Na dann wollen wir mal.

Wer ist Josh? Josh nennt sich häufiger mal selbstironisch "Hofnarr". Das hilft ungemein, die eigene Wirklichkeit etwas besser zu ertragen. :D

Klingt ein wenig arg pessimistisch, ist es aber nicht unbedingt.

Josh, alias Hofnarr ist Baujahr 1967, von Beruf sogenannter Consultant, sag ich ja, "Hofnarr" eben, und da der Begriff Consultant - wie wir alle wissen oder ahnen - ein sehr schillernder ist, muss ich ihn dahingehend präzisieren, daß ich zur unteren "Kaste" der Hofnarren, ähem, Consultants gehöre: Den sogenannten IT-Consultants nämlich und nicht den Management Consultants. Genau genommen, einer ganz speziellen Art von IT-Consultants, den sogenannten SAP Beratern.

Selbige sind häufig solche, die von IT nämlich gar nicht so viel verstehen, im Vergleich zu denjenigen, die ich als Hardcore IT-Consultants bezeichne. Letztere sind die Diplom Informatiker, Fachinformatiker und was weiß ich noch nicht alles, die morgens zum Frühstück bzw. während des Zähneputzens schon 200 Zeilen C++ Code ausspucken, zum Munterwerden sozusagen. Nein, ich selbst bin Diplom Kaufmann und in Zeiten des SAP Booms, also in den goldenen End Neunzigern, mehr oder weniger freiwillig in diesen Narrenzirkus geraten - wie so viele BWL´er und auch VWL ´er.

Letztlich hatte ich während meines Studiums ursprünglich eine hohe Meinung von Beratern, etwa dergestalt, dass man nicht als "Rotzjunge" frisch von der Uni sich der Anmaßung Berater zu sein schuldig machen darf, sondern erst nach einer Reihe von praktischen Berufsjahren in verschiedenen Positionen und Branchen. Daher wollte ich erst mal in die Industrie und nicht in die Beratung, schon gar nicht in die IT-Beratung, obgleich ich IT als etwas sehr Notwendiges zur Umsetzung anspruchsvollster betriebswirtschaftlicher Methoden ansehe. Nachdem aber gerade die gute Industrie sich sehr zurückhaltend zeigte, willigen Controlling Nachwuchs einzustellen und Marketing ausschließlich auf Vertrieb reduzierte und sich damals nur auf berufserfahrene Controller einließ, sagte ich notgedrungen der Beratungsbranche zu, die mich händeringend umwarb und bereitwillig einstellte. Dergestalt bereits ein wenig desillusioniert, machte ich zunächst als Logistik Berater (wovon ich im Studium schrecklich wenig mitbekommen hatte, da ich andere Vertiefungen verfolgt hatte) erst einmal sehr wenig Furore und auch nur wenig bis keine Karriere. Ich war wirklich ein schlechter Logistik Berater. Wer Marketing und Finanzwirtschaft als Spezielle BWL hatte und sicherlich auch eine breite ABWL Ausbildung in Bayreuth genossen hat, tut sich u.U. ein wenig schwer damit, viel Freude daran zu finden, irgendwelche Wareneingangsbuchungen zu customizen und dem Kunden die Bestandsführungsfunktionalität des SAP R/3 MM zu erläutern. Und wenn dann noch das sogenannte Warehouse Management dazukommt, also die Funktionalität zum Einbuchen von Paletten in Hochregallägern und mehr, dann beginnt man sich zu fragen, ob man tatsächlich das richtige studiert hat. Dies änderte sich aber schnellstens, als ich den Arbeitgeber und damit auch die thematische Ausrichtung in der Beratung wechselte: Controlling, Unternehmensplanung und Datawarehousing sollten es sein. Nun ja, Datawarehousing wurde es auch und damit der Schwerpunkt Reporting. MIt der Zeit kam dann auch die Unternehmensplanung hinzu. Wenngleich auch immer nur die Implementierung, denn - und hier unterscheiden die lieben Kunden leider sehr genau - ein IT-Berater, kann das ja gar nicht konzipieren, denn er ist ja IT-Berater. Per definitionem muss man also für die Konzeption eines Planungs- und Steuerungssystems dann die Kollegen der höheren Kaste rufen, sprich die Horvarths, McKinsey´s, Bergers, BCG´ler und wie sie alle heißen...

Und so verdiene ich mein Geld heute noch damit, von Kunde zu Kunde zu tingeln, die SAP Produkte SAP BW (Business Warehouse) und SAP SEM (Strategic Enterprise Management) in Bezug auf ihre Einführung zu beraten und habe mittlerweile in Bezug auf das, was Beratung sein sollte und auch sein könnte und das, was es häufig leider wirklich ist, alle Illusionen fallen lassen.

Mein aktuelles Motto:

Beratung und Prostitution sind die ältesten Gewerbe der Welt. Der Grad dazwischen ist verdammt schmal. Es liegt an uns, nicht abzugleiten und sich stetig weiterzubilden, selbst dann, wenn die Beratungshäuser keinerlei Geld mehr für die Ausbildung der Berater in die Hand nehmen.

Meine (immer noch nicht aufgegebene) Vision:

Controlling und Marketing sind jeweils zwei Sichten auf ein und denselben Gegenstand und müssen miteinander verbunden werden. Das eine drückt wertmäßig das Ergebnis aus, was das andere verursacht hat.
Wenn man beides integriert i.S. eines Marketing Controlling, dann wird aus dem Erbsenzählen u.U. doch noch ein brauchbares Mittel. Controlling wie es sein sollte, und nicht wie es häufig praktiziert und degeneriert wird: Nämlich ausschließlich Kostenrechnung in simpelster Form (Bloss keine ILV, ein politischer Tarif reicht uns schon....Grenzkostenrechnung? Nee, bloss nicht. Kuckt eh schon keiner in die Berichte rein.)

Mein Ziel:

Entweder ich bleibe in der Beratung und wir schaffen es, einen wirklich integrierten Ansatz umzusetzen, der einen ganzheitlichen Beratungsansatz von der Managementberatung zur IT-Implementierung umfasst, oder aber wir IT-Berater erleben in den nächsten 5 Jahren dasselbe Desaster wie viele in Deutschland untergegangenen Industrien, spätestens wenn die indischen Kollegen kommen; genausogut, aber viel billiger. Wenn das geschieht, bin ich hoffentlich längst auf der anderen Seite des Schreibtisches.

Meine Stärken:

Ich habe - Gott sei Dank - immer noch Ideale.

Meine Schwächen:

Ich habe - leider - immer noch Ideale.

Meine Hoffnung (und der Grund weswegen ich hier bin)

Mein längst veraltetes, verrostetes BWL-Wissen wieder aufzufrischen, viele Unklarheiten aus Uni Tagen (die erst mit der Berufspraxis zutage treten) zu beseitigen, und damit die Basis für oben genanntes Ziel zu legen - letztlich also nichts anderes also als das Bestreben, die Ideale zu behalten.

Schönen Abend noch.

Herzlichen Gruss

Hofnarr Josh