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Weiterbildung sinnvoll?

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Registriert: Jun 2005
Beiträge: 8
Hallo.

Angenommen jemand studiert BWL (noch sehr am Anfang), aber interessiert sich auch fürs Programmieren und ist deswegen am überlegen ob BWL oder Wirtschaftsinformatik und würde so wohl eher zu WiInfo tendieren, aber ist sich sicherer, dass er das BWL-Studium schafft, beim WiInfo-Studium kann er das allerdings leider nicht einschätzen. Wäre es nun sinnvoll, wenn derjenige sein BWL-Studium fertigbringt und nach ein paar Berufsjahren, falls er dann doch bemerkt, dass ihm WiInfo wohl doch mehr Spaß machen würde, ein WiInfo-Studium dranhängt um dann mit Anfang 30 als Wirtschaftsinformatiker zu arbeiten? Das wäre ja einerseits eher unproblematisch, da es viele Wirtschaftsinformatikstudiengänge gibt, bei denen BWL und Informatik/Wirtschaftsinformatik sich die Wage halten und man damit bei einer Vollzeitstudiendauer von 2 Jahren durchkommen könnte (v.a. wenn man sich tatsächlich dazu entscheidet, dass man das trotz schon angefangenen Berufes versuchen will..dementsprechend groß ist dann ja wahrscheinlich auch die Motivation). Andererseits würde man dann ja im Beruf des Wirtschaftsinformatikers erst mit Anfang 30 beginnen und es heißt ja immer, dass sich Unternehmen JUNGE Arbeitskräfte wünschen. Wäre das in dem Fall eher weniger ein Problem, da man die anderen Jahre ja nicht gefaulenzt sondern schon (in einem verwandten Berufsfeld) gearbeitet hat oder wäre das doch sehr problematisch, da man in dem speziellen Berufsbild halt erst mit Anfang 30 anfängt?

Dazu muss ich noch sagen, dass ich nicht so ganz verstehe, wieso die Unternehmen lieber junge Arbeitskräfte einstellen (außer dass sie halt lieber jemanden wollen, der sein Studium schnell durchgezogen hat und deshalb zielstrebig wirkt). Ich mein logisch will man lieber jemanden der sein Studium in 8 Semestern durchgezogen hat als jemanden der 12 gebraucht hat, aber ich verstehe nicht, was das ALTER an sich für eine Rolle spielt (solange man noch nicht allzu alt ist und man vorher nicht auf der faulen Haut gelegen hat). Ist ja eigentlich nicht so wie bei einem Profisportler der ab mitte 30-Anfang 40 in den Ruhestand geht, weil die körperliche Fitness nachlässt ;-).
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Ort: Erfurt
Hi,

die Frage zeigt, daß Du offensichtlich von einem Angestelltendasein ausgehst, ohne dessen Probleme zu hinterfragen. Ich würde Dir aber raten, fundamentalkritisch an die Sache ranzugehen und Dir erstmal <A HREF="http://www.zingel.de/taxes.htm">das hier</A> anzusehen, und Dir dann nochmal über die grundsätzliche Frage Gedanken zu machen: gerade der BWL- und der Informatik-Bereich ist nämlich für Freiberuflichkeit geradezu prädestiniert. Ich habe es selbst so gemacht - ab 1988, also vor der großen Windoofs-Zeit! - und es seither nicht bereut. Im Rahmen freiberuflicher Tätigkeiten spielt aber ein Papier selten eine Rolle: noch nie (!) wollte ein Auftraggeber mein BWL-Diplom sehen.

Zur inhaltlichen Seite: wenn man sieht, was Betriebswirte selbst mit Produkten wie Word <A HREF="http://www.bwl-bote.de/20020710.htm">für Schwierigkeiten haben</A> dann verwundert es nicht, daß deine Chancen massiv steigen, wenn Du eine ausgeprägte Digitalkompetenz mitbringst. Das konnte ich übrigens gut an den Navision-Entwicklern feststellen, die ich vor einiger Zeit ausgebildet habe: wer das geschafft hat, der hatte nachher eine Stelle sicher. Wenn er in Abhängigkeit arbeiten wollte.

Also ein kurzer Rat: Betriebswirtschaft und Informatik passen gut zusammen, aber Betriebswirtschaftler und Arbeitsverhältnisse nicht. Es gibt, um eine populäre Regel der Fliegerausbildung zu verwenden, erfolgreiche Betriebswirte und angestellte Betriebswirte, aber nicht sehr viele erfolgreiche angestellte Betriebswirte! ;-)
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Ort: Hessen
Hallo in die Runde,

wo Licht ist, ist auch Schatten - weder Freiberuflichkeit noch das Angestelltendasein haben ausschließlich Vor- bzw. Nachteile, wie Du Harry, hier im Forum bzw. im BWL-Boten auch schon anhand von Beispielen aus Deiner Praxis dargelegt hast.

Die Frage nach dem Jugendwahn nicht nur deutscher Unternehmen läßt sich wohl in drei Punkten zusammenfassen:

1.
Früher haben Angestellte regelmäßig um Gehaltserhöhung nachgesucht und diese auch bekommen, wurden also im Laufe der Zeit und mit steigender Berufserfahrung teurer.
2.
Früher sind Angestellte mit steigendem Alter häufiger wegen Krankheit der Arbeit ferngeblieben und wurden zunehmend anfällig gegen Streßbelastung.
3.
Verantwortliche in Unternehmen sind des Denkens entwöhnt; was früher richtig war, kann heute nicht falsch sein. Schon früher hat man aber mit der geschilderten Vorgehensweise dokumentiert, daß es auf Arbeitsqualität nicht vordringlich ankommt. Die Lage am Arbeitsmarkt läßt Gehaltsforderungen und Fehlzeiten in den Hintergrund treten; dagegen werden ältere Arbeitnehmer hier in naher Zukunft den Vorzug haben, des Schreibens und Lesens mächtig zu sein.

Vielleicht helfen diese Punkte als Denkanstoß weiter. Dozenten von Fachhochschulen berichten schon länger von einem schleichend höheren Anteil funktionaler Analphabeten unter den Studenten, so daß mittlerweile sogar ein Abitur keinen Anhaltspunkt dafür bietet, daß jemand in komplexeren Berufen wie bspw. dem eines Steuerfachangestellten erfolgreich ausgebildet werden kann. Insofern wird man sicherlich später den Abschluß als Wirtschaftsinformatiker als Indiz dafür ansehen, daß jemand mit Standardprogrammen wie Excel und Word umzugehen vermag.
Schon vor einigen Jahren, als es noch Stellenanzeigen in der Tagespresse gab, wollte man in einigen Unternehmen Absolventen mit einem überdurchschnittlichen BWL-Abschluß für Sachbearbeiteraufgaben in der Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung haben. Kein Ruhmesblatt für einen, wie auch immer gearteten Hochschulabschluß, möglicherweise aber auch ein Armutszeugnis für die Anzeigenlyriker und Personaler.

Wie auch immer, der BWLer hat heute seinen Arbeitsplatz genausowenig sicher wie ein altgedienter Buchhalter, dessen Arbeit er jetzt vielleicht erledigt. Es sei denn, er spricht gut englisch und polnisch oder tschechisch (deutsch darf, muß aber nicht sein), kann sich jetzt mit den Gegebenheiten an Weichsel oder Moldau arangieren und ist bereit, in ein paar Jahren in Richtung China mitzuwandern. Dasselbe trifft auf den Freiberufler zu, denn die Bezeichnung der Vertragsbeziehung zwischen Auftraggeber und Ausführendem ist diesbezüglich nicht wirklich entscheidend.

Grüße,
Peter
Mitglied
Registriert: Aug 2005
Beiträge: 48
Ort: Saarbrücken
Hallo Robby,

wenn Du Dir tendenziell eher sicher bist, dass Du das BWL Studium schaffst, das WINFO Studium weniger, würde ich übrigens die Finger vom DataMining lassen (vergl. mein Posting von eben...). Das einzige, was WINFO schwer macht ist in aller Regel die Mathemtik. Dort rasseln die Herrschaften reihenweise durch. Wer damit Probleme hat, sollte kein WINFO studieren. Andererseits wirst Du aber auch in der BWL - je nach Uni - dahingehend auch mal mehr oder auch weniger stark "belästigt". Es gibt Unis, da wird BWL extrem mathematisch aufgezogen. Ob das immer sinnhaft ist, ist ein komplexes Thema. Da hat sich meine Einstellung heute etwas geändert.

Aber zurück zu Deiner Ausgangsfrage: Nach 10 Jahren Berufserfahrung und einer nicht unerheblichen Studiendauer (ich habe ziemlich viel Zeit vertrödelt oder auch verloren, je nachdem, wie man es freundlich formuliert) würde ich jedem Studienanfänger ganz offen gestanden empfehlen, nicht auf das zu schauen, was aktuell gerade gut oder schlecht läuft. Nach meiner Erfahrung sollte man das studieren, was einem wirklich liegt und daher auch Spass macht. Denn nur dort wirst Du wirklich gut sein. Und wenn Du gut bist, dann wirst Du immer einen Job finden, egal wie gut oder schlecht gerade die Lage in Deinem Fach ist. Allerdings musst Du dann wirklich sehr gut sein. Nur dann klappt es. Dann bist Du überzeugend. Also versuche herauszufinden, was Deine wirklichen Talente sind und sei diesbezüglich wirklich ehrlich zu Dir selbst.

Ansonsten kann man Wirtschaftsinformatik später durchaus noch an ein BWL Studium dranhängen. Sei es, berufsbegleitend oder in Form eines Aufbaustudiengangs. Ersteres ist allerdings knüppelhart und da Du in einem anderen Posting bereits mehr oder weniger deutlich eine Arbeitswoche über 50 Stunden als nicht so erstrebenswert angesehen hast, wird das vermutlich eher nichts werden.

Nichts desto trotz... Verbieg Dich nicht, sonst wird das nichts mit dem Studium. Mach, was Dir liegt und das mach mit vollem Einsatz, und auch gut. Dann hast Du Erfolg.

Viele Grüsse

Joachim


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