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Flexibilität - Produktivität - Gegenseitige Beeinflussung

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Registriert: Jul 2009
Beiträge: 4
Liebe Forum-Gemeinde,

schön dass es eine Plattform wie diese gibt. Das wollte ich als aller erstes loswerden!!!

Nun aber zu meinem Problem, bzw. zu meiner Verständnis- oder Wissenslücke:

Ich brühte im Moment über meiner Bachelor Thesis und suche krampfhaft eine wissenschaftliche Quelle, die mir folgenden Sachverhalt in Worte fasst. Also einen Autor, der die geistige Arbeit schon geleistet hat :D :

[code:1]Wenn ich meine Produktivität erhöhe, sinkt meine Flexibiliät. Bei hoher Flexibilität habe ich eine minimale Produktivität. [/code:1]

Dieser Sachverhalt ergibt einen Graph, aus dem durch Ordinatenaddition ein Optimum entsteht.

Kann mir dafür jemand Schlagwörter, Literatur, Links etc. empfehlen?

Ich bedanke mich für Eure Mühen!

Viele Grüße
Groovy
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Hi,

Zitat
Wenn ich meine Produktivität erhöhe, sinkt meine Flexibiliät. Bei hoher Flexibilität habe ich eine minimale Produktivität.


Das würde ich erstmal kritisch hinterfragen. Produktivität = Output / Input. Da die Produktivität ein technisches Maß ist, ist in jeweiligen Einheiten zu messen, z.B. Stück/Stunde oder km/h oder Kunden/Kasse.

Flexibilität ist die Fähigkeit zu Änderungen. Änderungen können den Produktionsapparat betreffen, z.B. Schokoweihnachsmänner oder Schokoosterhasen zu produzieren. Für einen solchen Wechsel muß ein Werkzeug ausgetauscht werden (eine Preßmatrix); das senkt in der Tat die Produktivität, weil die Anlage für einen Moment stillsteht.

Unabhängig von der mE nach völlig ungeklärten Frage der Operationalisierbarkeit der Flexibilität (keine lineare Beziehung zwischen Rüsten und Art der Rüstvorgänge, kein metrisches Skalierungsniveau) stimmt der Satz auch zunehmend nicht mehr: wenn statt eines starren Werkzeuges eine Maschine eingesetzt wird, die zwischen zwei Arbeitsgängen ohne Pause Einstellungen ändern kann, entfallen Rüstzeiten und damit Stillstände. Der Rückgang der Produktivität bei zunehmenden Rüstvorgängen entfällt. Dies wird insbesondere auch durch den Umstand unter Beweis gestellt, daß in der produzierenden industrie Serienfertigung und kondenindividuelle Einzelfertigung im Rahmen von CIM-System keinen Widerspruch mehr darstellen. Ich bezweifele daher die These und vermute, daß hier eine veraltete Quelle zugrundeliegt?
Mitglied
Registriert: Jul 2009
Beiträge: 4
:D Stimmt, die Quelle ist mein Prof! Wenn wir beim Thema Alter sind.

Die Erklärung ist bombastisch. Jedoch (ich bitte um Entschuldigung, wenn ich hiermit zu nahe trete) reines BWL-Buch-Wissen (soll überhaupt nicht negativ behaftet sein). Die Praxis bestätigt diese Erklärung in technisch-hochmodernisierten Betrieben, die entsprechende Investitionen tätigen, um eine Flussoptimierung und vor allem eine Kostenreduzierung mittel- bis langfristig zu erlangen. Da bin ich vollkommen derselben Meinung!

Jedoch Mittelständische Unternehmen, die eine große Produktpalette besitzen und diese auf Jahrzehnte alten Maschinen produzieren müssen, da der entsprechende Maschinentypus nicht mehr hergestellt wird, haben hier definitiv einen Zielkonflikt zwischen Flexibilität der Fertigungsanlage und Ausbringungsmenge (Produktivität) der selbigen. In diesem Fall ist die Flexibilität und Produktivität, durch die Menge an Produkten und der jeweiligen Rüstzeiten beeinträchtigt. Da die Prozesse nicht automatisierbar sind, kann hierbei von einem weiteren Faktor gesprochen werden, der die Abhängigkeit von Flexibilität und Produktivität darlegt?

Ich lasse mich da gerne belehren. Man lernt ja nie aus :D Ich bin sehr dankbar für jeden geistgen Anstoss!

Wenn das "altes" Wissen ist, gibt es mit Sicherheit auch "alte" Bücher, die diese Theorie vertreten. Und genau deren Titel wären für mich interessant.

Vielen Dank HZingel für die ausführliche und wirklich hervorragende Erklärung.

Viele Grüße
Groovy
Mitglied
Registriert: Aug 2009
Beiträge: 78
Ist es überhaupt möglich eine quantitative Kennzahl für Flexibilität zu generieren. Ist Flexibilität nicht eher als etwas qualitatives anzusehen und damit schwer zu evaluieren. Die Frage ist auch ob überhaupt Produktivität und "Flexibiltät" mit einer korrelieren.

Außerdem ist der Flexibiltätsbegriff nicht wirklich definiert. Der Übersetzng nach bedeutert er: biegsam
Diese Fähigkeit verlangt man von jedem und niemandem, Selbst in Stellenanzeigen :lol:

Ich denke Harry hat Recht. Die These, die von dir zitiert wird, steht schon auf tönernen Füßen.
Mitglied
Registriert: Jul 2009
Beiträge: 4
Hmmmmm, das stimmt schon! Beide haben recht!

Wenn es um Quantifizierbarkeit geht....stimmt schon! Genau! Wie drückt man "Flexibilität" in Zahlen aus? In einer Zahl geht das wirklich nicht!

"Es ist mir egal, ob ich auf dem Sofa oder im Bett schlafe, so flexibel bin ich!!" (Wenn man das so ausdrücken darf.)

Naja! Dann muss ich mir einen anderen Ansatz suchen!

Doch gehe ich recht in der Annahme, dass bei hoher Produktivität die Flexibiliät (sofern keine CIM-Systeme und hoher Automationsgrad vorhanden) eingeschränkt wird. Auch wenn es nicht verifizierbar ist?!?!

Vielen Dank für die Diskussion!

Viele Grüße
Groovy
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Hi,

Zitat
Doch gehe ich recht in der Annahme, dass bei hoher Produktivität die Flexibiliät (sofern keine CIM-Systeme und hoher Automationsgrad vorhanden) eingeschränkt wird. Auch wenn es nicht verifizierbar ist?!?!


Wenn Du gegebene Produktionsmittel voraussetzt, also eigentlich C.P.-Bedingungen, und wenn Du Flexibilität als Loswechselereignis mit Umrüstvorgang definierst, dann hast Du mE nach mindestens dem Grunde nach Recht. Wechselnde Kundenanforderungen müßten jeweils Rüstarbeiten bedingen, die unproduktiv sind. Damit müßte auch die Produktivität sinken - wie gesagt, das halte ich für schwer quantifizierbar, aber dem Grunde nach nachvollziehbar.
Mitglied
Registriert: Jul 2009
Beiträge: 4
Je intesiver ich mich mit der Quantifizierbarkeit beschäftige, desto komplexer wird die Thematik einen solchen Aspekt (Flexibilisierung) meßbar zu machen. Mit Sicherheit ein Thema für andere........aber in meinem Fall für heute nicht mehr :D

Dann möchte ich nun mein Haupt in Demut senken und mich herzlich für die interessante Dikussion bedanken. Ihr habt mir sehr geholfen!

Ich bin geläutert und hoffentlich nun wieder auf dem richtigen Pfad! :D

Vielen Dank und viele Grüße
Groovy
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Je mehr ich darüber nachdenke desto eher frage ich mich, ob das nicht einfach eine neue Inkarnation des Losgrößenproblemes ist? Mit ein wenig Vereinfachung könnte man die Flexibilität nämlich als Anzahl der Loswechselvorgänge auffassen. Vereinfacht wird dabei aber, daß nicht alle Rüstvorgänge vergleichbar sind. Vereinfacht man dennoch, so wäre mE nach zu überlegen, ob die bekannten Methoden nach Andler, nach Groff oder nach Wagner/Whitin nicht anwendbar oder wenigstens wegweisend wären? Bedenke: diese Verfahren optimieren zwar Kosten, aber bewertet man Produktivität in geld, so kommt einfach Rentabilität heraus. Genau, ein Kostenmaß. Wäre das irgendwie nützlich?
Is nur so eine Idee...
flying Horst
Gast
Geht es nur um Produktivität vs. Flexibilität oder nicht eher um die Oberzielkonformheit "Gewinn" (eigentlich: Betriebsergebnis) vs. Flexibilität?

Denn wozu muss man flexibel sein? Richtig, um sich Kundenwünschen hinzubiegen. Tue ich das, sinkt die Produktivität (P = In/Out), aber möglicherweise steigen die Deckungsbeiträge pro Auftra und die verbessern dann das Betriebsergebnis, wenn der Kunde eine bestimmte Menge haben möchte. Also: Für 3 Stück umrüsten: da sind wir unflexibel, für 3 Billionen Stück auch, aber für 3 Millionen Stück: da schlagen wir zu.

Besserer Ansatz?
...liegt so zwischen Groff/Andler/Wagner/relativer DB...
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
@Horst,

Zitat
P = In/Out


Nein, P = Out/In!
flying Horst
Gast
...in and out of my life...

war in Gedanken woanders. Hast recht, ja.


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