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Sprungfixe Kosten = Variable Kosten? (Frühjahrsgefühle 2007)

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Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Hi,

in Unkenntnis der konkreten Aufgabe: sprungfixe Kosten sind natürlich nicht mit variablen Kosten gleichzusetzen, http://www.bwl-bote.de/20080205.htm. Folge ggfs. auch den Links in und unter dem Artikel!
Mitglied
Registriert: Jan 2009
Beiträge: 25
Hallo nonprofit.
Es freut mich, dass du den Versuch gewagt hast, mich zu verstehen. Leider ist nur das Wissen der Abgrenzung von variablen und fixen Kosten nicht Bestandteil meines Problems, sondern die Definition der Aufgabenstellung (original Wortlaut):
„Für laufende Wartung werden 150€ monatlich und je Reparaturstunde 40€ verrechnet. Bei einer Beschäftigung von 400 Stunden pro Monat werden 18 Reparaturstunden geplant.“

So, dann analysiere ich jetzt mal auf meine Art:
Ich weiß, dass die Maschine 400 Stunden im Monat läuft und mehr läuft nicht. Die effektive Maschinenlaufzeit beträgt 400-18=382 oder 400 Stunden im Monat. Das liegt daran, ob die Reparaturstunden von der Beschäftigung abgezogen werden oder separat anfallen. Keine Ahnung!
Egal, denn ob diese 18 Reparaturstunden auf einmal oder undefiniert verteilt angerechnet werden, ist ja auch nicht beschrieben.
Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps, bei Reparaturstunden steht die Maschine und bei Maschinenlaufzeit läuft sie.
Deshalb sind die Reparaturkosten für mich fix und nicht variabel.

Mir hat man mal gesagt, in Bezug auf eine schriftliche Prüfung:
„Schreibe immer detailliert, was du denkst, denn der Prüfer denkt nur so detailliert, wie du schreibst.“
Das kann man doch eigentlich auch von der Gegenseite erwarten, oder…?!

Hallo Harry.
Vielen Dank für die BWL-Boten-Links! So selbsterklärend wünschte ich mir so manche Aufgabenstellung unserer Prüfungslyriker…

Gruß
Raffnix
flying Horst
Gast
"Raffnix" schrieb
[...] Reparaturstunden steht die Maschine und bei Maschinenlaufzeit läuft sie.
Deshalb sind die Reparaturkosten für mich fix und nicht variabel.


VORSICHT! DAS IST FALSCH!

Variable Kosten sind solche, die mit der Ausbringungsmenge direkt korrelieren bzw. mit dem Beschäftigungsgrad bzw. mit dem Auslastungsgrad (Laufzeit) der Maschinen!

Je mehr man repariert, je mehr variable Reperaturkosten fallen an, wobei der Euro-Betrag pro Reperaturstunde konstant (ich vermeide "fix") ist!
Hier mal eine Analogie zum Material:
Angenommen wir kaufen einen Rohstoff hinzu. Für jedes Endprodukt brauchen wir 2kg von dem Rohstoff. 2kg kosten beispielsweise 10,00€. Für jeden Einkauf fallen dann noch variable Gemeinkosten i.H.V. 1,00€ an (Auftragsbearbeitung). Würdest du nun sagen, dass dies fixe Kosten sind, denn bei jedem Produkt sind es ja immer nur 11,00€, egal wieviel produziert wird? NEIN UND NOCHMALS NEIN! Es sind variable Kosten, denn je mehr produziert wird, desto mehr Rohstoffe müssen beschafft werden und desto mehr müssen wir blechen :wink:

Kv, Rohstoff = kv, Rohstoff * x
Kv, Rohstoff = (10,00€+1,00€) * x
Kv, Rohstoff = 11,00€ * x

Bei gesamten variablen Kosten von 55.000€ betragen die variablen Rohstoffstückkosten wieviel? Na rate mal! Natürlich weiterhin 11,00€. Die variablen Rohstoffkosten sind fix - oder (betriebswirtschaftlich korrekter) sie sind KONSTANT!

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Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Hi,

Zitat
Nach Aufgabenstellung sind die benannt mit 150€/Monat und 40€/Reparaturkostenstunde. Bei 400 Laufstunden/Monat fallen 18 Reparaturstunden an.
„Das sind sprungfixe Kosten, ist doch klar!“, habe ich da vorlaut gedacht und die 150€, als auch die 18*40€=720€, gemeinsam als 870€ Fixkosten in der Tabelle verewigt.


Das ist naheliegend; hätte ich vermutlich ähnlich gemacht. In der bösen Wirklichkeit. Aber:

Zitat
Tja, erwartungsgemäß ist mein Gedankengang nach IHK natürlich wieder nicht richtig gewesen, denn er muss lauten:
a) Ja, 150€ sind fix, aber
b) Nein, (40€/h*18h)/400h=1,80€/h sind variabel.


Das ist sehr typisch für die Kammerdenke. Wenn man argumentiert, daß die 18 Stunden diskontinuierlich anfallen, also alle paar Std Laufzeit eine Wartungsstunde, dann wären das möglicherweise sprungfixe Kosten; allerdings könnte man eben auch argumentieren, daß die Anzahl der Wartungsstunden proportional zur Betriebsstundenzahl ist, und dann hat die Kammer Recht.

Zum Unterschied, ich gebe zu, es ist nicht ganz einfach:

- Hubschrauber müssen alle XY Stunden zerlegt werden (komplizierte Hydraulik usw, Sicherheitsanforderungen). Die Wartungsarbeiten fallen alle genau XY Stunden an; dann muß der Vogel vom Himmel. Die Kosten hierfür stehen daher den variablen Kosten immerhin nahe, obwohl sie sprungfix aussehen. Auch hier kann man Durchschnitte bilden. Eine Flugstunde entspricht 1/XY Stunden Wartungszeit.

- Bei Verkehrsflugzeugen gibt es bestimmte Prüfungsanforderungen (in der cardinal checklist), die vor jedem Start durchzugehen sind. Die Checkliste ist dieselbe, ganz gleich, ob ein Hopps von 30 Minuten oder ein 24-Stunden-Flug nach Australien bevorsteht und enthält auch Prüfungen, die die Besatzung nicht selber machen kann (und u.U. einen Wechsel fehlerhfater Reifen während die Passagiere einsteigen, und keiner merkts). Die Kosten hierfür stehen den Fixkosten sehr nahe, weil sie wenig Leistungsbezug haben. Sie ähneln eher den Rüstkosten in der Industrie.

Das kann sehr schwierig sein, denn wenn eine bestimmte Maschine immer dieselben Einsätze fliegt, sehen die beiden Beispiele
- Wartung beim Hubschrauber und
- Preflight-Check beim Verkehrsflieger
sehr ähnlich aus, d.h. man kann Durchschnitte Euro/Flugstunde bilden.

Das ist die bisweilen wirklich böse Realität. Für die Kammerprüfung solltest Du Dir merken, daß in Aufgaben, in denen eine Kostenart wie Wartung und eine Leistungszahl z.B. Stunden pro irgendwas stehen, diese Kostenart i.d.R. als variabel anzunehmen ist. Das ist einfach und pragmatisch; für die Probleme der bösen Sorte ist später immer noch Zeit.
flying Horst
Gast
Jepp. So war es ganz häufig auch in unserem Schmolke/Deitermann - Industrielles Rechnungswesen.

Um es kurz zu machen:
400 Stunden Betriebszeit, dann (nach der "Schicht") 18 Stunden Reperatur.
800 Stunden Betriebszeit, dann (nach der "Schicht") 36 Stunden Reperatur.
usw.

Ganz einfach Dreisatz sozusagen.
Mitglied
Registriert: Jan 2009
Beiträge: 25
Hallo Horst.
Hallo Harry.
Vielen Dank für euere schnelle, sehr einleuchtende Antwort.
Ich weiß jetzt Bescheid…
… aber auch nur, weil es klar definiert ist!

Raffnix :wink:


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