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kostenrechnung WACC

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hallo, ich studiere bwl im 2 semester. kann mir jemand bitte sagen was der wacc aussagt und bedeutet. vielen dank schon mal im voraus.
flying Horst
Gast
WACC steht für „Weighed Average Cost of Capital“ - also gewogene Kapitaldurchschnittskosten. Grundlage sind hier passivistische Phänomene, also nur Geldphänomene. Dem Fremdkapital und dem Eigenkapital wird daher ein (Zins-)Gewichtungsfaktor zugeordnet, um so eine Art "Mischzinskosten" für Eigen- und Fremdkapital anzusetzen.

Das kann man aber auch hinterfragen!

Bevor man sich um den WACC kümmert, sollte man unbedingt das Konzept oder gar die Ideengeschichte der kalkulatorischen Zinskosten verstanden haben. Hier nämlich bestehen unterscheidliche Konzepte, die zuweile zu heftigen Debatten führen können!

Während die einen noch behaupten (so auch die Herren Schmolke/Deitermann, dessen Bücher häufig an Schulen und Berufsschulen eingesetzt werden), man müsse das Eigenkapital einer kalkulatorischen Verzinsungen unterziehen (vielleicht weil es ja "zinslos" überlassen wurde) und anschließend die zu zahlenden Schuldzinsen hinzuaddieren um den Faktor "Kapital" gescheit kostenrechnerisch zu bewerten, betrachten andere den Faktor "Kapital" völlig losgelöst von der Passiva. Schon in der Volkswirtschaft versteht man unter Kapital oder Kapitalstock nicht etwa Eigen- oder Fremdkapital, sondern Sachkapital, also reale Werte: schlicht: Güter, die zur Produktion eingesetzt werden. Noch genauer: Potentialfaktoren, die während des Produktionsprozesses nicht untergehen sondern erst allmählich abgenutzt werden. Wenn aber nur reale Werte betrachtet werden, spielt es keine Rolle, wie diese finanziert wurden. Das klingt merkwürdig, möchte doch der Chef eines jeden Unternehmens wissen, woher er denn das Geld für nötige Investitionen nimmt. Das aber ist eine Frage des Finanzplans- bzw. der Liquiditäts oder Cash Flow Rechnung, betrachtet also nur bares. Diese Auszahlungen führen zwar bei Investition zu echter Nachfrage und damit auch zu volkswirtschaftlicher Relevanz, aber wir betreiben ja hier BWL und somit sollte man sich von diesem pagatorischen Kostenbegriff lösen und mit dem Opportunitätskostenansatz argumentieren, also der alternativen Verwendungsmöglichkeit des Kapitals. Was ist ein angemessener Zins, mit dem das in der Maschine gebundene Kapital bewertet werden soll - das freilich ist eine nicht ganz einfache Frage. Man könnte den niedrigsten (und damit risikoärmsten!) Zins, der für die Zeit der Kapitalbindung auf dem freien (kein Markt ist in der Realität 100% frei) erreichbar ist, ansetzen und ihn um eine Insolvenzwahrscheinlichkeit erhöhen. Man kann auch andere Konzepte ansetzen. Wissenschaftlich gibt es keine 100%ig klare Antwort hierrauf.

Sicher ist aber, dass auch Opportunitätskosten volkswirtschaftliche Relevanz haben, grade auch in der Mikroökonomie, die ja von der BWL nicht so weit entfernt ist wie die Makroökonomie.

Vor diesem Hintergrund also bewertet der WACC Fremdkapital anders und berechnet Eigenkapitalzinsen und schaut dabei nur auf die Herkunft des Geldes, während andere neuere und meiner Meinung nach theoretisch fundiertere Konzepte nur auf das Sachkapital abzielen, also auf die Aktiva.

Das aber ist scheinbar im Finanzcasino nicht mehr angesagt! Zocken, statt Produktionsfaktorkombination! Kapital ist nicht gleich Geld. Man schaue auf die Werke von Gutenberg oder lese einführende Literatur der Volkswirte. Kapital ist zunächst in Sachanlagen gebundenes Geld, ist eins mit einer Maschine oder einem PC geworden.

Das sind die Fragestellungen mit denen man sich beschäftigen sollte, wenn man über so Dinge wie Kosten einer unterlassenen Alternative (kalk. Unternehmerlohn, Miete etc.) nachdenkt! Das ist abstrakt und erschließt sich einem nicht sofort, da in der Umgangssprache alles Kapital ist, watt mit Jeld zu tun hat und alle Kosten häufig mit Zahlungen verbunden werden....
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danke für deine ausführliche antwort flying horst :D


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