufrechterhalten kann. Ich habe keinen Familienstammbaum mehr gepflanzt, sondern ich bin der, der diesen Baum fällt. Das erfüllt mich mit Trauer, aber es ist halt so. Natürlich habe ich weltliche Dinge wie Betriebswirtschaft weiterzugeben (u.a. tue ich das ja auch hier), aber das ist eben nicht alles im Leben. Man kann das auch auf eine einfache Formel reduzieren: ich lebe zwar noch physikalisch und wirtschaftlich, aber eine wichtige Dimension ist fortebrochen. Das hat weniger politische Gründe (über die ich mich auch eher auf http://www.bwl-bote.de auslasse), aber eben am Ende der Geschichte und nicht am Anfang der Zukunft. Noch eine Anmerkung: ich glaube, man muß älter werden um das dem Artikel zugrundeliegende Lebensgefühl zu verstehen. Es hat viel mit dem begriff der Heimat zu tun, die man als Kind erwirbt aber erst später als erworben wahrnimmt, denn man vermißt die Dinge erst, wenn man sie verloren hat, nicht schon, wenn sie erworben wurden. Eine Ahnung davon habe ich versucht, in http://www.zingel-online.de/20050313.htm zu vermitteln. Solche Erlebnisse gibt es auch in bezug auf die Gegend, aus der meine Familie eigentlich stammt (Du ahnst, daß das nicht hier ist). Eine Folge davon ist, daß ich jetzt nur noch arbeite, sieben Tage die Woche, und nie mehr reise. Das Wort "Urlaub" hat für mich nur noch einen abstoßenden Klang. Früher war ich immer nur ein halbes Jahr hier und dann ein halbes Jahr irgendwo unauffindbar in Africa oder Asien, jetzt ist das für mich Geschichte. ich will nichts mehr da draußen. Auch in der Hinsicht habe ich nichts mehr weiterzugeben. |
#3 15.01.2006 18:16 Uhr
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Also, dass man älter werden muss um ertwas zu verstehen, halte ich, als junger Hüpfer, für falsch. Reifer, man muss reifer werden. Reife steht aber, meiner Erfahrung nach, in einer nur sehr schwachen Beziehung zum Lebensalter.
Warum jemand keinen Nachwuchs zeugen will verstehe ich nicht, und darüber kann man sicherlich nicht streiten. Wenn jemand der Meinung ist es soll so sein, dann soll es so sein. Sicherlich ist das aber nicht der einzige Weg auf dem man etwas "hinterlassen" kann. Das was in einem steckt, und man nicht verloren gehen lassen will, kann man auch auf andere Weise erhalten. Das hängt wohl alles damit zusammen welchen Sinn man im Leben sieht. Das ist echt nicht böse gemeint und ich will niemanden angreifen, aber aufgeben bevor es ganz vorbei ist halte ich für falsch. Danke für die Antwort auf meine Frage. |
#4 15.01.2006 19:16 Uhr
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So im Zusammenhang und mit mehr Input kann ich das besser verwerten. Da ist jetzt mehr dran und drin, das ich so aus dem einen Text nicht erkennen und erfassen konnte.
Danke und schönen Abend noch |
#5 16.01.2006 22:03 Uhr
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Es gibt nicht nur unbegreiflich viele Menschen mehr auf der Erde denen es wesentlich schlechter geht als uns, gegen die jeder Penner in Deutschland wie ein Kaiser lebt, sondern es gab auch deutlich schlechtere Zeiten für uns selber - in diesem Land.
Ich wüsste also nicht warum in Deutschland im Jahre 2006 eine ganz schlimme Armut für folgende Generationen droht. Natürlich kann kein Jugendlicher mit dem Finger schnippen um einen Ausbildungsplatz zu bekommen, aber waren die Zukunftsperspektiven z.B. 1943, oder sind sie in Afrika besser? Wohl kaum, trotzdem sollen auch diese Jahrgänge bzw. diese Länder glückliche Menschen hervorgebracht haben, die vieles von Eltern, Verwanden und Freunden "mitbekommen" haben. Woran liegt das wohl? Vielleicht zählt nicht die Konjunktur, die Arbeitslosigkeit, das Vermögen... sondern die Beziehungen, Gefühle, die Werte und Erinnerungen die man anderen Menschen mitgeben kann? Kurz gesagt, damit ich nicht wieder falsch verstanden werde: Warum denkt jemand das er nichts weitergeben kann? Vielleicht weil er die Fragen "wer bin ich" und "was kann ich geben" einfach zu rational & materialistisch beantwortet? |
#6 16.01.2006 22:24 Uhr
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Guten Abend,
Wohl wahr - aber darum geht es hier nicht. Materialistische und/oder wirtschaftliche Debatten führe ich im BWL-Boten, nicht auf der privaten Seite, wo es eher um Relgion und Philosophie geht. Du solltest nicht versuchen, die Sache rational zu zergliedern (zur materiellen Armut habe ich anderswo genug geschrieben), sondern geistig und geistlich (was bekanntlich nicht dasselbe ist). Versuche nicht zu verstehen, sondern zu lauschen. Versuche zu erahnen, was zwischen den Zeilen steht, denn ich habe Umberto Ecos berühmten Rat aus dem Namen der Rose mißachtet und geschrieben, worüber man eigentlich nicht reden kann und daher doch schweigen sollte :-) |
#7 16.01.2006 22:41 Uhr
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Ich habe mich weder auf deine Texte in diesem Thread, noch auf deine private Seite bezogen, sondern auf Andi K.´s Frage.
Das ich diese Frage nicht rational sondern sehr geistlich angegangen bin, hast du richtig erkannt und da mir dies so wichtig war, habe ich es extra nochmal im letzten Satz betont. |
#8 16.01.2006 22:45 Uhr
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Ach so! ;-) Hatte ich übersehen |
#9 16.01.2006 22:49 Uhr
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...dann bin ich beruhigt!
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