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Betriebsverfassungsgesetz Mangelhaft?

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Der neuste Fall von Permira ./. Hugo Boss, zeigt doch, genau so deutlich wie Nokia, das unser Betriebsverfassungsgesetz deutlichst an seine Grenzen stößt.

Im Fall von Permira ./. Hugo Boss zieht der Britische Investor Permira über eine erzwungene Dividenden Ausschüttung 450 Mio. Euro aus dem Betriebsvermögen von Hugoo Boss. Dadurch muss Hugo Boss weitere Schulden aufnehmen ( von 350 Mio. Euro auf 500 Mio. Euro) und die Eigenkapital Quote sinkt auf 20%. Diese Ausschüttung entspricht den Gewinn von ca. 1,5 Jahren.

Ich bin ja noch kein Betriebswirt, aber was hier passiert ist doch klar, Gelder die für zukünftige Investitionen benötigt werden sind nun als Dividende ausgeschüttet worden. Wenn es jetzt darum geht die Rendite zu steigern müssen wiedereinmal Arbeitsplätze und Gehälter gekürzt werden.
Ansonsten fehlt das nötige Kapital für neu Investitionen zur Steigerung der Produktivität.

Hier darf dann der Betriebsrat wieder mitreden, ganz toll.

Aus der Sicht des Investors, der einen Großteil seines Investments über Kredite finanziert hat und nun mit der Ausschüttung den Modehersteller Valentino (den 88% Eigentümer von Hugo Boss) aus einer finanziellen Schieflage helfen möchte, ist das wahrscheinlich kein schlechter Weg. Allerdings auf Kosten von Deutschen Arbeitsplätzen. Es lebe die Globalisierung und die Internationalen Finanzmärkte. Die Frage ist was passiert wenn diese Finanzspritze nicht reicht. Welches Unternehmen bleibt auf der Strecke.

Meines Erachtens muss das BetrVG deutlich erweitert werden was die Rechte der Arbeitnehmer in Bezug auf Nachhaltigkeit in Wirtschaftsfrage betrifft.

Oder was meint ihr dazu? :D

Gruß
Felix

p.s. sollte ich hier falsch gepostet haben, sag ich mal Sorry
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Beiträge: 111
Ort: Nähe Schweinfurt
Hallo,
ich kenn den Fall jetzt nicht ganz. Aber ich hätte zwei Dinge anzumerken:

1. Eine Dividendenausschüttung gibt es nur aus erzielten Gewinnen (Vorzugsaktien ignoriere ich jetzt mal). Und ein Kapitalanleger oder Investor investiert sein Kapital um Gewinne zu erzielen. Wenn Hugo Boss Gewinne erzielt hat, dann vermutlich mit dem von Permira zur Verfügung gestellten Kapital. Und Permira will vermutlich seine dafür vereinbarte Verzinsung oder Dividende. Wenn ich mein Geld aufs Sparbuch lege, dann will ich am Jahresende auch meine 1,5 - 2,5 % Zinsen haben. Nur bei mir geht es nicht um so große Summen.

2. Ich dachte immer, dass das BetrVG die Verhältnisse innerhalb eines Betriebes regelt. Also die Arbeitnehmervertretungen und damit verbunden die Beziehungen und Regelungen der Arbeitnehmer mit dem Arbeitgeber. Permira ist aber ein externer Kapitalgeber und damit außerhalb des Betriebes. Und der massgebliche Einfluss des Betriebsrats und des BetrVG endet an der Betriebsgrenze. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Vorstand einen existenzbedrohenden Gewinnverwendungsbeschluss trifft, oder ein deutsches Gericht ein existenzbedrohendes Urteil fällt. Und da hat es den Bestand des Unternehmens und den Schutz der Anleger zu beachten.

Ich würde nicht immer gleich nach staatlicher Regelung schreien. Investition und wirtschaftliches Handeln hat immer die Erzielung von Gewinn zum Zweck. Das gilt für eine Unternehmung wie Hugo Boss genauso wie für die Vielzahl von Kapitalanlegern. Nur dass es halt kleine Aktionäre gibt, die nur € 3,50 Dividende erhalten und große, die € 450 Mio. bekommen. Ich persönliche finde es gut, dass es noch ein paar kleine Reste vom guten alten Kapitalismus innerhalb unserer sozialistischen, entschuldigung :? weitgehend reglementierten sozialen Marktwirtschaft gibt.

Übrigens bin ich kein Großinvestor, sondern nur ein kleiner Controller, der auch schauen muss, wie er über die Runden kommt.
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Beiträge: 44
Ort: Landsberg
Hallo Sidekick,

zum einem muss H. Boss zur Ausschüttung der Dividende 150 Mio. Euro aufnehmen. Zur Ausschüttung, diese ist dreimal so hoch wie der Jahresgewinn 2007, 1,46 € pro Vorzugsaktie, Stammaktien 1,45 € und ein Bonus von 5 €.
Der Aufsichtsratschef Giuseppe Vita, hat mit seinem Doppeltem Stimmrecht dies gegen alle Widerstände durchgesetzt.

Ja, ich gebe dir recht eine frei Marktwirtschaft sollte auch wirklich frei sein, dies ist hier aber nicht der Fall, da die Investoren in die Muttergesellschaft Investiert haben also in Valentino und diese halten 88% des Stimmrechtes an Hugo Boss. Und genau hier hört die Freiheit auf, der Entzug von Kapital aus einem gesunden Unternehmen zur Sanierung in ein marodes Unternehmen geht hier langfristig eindeutig zu Lasten des deutschen Arbeitsmarktes.

Alleine eine Änderung der Gewichtung der Stimme des Aufsichtsratsvorsitzenden hätte hier gereicht.

Ich bin für die Marktfreiheit, aber nur dann wenn auch Arbeitnehmer nicht in Ihren Rechten Beschnitten werden. Dies ist hier der Fall, durch den Entzug des Kapitals, was gegen die Stimmen des Betriebsrates und des Finanzvorstandes passiert ist, werd das Unternehmen H. Boss in seinem finanziellen Spielraum stark eingeschränkt. Was früher oder später in dem hart umkämpften Textielmarkt wieder auf den Standort und somit auf die Arbeitnehmer zurückfällt. Hier wurde Geld aus dem Standort Deutschland in den Standort Italien verschoben.

Gruß
Felix


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