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Jurist auf Abwegen

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Wunderschönen guten Tag zusammen,

wie die Überschrift hoffentlich deutlich gemacht hat, studiere ich Jura und nicht BWL. Jedenfalls befasse ich mich gerade im Rahmen einer Seminararbeit mit der hochinteressanten Frage, ob Prohibition Entstehungsfaktor für Organisierte Kriminalität ist. Die Arbeit ist auch fast fertig, es fehlen lediglich hier und da einige kleine Überarbeitungen.

Und da kommt dieses Forum ins Spiel. Ich persönlich habe nämlich von Ökonomie, sofern sie über das hinausgeht, was man als gesunden Menschenverstand betrachten kann, keine Ahnung. Es wäre also schön, könnte mir jemand sagen, ob meine Gedanken "richtig" sind.

Ich gehe davon aus, daß Prohibition für den Anbieter am Markt Kosten erzeugt. Das Kriminalitätsrisiko. Er muß also Angst haben beim Verkaufen von Drogen erwischt zu werden, und dann einen bestimmten Betrag X zahlen zu müssen ( oder er muß ins Gefängnis und hat dann einen Verdienstausfall ). Für einen Betrag Y, den er auf seinen Preis aufschlagen wird ist er dann aber bereit das Risiko zu tragen.

Meine erste Frage: In einer ökonomischen Rechnung, sind das wirklich Kosten? Kosten sind für mich eigentlich die klassischen Produktionskosten, also das, was man effektiv ausgibt. Das hier sind ja nur hypothetische Kosten, die dann Grundlage für den Gewinn werden. Was ich damit in der Rechnung machen soll, keine Ahnung.

So, weiter im Text. Der gute Mann wird nun anfangen seiner Unternehmung nachzugehen. Er verkauft Drogen und will viel Geld verdienen. Mit der Anzahl der Transaktionen steigt auch das Risiko erwischt zu werden, und er wird irgenwann Y so groß werden lassen müßen, daß sein Preis über dem Prohibitionspreis liegt, und dann keiner mehr kauft.

Durch die Prohibition wird das Gut künstlich verknappt, die Nachfrage wird also größer als das Angebot sein. Zudem sind nur wenige Anbieter am Markt, demnach bildet sich ein Oligopol. Bisher alles richtig?

Idealfall der Prohibition ist nun, daß der Verbotsdruck so groß ist, daß die hohe Kostenbelastung die Möglichkeit Profite zu erzielen vollständig konsumiert. Der zu verlangende Preis liegt jeweils höher als der Prohibitionspreis.

Frage zwei ist für mich: Natürlich ist die Unternehmung Drogenverkauf jetzt nicht mehr rentabel, er wird sich also überlegen müssen entweder effektiver zu verkaufen, also besser zu organisieren, oder er versucht das Risiko zu senken, und damit die Kostenbelastung.

Ohne das Bestreben etwas gegen die Kostenbelastung tun zu wollen, rein hypothetisch, wie sieht dann so eine Gewinnmaximierungsformel aus? Ich kann den Gedanken leider nicht alleine fassen.

Der Gewinn ist doch das, was übrig bleibt, wenn man vom Produkt aus Stückpreis und Anzahl verkaufter Einheiten die "Kosten" abzieht.
Dann ist der Gewinn maximal an einem Punkt in dem Preis, Absatzmenge und Risiko optimal sind?
Wenn er den Preis erhöht, macht er mehr Gewinn, bei sinkender Nachfrage ( bis zu einem bestimmten Punkt ).
Wenn er viele Verkäufe hat, steigt der Umsatz, damit theoretisch der Gewinn, steigt aber auch das Risiko und er muß den Preis erhöhen. Da Verknappung herrscht, kann er den Preis so weit erhöhen, bis die Nachfrage gleich dem Angebot ist. Wie sich das Oligopol dabei auswirkt ist mir vollkommen unbegreiflich.

Natürlich habe ich schon diverse Bücher zu Rate gezogen, den Varian Mikroökonomie beispielsweise und einiges zur Entscheidungstheorie. Im Internet war ich schon bei www.mikroo.de, aber manges Verständnis für Differentialrechnung komme ich bei meinem Vorhaben einfach nicht weiter. Vielleicht ist ja auch alles richtig, was ich mir so gedacht habe, und ich bin mir einfach nur unsicher, wer weiß?

Ich würde einfach um ein paar Worte bitten, Meinungen, Anregungen. Ich bin da ein dankbarer Abnehmer.

Danke fürs Durchlesen in jedem Fall.

eris
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Moin eris,

ein Jurist, der den Drogenverkauf mit mikroökonomischen Mitteln plant, ist eine interessante Erweiterung in diesem Forum. Aus meiner Zeit in Indien kenne ich da noch eine Lieferanten, und ich könnte Dir die Numemr meines Ausbilders bei der PLO geben, der weiß, wo Du die erforderlichen Arbeitsgeräte herkriegst, d.h., das Schießgerät?

Aber im Ernst:

Zitat
Meine erste Frage: In einer ökonomischen Rechnung, sind das wirklich Kosten?


Aus betriebswirtschaftlicher Sicht (und auf diese beschränke ich mich hier) sind Kosten bewerteter, periodisierter Güterverzehr zur Erstellung der betrieblichen Leistung oder Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit - oder, einfacher, der bewertete Produktionsfaktoreinsatz. Auch das Risiko wird als Kostenfaktor gesehen. In der Kalkulation spricht man von kalkulatorischen Wagnissen. Schon in den Zinskosten (die nicht mit den pagatorischen Zinsaufwendungen verwechselt werden wollen!) ist ein Risikoposten (für das allgemeine Unternehmenswagnis) enthalten. Auch im Bankgewerbe erbringt ein höheres Anlagewagnis einen höheren (nominalen) Zins. Deine Annahme ist also richtig. Dies sind keien "hypothetischen" Kosten, sondern Opportunitätskosten.

Zitat
Durch die Prohibition wird das Gut künstlich verknappt, die Nachfrage wird also größer als das Angebot sein. Zudem sind nur wenige Anbieter am Markt, demnach bildet sich ein Oligopol. Bisher alles richtig?


Ja.

Zitat
Idealfall der Prohibition ist nun, daß der Verbotsdruck so groß ist, daß die hohe Kostenbelastung die Möglichkeit Profite zu erzielen vollständig konsumiert. Der zu verlangende Preis liegt jeweils höher als der Prohibitionspreis.


Ja. Dann wird das auf dem Markt gehandelte Volumen null.

Zitat
Ohne das Bestreben etwas gegen die Kostenbelastung tun zu wollen, rein hypothetisch, wie sieht dann so eine Gewinnmaximierungsformel aus?


Hmmm... wenn allgemein Nutzen &gt; Kosten sein muß, die Kosten durch den Prohibitionsdruck gegen unendlich gehen und kein Marktteilnehmer mehr einen gegen unendlich gehenden Preis zahlen kann (oder will), könnte es mE nach gar keine formale Lösung mehr geben? Diese Sichtweise ist mir aber eigentlich zu mikroökonomisch, denn ich bin nur BehWehEller... vielleicht kann hier mal jemand was dazu sagen, der den Varian <A HREF="http://www.bwl-bote.de/20050920.htm" TARGET="_NEW">besser gelesen hat als ich</A>?
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Das verschafft mir ein unglaublich erleichterndes Gefühl, mit meinen Überlegungen so falsch gar nicht zu liegen. Opportunitätskosten klingt gut. Jetzt kann ich das auch einordnen.

Zu der Frage mit der Gewinnmaximierungsformel. Ich fürchte, ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Leider ist mein Verstand auch nicht wirklich fähig diese hochkomplizierte Rechnung irgendwie zu verstehen. Ich versuche es so zu erklären.

Ich muß darstellen, oder will das zumindest, daß der Anbieter sich für den illegalen Markt entscheiden wird, wenn der Gewinn da größer ist als auf dem legalen Markt. Also müßte ich doch jeweils eine Gewinnmaximierungsformel aufstellen und dann vergleichen? Auf dem illegalen Markt müßte der Gewinn größer sein ( unter der Bedingung, daß der Anbieter sich die Gewinnmöglichkeit durch Reduktion des Risikos nutzbar gemacht hat ).
Da diese ganzen Faktoren aber untereinander so viele Wechselwirkungen haben, bekomme ich das nicht in eine Struktur, die ich verstehen könnte. Ich bin zu meinem Leidwesen auch noch ein eher visuelle Typ, was beim Begreifen von solchen abstrakten Verhältnissen wohl auch eher kontraproduktiv ist.

Ich habe einfach das Gefühl, daß so, wie ich das im Moment geschrieben habe, ich nicht so weit ins Detail gegangen bin, eine klare Lösung abgeliefert zu haben. Das würde ich gerne ändern.

Trotzdem Danke.

eris
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Danke. Das ist das Erste, das mir einfällt. So ganz verständlich ist mir die Sache natürlich noch nicht, aber jetzt habe ich &quot;das Ding&quot; sozusagen in der Hand und kann damit herumprobieren. Lange Rede, kurzer Sinn, das ist wohl das ( glaube ich jedenfalls gerade ), was ich gesucht habe. Eine einfache Erklärung dafür, wie der Anbieter zu seinem Preis kommt, zu seinem Gewinn kommt, und überhaupt tickt. Wenn ich übers Wochenende noch Fragen habe, ich werde sie stellen, das kann ich jetzt schon androhen. Bis dahin bin ich wunschlos glücklich.

eris
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Hi,

bevor Du diese schreckliche Drohung wahr machst bedenke, daß mein Modell von linearen Angebots- und Nachfrageverläufen ausgeht. Das ist typisch für polypolistische Märkte, also solche, auf denen so viele Anbieter bzw. Nachfrager zugange sind, daß sie sich nicht mehr gegenseitig kennen, also Absprachen unmöglich oder mindestens aufwendiger als Konkurrenzverhaltenweisen sind. Mikroökonomen lieben Oligopole, und dort wären die Kurvenverläufe nichtlinear, was die Sache wesentlich verkomplizieren würde. Aber mein kleines Modell dient auch eher dem grundsätzlichen Verständnis als der absoluten Lösung bis zur letzten Ecke der Möglichkeiten.
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Jetzt mach mir keine Angst.

Um vielleicht etwas klarer zu sehen, ich schreibe keine rein ökonomische Analyse. Ich betrachte das alles ökonomisch, aber natürlich ohne auf Differentialgleichungen einzugehen. Trotzdem bin ich der Überzeugung, daß man gerade bei solchen Dingen, die Grundlage einer Arbeit sind, möglichst ins Detail gehen sollte, deshalb der ganze Aufwand, den ich mache. Außerdem muß ich ausgehend von dieser Grundlage selbstständige Schlüsse auf das (idealerweise) zweckrationale Verhalten des Anbieters ziehen. Da ist es wohl von Vorteil, wenn die Ausgangsposition grundsolide ist.

Aber da auf einem solchen illegalen Markt wohl ein Oligopol entstehen würde, kann man in wenigen Worten kurz umschreiben, wie sich dann ALLES ändert? *g*

Ich weiß zum Beispiel, daß man teilweise nach dem Gewinn optimieren kann, weil sich der Output jedes Oligopolisten stärker am Markt auswirkt. Und ich weiß von einem cournotschen Punkt. Das ist sicherlich hochexplosives Halbwisssen und brandgefährlich, aber trotzdem ein Anfang.

eris
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Man kann es eigentlich ganz einfach erklären (nur die Rechnung ist dann viel sackstandiger): in meiner PDF habe ich (auf S. 2) einen linearen Elastizitätsverlauf angenommen. Einer Preisänderung steht imemr eine entsprechende Nachfrageänderung gleichen Umfanges gegenüber. Steigerst Du den Preis um 1 Euro, verlierst Du immer die gleiche Anzahl von Nachfragern - egal, ob der Preis von 2 auf 3 oder von 100 auf 101 Euro erhöht wird. Dies gilt, solange Preis &lt; Prohibivpreis.

In einem Oligopol würde der Verlauf dieser Elastizitätskurve nichtlinear, also &quot;geschwungen&quot;: erhöhst Du den preis (in einem Oligopol) von 2 auf 3 Euro, so verlierst Du mehr Nachfrager, als wenn Du ihn von 100 auf 101 Euro erhöhst (wiederum nur solange Preis &lt; Prohibivpreis).

Das würde meine Rechnung mit Popt unmöglich machen, und den &quot;offiziellen&quot; Weg über die Ableitung (S. 4) wesentlich erschweren, denn die Nachfragefunktion wäre dann nicht mehr vom Typ N = a + bx, sondern mindestens quadratisch, also vom Typ N = a + bx + cx².
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Glaube sagen zu können, daß mein Nutzen vom tiefgreifenden Verständnis von etwas mit quadratischen Funktionen den Aufwand nicht rechtfertigen würde. Die wörtliche Umschreibung von dem, was dann im Oligopol passiert, reicht mir also vollkommen aus. Viel Spaß mit dem Gemüse.

eris
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Du solltest lieber mit Harrys Erläuterungen zum Polypol vorlieb nehmen. Ansonsten werd ich dir was über Industrieökonmik, Preistheorie, Spieltheorie, Entscheidungstheorie, Wohlfahrtsökonomik, öffentliche Güter, Anreizkompatibilität etc. erzählen müssen.
Du kannst dir an der Uni die Bücher von Helmut Bester &quot;Industrieökonomik&quot; bzw. Susanne Wied-Nebbeling &quot;Preistheorie&quot; ausleihen,aber die Oligopolmodelle würden dich mathematisch erschlagen. Etwas einfacher und anschaulicher (populärwissenschaftlicher) erklärt es der Besanko in seinem englischsprachigen Buch &quot;Economics of Strategy&quot; -&gt; das müßte auch dir als Jurist nicht zu schwer sein.
Es ist ehrenswert, daß du dir soviel Gedanken machst und eine möglichst breite und allg. Grundlage schaffen willst. Bedenke jedoch daß:
1. der Korrektor deiner Arbeit ein Jurist sein wird
2. wenn du es sehr gründlich haben willst, dann mußt du tief in die Entscheidungstheorie (Bernoulliprinzip, Erwartungsnutzen), in die Mikroöknomik, in die Theorie externer Effekte, teilweise in die Instutitionsöknomik und auch in die Spieltheorie einsteigen. Da ich weiß, daß Juristen sich schon schwer tun betriebswirtschaftliche Steuerlehre zu verstehen, mit den ganzen Kapitalwertberechnungen NACH Steuern, möchte ich dir die Ausführungen ersparen, warum die einfache Gewinnformel von Harry, selbst wenn man sie in eine Kapitalwertrechnung reinquetscht, trotzdem falsch sein kann. Kapitalwertvorteilhaftigkeit gilt nur bei risikoneutralen Investoren. Wenn sie risikoavers sind, müßtest du die Kapitalwertformel (antiziperte künftige &quot;Plangewinne&quot; abdiskontiert auf den Entscheidungszeitpunkt) um Nutzenfunktionen erweitern.
Das würde dann so aussehen: Co = -ao + Nutzenfunktion (Gewinn1 * (1+i)^ - 1)) + Nutzenfunktion (Gewinn2 * (1+i)^ -2)) + Nutzenfunktion (Gewinn3 * (1+i)^ - 3)) + etc. EDIT: hab vergessen, daß du dann das Problem hättest einen geeigneten Zinsfuß i zu finden, weil du bei Prohibition ja keinen echten Finanzmarkt hast, wo du als Bandit in risikoarme Wertpapiere investieren könntest. Außerdem ist i der Zinsfuß der besten Alternative zum betrachteten Investitionsobjekt. Wenn du also Drogen als Investitionsobjekt hast, dann mußt du ein Gut finden, welches die beste Alternative ist und irgendwie dafür auf einem schwarzen oder legalen Gütermarkt über eine Zeitreihe einen Zinsfuß ermitteln. Der Zinsfuß spiegelt nämlich Zeitpräferenz wieder. D.h. du müßtest wenn Alkohol die beste Alternative für deine Drogen wäre, gucken, welche Zeitpräferenz das betrachtete bzw. befragte Individuum hat. D.h. du müßtest einen repräsentativen Alkohol-Konsumenten fragen, ob ihm z.B. 1 Flasche Wodka heute lieber ist, als 2 Flaschen Wodka morgen. Du müßtest dann so lange fragen, bis du ein Gleichgewicht zw. der Anzahl an Wodka heute und der Anzahl der Wodkaflaschen morgen findest. Dann müßtest du dir überlegen, wie du einen nicht-monetären aber mengenmäßigen Diskontfaktor 1/(1+Lambda) definierst. Und dann müßtest du eine Stichprobe von 1000 befragen, und einen statistisch durschnittlichen Diskontfaktor ermitteln.
Die Nutzenfunktion kann streng konvex, oder streng konkav, nur konvex, nur konkav sein, sie kann aber auch mehrere Wendepunkte haben. Und das schlimmste ist, daß die Nutzenfunktion nicht vom Himmel fällt, wie manche Mikroökonomen tun, sondern von fleißigen Statistikern und Ökonometrikern mit ausgefeilten Regressionsverfahren aus Daten geschätzt wird. Hier hast du dann erst recht ein Problem eine intersubjektiv nachprüfbare Ausgangsbasis zu schaffen weil: die Ökonometriker nur Stichproben nutzen und zur Validation der Modelle diese ständig erheben müssen. Ferner sind die Modelle der Ökonometriker nicht trivial und da tun sich selbst die Volkswirte schwer. Die Modelle der Volkswirte wie Spieltheorie wiederum, welche die Ergebnisse der Ökonometriker aufgreifen, sind für uns BWLer nicht trivial. Und die Modelle der BWLer wie Kapitalwert, Entscheidungstheorie sind für euch Juristen nicht trivial. D.h. um eine 100% korrekte Ausgangsbasis zu schaffen, müßtest du dich zuerst in die quantitativen finanzmathematischen BWL-Methoden einlesen. Dann müßtest du eine Stufe höher gehen und dich in die Methoden der VWLer einlesen. Und dann wenn du noch nicht durchgedreht bist, mußt du dich in mathematische Statistik und in Ökonometrie einlesen. Ich weiß nicht wie du das siehst, aber ich halte es für einen Jurastudenten unmöglich sich in kurzer Zeit so etwas reinzuziehen. Und rein populärwissenschaftlich kann ich dir nicht die gesamte Oligopoltheorie erklären, weil die wesentliche Erkenntnisse aus den Ergebnissen der ganzen mathematischen, volkswirtschaftlichen Modellen resultieren: Nash-Cournot-Mengen-Wettbewerb, Betrand-Preiswettbewerb, Cournot-Zweiphasen-Preistwettbewerb, Stackelberg-Duopol um mal die berühmtesten 4 von 10, welche mir auf die Schnelle einfallen, zu nennen.
Ich würd dir raten, wenn du zufällig in deinem Jurastudium Steuern hast, dann geh zum Fachbereich Finanzwissenschaften (Finanzwissenschaft ist die VWL-Sicht auf Steuern, Sozialabgaben, und auch auf Steuerkriminalität) und frag dort einen Finanzwissenschaftler ob er in der Lage ist, dir als Jurist das ganze vereinfacht anhand der Steuerinzidenz zu erklären. Dann müßtest du nur noch von der Steuerinzidenz auf deine Prohibitionsfrage eine Transferleistung vollbringen. Zum Selbststudium würde ich dir Feess und Weimann Umweltöknomik bzw. Umweltökonomie empfehlen. Beide Bücher sind einfach geschrieben, enthalten viel über externe Effekte, Oligopol, Spieltheorie, Anreizkompatibilität und stellen sehr anschaulich dar, was die normalen VWL-Bücher nicht schaffen.

MfG und viel Glück ;)

Zitat
Jetzt mach mir keine Angst.

Um vielleicht etwas klarer zu sehen, ich schreibe keine rein ökonomische Analyse. Ich betrachte das alles ökonomisch, aber natürlich ohne auf Differentialgleichungen einzugehen. Trotzdem bin ich der Überzeugung, daß man gerade bei solchen Dingen, die Grundlage einer Arbeit sind, möglichst ins Detail gehen sollte, deshalb der ganze Aufwand, den ich mache. Außerdem muß ich ausgehend von dieser Grundlage selbstständige Schlüsse auf das (idealerweise) zweckrationale Verhalten des Anbieters ziehen. Da ist es wohl von Vorteil, wenn die Ausgangsposition grundsolide ist.

Aber da auf einem solchen illegalen Markt wohl ein Oligopol entstehen würde, kann man in wenigen Worten kurz umschreiben, wie sich dann ALLES ändert? *g*

Ich weiß zum Beispiel, daß man teilweise nach dem Gewinn optimieren kann, weil sich der Output jedes Oligopolisten stärker am Markt auswirkt. Und ich weiß von einem cournotschen Punkt. Das ist sicherlich hochexplosives Halbwisssen und brandgefährlich, aber trotzdem ein Anfang.

eris
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Eigentlich könnte alles so schön sein...

Ich habe vor gut einem Monat angefangen mich in die Materie einzulesen, dann angefangen zu schreiben. Vor knapp 2 Wochen war ich dann brutal erkältet und habe mir ein Paar Tage Auszeit gegönnt. Nach den Tagen habe ich mir meine Ausarbeitung dann durchgelesen und gemerkt, daß das alles Mist war.

Also habe ich mich aufgemacht, das Ganze zu strukturieren, habe Literatur gelesen, nur zu Bruchteilen verstanden und habe dann Vorgestern gedacht, daß jetzt alles ganz großartig ist, weil die Grundlage für meine Erläuterungen zur Initialwirkung dahingehend, Organisationsstrukturen zu bilden um das Kriminalitätsrisiko zu minimieren, ökonomisch Hand und Fuß hatte.
Als ich dann heute Morgen noch sozusagen die Bestätigung dafür bekommen habe, daß das in etwa richtig war, was ich mir da zusammengedacht habe, bin ich fast in Freudentränen ausgbrochen.

Jetzt sieht es so aus, als hätte ich wieder einen Grund zum heulen.
Wenn ich das alles so lese, merke, daß ich davon wirklich überhaupt nichts verstehe ( Zinsfuß? ), kommt mir meine Ausarbeitung vor wie die Zeichnung eines Dreijährigen von einer Sonnenblume neben dem Werk von van Gogh. Zum Heulen, wirklich.
Wo liegt denn jetzt der Unterschied zwischen Opportunitätskosten und Transaktionskosten?

Scheint so, als würde das ein Pfingstwochenende zu Hause am PC bedeuten, und unendliches Umschreiben.

eris
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Guten Abend,

Zitat
Wo liegt denn jetzt der Unterschied zwischen Opportunitätskosten und Transaktionskosten?


Ich bin Betriebswirt, und neige eher dazu, die Opportunitätskosten als kalkulatorische Kosten zu bezeichnen. Das ändert aber nichts daran, daß sie darin bestehen, etwas nicht zu tun. Du investiert Kapital in ein Unternehmen, so daß dieses Kapital nicht mehr auf dem Kapitalmarkt angelegt werden kann, denn es steckt ja im Unternehmen. Also mußt Du (mindestens) den Kapitalmarktzins vom Unternehmen rauskriegen - also indirekt vom Kunden. Das ist ein kalkulatorischer Zins, also eine Opportunitätskostenart.

Transaktionskosten sind die Kosten einer Transaktion. Du überweist Geld (die Transaktion), die Bank will dafür 20 Cent Gebühr (die Transaktionskosten). Oder, etwas heftiger (und etwas off-topic): ein Spinnenweibchen paart sich mit einem Spinnenmann (die Transaktion, *lechz*). Nachher wird er von ihr gefressen (die Transaktionskosten, etwas höher) *grausel*

Eigentlich quite easy, eh?
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&quot;Oder, etwas heftiger (und etwas off-topic): ein Spinnenweibchen paart sich mit einem Spinnenmann (die Transaktion, *lechz*). Nachher wird er von ihr gefressen (die Transaktionskosten, etwas höher) *grausel* &quot;
:D :D
Haha!! Gutes Bild! Benutz ich ab jetzt. Hat mich echt zum lachen gebracht (vor allem das &quot;grusel&quot; hinterher)
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Hm, ich finde das doof, weil das Thema &quot;Prohibitivpreis geht gegen unendlich&quot; meine Argumentation kaputt macht.

Ich habe das so gesehen, daß durch die (ich bleibe jetzt mal dabei) Opportunitätskosten, die als Preis aufgeschlagen werden, die Möglichkeit besteht - wenn man alles andere erstmal ausblendet - große Gewinne einzufahren. Die Möglichkeit ist einem im Idealfall der Prohibition versperrt, da die Kosten so hoch sind, daß der Preis, den man verlangen muß, über dem Prohibitivpreis liegt. Das hat dann Initialwirkung dahingehend, daß man versucht über das &quot;Organisierte Kriminalität&quot; das Kriminalitätsrisiko zu senken, damit die Kosten senkt, den Preis unter den Prohibitivpreis drückt, und anfangen kann zu verkaufen.

Wenn der Prohibitivpreis aber gegen unendlich geht, macht das keinen Sinn, da man schon vorher versuchen kann zu verkaufen. Egal wie hoch die Kosten sind, der daraus resultierende Preis wird immer unter dem Prohibitivpreis liegen. Wenn man jetzt Organisationsstrukturen bildet um das Risiko zu senken, und dadurch die Kosten sinken, ist doch eigentlich nur die Folge, daß man mehr verkaufen kann, weil man den Preis niedriger ansetzen kann, oder? Macht man dadurch mehr Gewinn als wenn man den Preis einfach so läßt wie er ist ( also hoch )?

Dann habe ich das mit dem Argument der Oligopolbildung nicht verstanden (mal was ganz neues *g*). ich dachte Oligopole ist das, wenn nur wenige Anbieter am Markt sind. Was hat das mit einem unendlich hohen Prohibitivpreis zu tun?

Sollte ich jetzt verzweifen, oder besteht noch Hoffnung?

eris
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Das Schwierige an der Aufgabe ist wirklich, wie tief Du da ins Detail gehen willst. Die Ausführungen des Kollegen, was Du alles lesen kannst stimmen soweit - wenn es darum geht, das alles mathematisch genau zu erfassen. Stimmt auch: Oligopolpreisbildung ist ein ziemlich heißes Thema - die Diagramme sehen ein bißchen aus wie Wetterkarten ;-)
Ich schlage zur Vereinfachung vor - um es mit den Worten auszudrücken &quot;populärwissenschaftlich&quot; - einfach wirklich von Monopolpreisbildung auszugehen, weil z.B. in der Prohibition kein Kartellgesetz die Anbieter von Absprachen abhalten kann (abgesehen davon inwieweit es das in legalen Märkten vermag) - also wirklich sowas wie Monopole entstehen. Um den Effekt zu erklären reicht diese Verinfachung aus.
Frage ist: Was ist das Ziel? Auf was willst Du am Ende hinaus?

Das mit Volkswirtschaft und Mathematik ist so eine Sache. Es gibt Leute, die behaupten, dass &quot;man&quot; VWL nur verstehen kann, wenn &quot;man&quot; die mathematische Seite kennt, wiederum andere sind der Ansicht, dass &quot;man&quot; für VWL ein intuitives, gefühlsmäßiges Verständnis entwickeln kann. Irgendwann erreicht das ganze ein solche Abstraktionsniveau, dass Dir Zahlen auch nicht wirklich weiterhelfen.
Abgesehen davon - selbst der weithin als größter Kopf dieses (bzw. des letzten) Jahrhunderts ausgemachte Einstein hat seine Ideen erst aus dem Bauch entwickelt und sie alle erst viel später durchgerechnet. Also keine Panik vor Dingen, die schlimm klingen und nicht wirklich dramatisch sind.
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Richtig ins Detail gehen will ich natürlich nicht. Immerhin habe ich für diese Darstellung der Grundsituation beim Eintreten von Prohibition knapp 2 Seiten zur Verfügung. Es reicht also bisher nur aus um zu sagen, daß die Möglichkeit besteht große Gewinne zu erzielen. Den Grund dafür sehe ich in der künstlichen Verknappung und den Opportunitätskosten, die man als Anbieter ja komplett einstreicht, wenn man nicht erwischt wird.
Dann habe ich weiterhin geschlossen, daß die Kosten so hoch sein werden, daß der verlangte Preis über dem Prohibitivpreis liegt und daher eigentlich keine rentable Unternehmung möglich ist. Logisch, es wird ja nichts verkauft.

Von dieser Grundlage gehe ich also aus. Der Anbieter wird versuchen das Kriminalitätsrisiko zu senken um den Preis unter den Prohibitivpreis zu bekommen. Das klappt am effektivsten mit Organisationsstrukturen. Die rolle ich dann einzeln auf und bewerte. Das ist der Großteil meiner Arbeit. Also knapp 10 Seiten.

Wenn ich nun aber die These aufstelle, daß der Prohibitivpreis unendlich groß ist, dann hat der anbietende Akteur am Markt ja nun nicht wirklich den großen Anreiz Organisationsstrukturen herauszubilden. Gut, er kann damit mehr verkaufen, wird effizienter und er senkt auch das Risiko...etc.
Das klingt dann aber irgendwie nicht mehr so toll.

eris

Nachtrag: Ich versuche mal darszustellen, worauf ich hinaus will. Ich habe die Arbeit sozusagen fertig. Ich habe den Anfang, also was Drogen sind, was Prohibition ist, was Organisierte Kriminalität ist. Dann habe ich, daß Prohibition im Idealfall theoretisch funktioniert, also Organisierte Kriminalität keinen Raum hat. Nächster Punkt ist dann, daß es ja in der Realität einen Markt gibt, Prohibition also nicht funktioniert oder durchgesetzt werden kann.

Dann habe ich das &quot;Ende&quot;. Wenn man voraussetzt, daß es Organisierte Kriminalität gibt, dann hat das einen Grund. Der wird darin liegen, so das Kriminalitätsrisiko zu verringern, also Strafverfolgung entgegenzuwirken.
Da habe ich dann einige Aspekte aufgeführt und bewertet.

Mir fehlt also nur noch die Weichenstellung in der Mitte - auf 2 Seiten etwa. Da muß rein wie die Situation unter Prohibitionsbedingungen wirklich ist, warum es große Gewinne zu erirtschaften gibt, wie der Gewinn maximiert werden kann, und warum man um zu maximieren/ oder überhaupt erst verkaufen zu können das Kriminalitätsrisiko senken wollen wird. Heute Abend komme ich damit aber wohl nicht weiter. Also, bis Morgen.
« Zuletzt durch eris am 04.06.2006 00:08 Uhr bearbeitet. »
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Was willst Du zeigen?
Dass Prohibition als Mittel funktioniert oder dass es nicht funktioniert?
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Ich will zeigen, daß sie nicht funktioniert. Jedenfalls nicht in der Realität. Der ökonomische Grundsatz scheint in der Theorie gut zu sein, läßt sich aber nicht umsetzen, da irgendwann der Aufwand Verbotsdruck zu erzeugen zu groß wird.

eris
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Danke, die habe ich auch schon gefunden gehabt, nachdem hier der Tip mit &quot;Pommerehne&quot; aufgekommen war. Hat mir leider nicht wirklich viel gebracht. Ich habe mir nämlich die Sache mit der Preisdiskriminierung im Monopol mal durch den Kopf gehen lassen. Da unterscheidet er zwischen Einstiegsmarkt und Abhängigenmarkt. Klingt zuerst ja ganz interessant, aber ich habe noch nie von zwei verschiedenen Preisen auf dem Drogenmarkt gehört. Glaube auch nicht, daß man das umsetzen könnte.

Aber was haltet ihr, die ihr Ahnung habt, denn von folgender Überlegung?

1)Der soziale Akteur wird sich für illegale Märkte entscheiden, wenn er da größere Gewinne machen kann als auf legalen Märkten.

2)Großen Gewinn erzielt man, wenn man viel zu einem großen Preis verkauft und dabei geringe Kosten hat.

3)Durch staatlichen Verbotsdruck steigen die Opportunitätskosten, der Preis steigt.

4)Die Ware wird verknappt, sie ist eben nicht mehr überall erhältlich.
Der Anbieter kann also den Preis so weit erhöhen bis Angebot=Nachfrage.

5)Es bilden sich Oligopole, die Oligopolisten schließen sich zu Kartellen zusammen und bilden vielleicht sogar ein Kollektivmonopol. So kann man den Preis so weit erhöhen, bis die Konsumentenrente Null beträgt.

6)Verkaufen kann man jetzt zu diesem äußert profitablen Preis nur, wenn er unter dem Prohibitivpreis liegt.

7)Prohibitivpreis liegt bei unendlich, da manche Nachfrager bereit sein werden Unsummen zu zahlen um an die Drogen zu kommen. Allerdings ist die Nachfragekurve nicht linear, sonder (keine Ahnung wie das heißt, Mathe in der Schule ist schon zu lange her, und war ohnehin für mich eher uninteressant) &quot;so komisch gebogen&quot;. *g*

8)Der Anbieter wird also am Markt umsetezen können, da die Nachfrage unelastisch ist.

9)Damit erreicht er aber keinesfalls das Gewinnmaximum. Vermittelt durch den hohen Preis werden nur wenige bereit sein astronomische Preise zu zahlen.

10)Um nach dem Gewinnmaximum zu optimieren wird er den Preis senken müssen, da er bei niedrigem Preis mehr verkauft.

11)Durch hohe Anzahl von verkäufen steigt auch das Kriminalitätsrisiko und er muß den Preis wieder nach oben korrigieren.

12)Es bleibt ihm nichts übrig als das Risiko zu minimieren, wenn er gewinnmaximierend am Markt tätig sein will.

13)Möglichkeit ist einmalseine eigenen Kosten zu minimieren, also seine Organisation zu überarbeiten, oder andererseits zu versuchen durch gezielte Strukturbildung der Strafverfolgung aus dem Weg zu gehen.

14)Richtig?Logisch?Vertretbar?Bitte!

eris
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Wie gesagt - kommt auf den Rahmen an. Soweit ist das für mich OK, bis auf Punkt 10. Bei unelastischen Gütern (oder bei normalen Nachfragefunktionen im Bereich der Preiselastizität von &lt;1) erzielt der Anbieter durch Preissenkung nicht mehr, sondern weniger Gewinn, da die steigende Menge den Verlust durch Preissenkung nicht kompensieren kann. Insofern hat der Anbieter auf diesen Märkten gar kein Interesse an Preissenkungen - im Gegenteil.
Genau deshalb &quot;freuen&quot; sich Drogenbarone über unsere Drogenpolitik, weil sie daurch immer wieder den Preis anziehen können, ohne dass ihre Gewinne großartig sinken. Und genau deshalb ist ja auch die kontrollierte Freigabe aller Drogen das ökonomisch sinnvollste für die Volkswirtschaft und so ziemlich das gemeinste, was wir den Drogenbaronen antun können, weil sie dann nicht mehr hilflose staatliche Stellen als Gegner haben, sondern internationale Pharmakonzerne....
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Muß ich sagen, verstehe ich nicht wirklich. Das würde mir nur einleuchten, wenn die Nachfrage komplett unelastisch wäre. Ich gehe aber davon aus, daß das nie der Fall sein wird. Lediglich ein paar Leute werden jeden Preis zu zahlen bereit sein. Die Menge potentieller Nachfrager besteht ja auch aus Erst- oder Gelegenheitskonsumenten, die sich sehr elastisch verhalten.

Wenn man davon ausgeht, daß die Nachfrage so enelastisch ist, daß man den Preis nicht senken braucht, also immer einfach den Preis erhöhen kann, um mehr Gewinn zu erzielen, besteht ja eigentlich gar kein Interesse mehr daran ( zweckrational betrachtet ) gegen das Kriminalitätsrisiko vorzugehen. Das könnte man dann ja viel einfacher haben, indem man einfach den Preis erhöht und damit das Risiko kompensiert.

Oder habe ich da jetzt etwas nicht beachtet?

eris
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Naja, dann stellt sich für mich trotzdem noch die Frage danach, warum der Anbieter versuchen wird das Kriminalitätsrisiko zu senken. Das muß für ihn ja einen signifikanten Vorteil bringen, da er sonst einfach immer weiter die Preise erhöhen kann, und damit glücklich wird.

Auf meinem derzeitigen Verständnisniveau würde ich dazu tendieren zu sagen, daß er das macht weil die Nachfrage nicht komplett unelastisch ist. Er wird also bei einer Preissenkung wesentlich mehr Verkaufen. Der dadurch erzielte Gewinn wird höher sein als der, den er bei einer einfachen Erhöhung der Preis erzielen kann.

eris
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Is auch die Frage, wen Du alles als Anbieter annimmst. Die Drogenbarone z.B. in Afghanistan oder in Kolumbien unternehmen ja auch nicht wirklich viel, um ihr Kriminalitätsrisiko (erwischt zu werden) zu senken. Die Kolumbianer wie die Afghanen bewaffnen sich vorrangig nicht gegen staatliche Gegner, sondern gegen andere Banden.
Die Anbieter hierzulande - das ist wiederum was anderes - die organisiseren sich natürlich stärker.
Kommt jetzt ein Faktor ins Spiel (Mancur Oloson) der sog. Abstand zur Macht. Will heißen - für wie wahrscheinlich hält der Anbieter es, dass ihm jemand an der Larren fahren kann.
Spieltheoretisch ist die Wahrscheinlichkeit zur Kooperation eben die Transktionskosten mal die wahrgnommene Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden. Je größer also der Abstand zur Macht, desto geringe die Bereitschaft zur Kooperation und damit desto geringer die Notwendigkeit das Risiko erwischt zu werden durch eigenes Handeln zu senken.
Das ist bei einem deutschen Kleindealer anders, als bei einem kolumbianischen Koksboss. Der sitzt gemütlich irgendwo auf seinem Anwesen und lacht sich ins Fäustchen über die staatliche Drogenpolitik. Ähnlich verhält es sich wahrscheinlich mit den afghanischen Warlords (die sich aus Opiumanbau finanzieren).
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Da ich induktiv betrachte, also anhand des Drogenmarktes in Deutschland auf das Verhältnis Prohibition/OK schließe, sind Anbieter für mich nur diejenigen, die auch am deutschen Markt anbieten. Ich betrachte also deutsche Groß- und Einzelhändler.

eris
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Noch ein mal: du bist Jurist und mit deiner Leistung bist du doch ganz gut! Niemand erwartet von dir, daß du etwas leistest, was nicht mal 50% meiner BWL-Mitstudenten schaffen. Hey Junge, Kopf hoch!
Ich hab schon mal ein Proseminar in Mikroökonomie im Grundstudium mit Sozialwissenschaftlern zusammen absolviert, die als Nebenfach VWL hatten. Während ich viel Zeit und Mühe darin investiert hatte und am Ende nur 2,7 bekommen hab, haben die Sozis jeweils eine 3,0 bekommen, obwohl deren Arbeit und Vortrag das Niveau eines Wirtschafts-LKs hatte. Der VWL-Prof hat bei denen &quot;sanfte&quot; und bei mir als BWLer &quot;harte&quot; Maßstäbe bei der Bewertung angelegt. D.h. wenn er dich beurteilen würde, dann würd er dir nur aufgrund der Tatsache, daß du Jura und nicht WiWi studierst eine Note höher geben. Und da aber dein Prof, für den du die Arbeit schreibst, ja selber Jurist ist, dann kannst du von zwei Noten höher ausgehen, als du dich selber einschätzt. D.h. du müßtest für deine bisherigen Bemühungen mind. 3,0 bekommen.
Und in einer Seminararbeit muß man nicht neue Forschungshorizonte auftun. Ich zitiere meinen Dozenten Dr. Ahlemann, bei dem ich letztes Semester eine Arbeit geschrieben hab: &quot;Seminararbeit ist eine Literaturrecherchearbeit, da wird nicht verlangt, daß man als Schreiber alles verstanden hat, sondern nur beweisen, daß man als Student sauber Literatur recherchieren, zitieren und ordnen kann.&quot;
Oder schreibst du etwa Diplomarbeit oder gar Doktorarbeit? :eek: :shock:


Zitat
Eigentlich könnte alles so schön sein...

Ich habe vor gut einem Monat angefangen mich in die Materie einzulesen, dann angefangen zu schreiben. Vor knapp 2 Wochen war ich dann brutal erkältet und habe mir ein Paar Tage Auszeit gegönnt. Nach den Tagen habe ich mir meine Ausarbeitung dann durchgelesen und gemerkt, daß das alles Mist war.

Also habe ich mich aufgemacht, das Ganze zu strukturieren, habe Literatur gelesen, nur zu Bruchteilen verstanden und habe dann Vorgestern gedacht, daß jetzt alles ganz großartig ist, weil die Grundlage für meine Erläuterungen zur Initialwirkung dahingehend, Organisationsstrukturen zu bilden um das Kriminalitätsrisiko zu minimieren, ökonomisch Hand und Fuß hatte.
Als ich dann heute Morgen noch sozusagen die Bestätigung dafür bekommen habe, daß das in etwa richtig war, was ich mir da zusammengedacht habe, bin ich fast in Freudentränen ausgbrochen.

Jetzt sieht es so aus, als hätte ich wieder einen Grund zum heulen.
Wenn ich das alles so lese, merke, daß ich davon wirklich überhaupt nichts verstehe ( Zinsfuß? ), kommt mir meine Ausarbeitung vor wie die Zeichnung eines Dreijährigen von einer Sonnenblume neben dem Werk von van Gogh. Zum Heulen, wirklich.
Wo liegt denn jetzt der Unterschied zwischen Opportunitätskosten und Transaktionskosten?

Scheint so, als würde das ein Pfingstwochenende zu Hause am PC bedeuten, und unendliches Umschreiben.

eris
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Ja, schon klar. Ich fürchte ich bin da vom Hundertsten ins Tausendste gekommen. Allerdings wohl nicht grundlos. Gerade die Stelle finde ich in meiner Arbeit die wirklich interessante, da ich hier den Grund dafür beschreibe, warum die diversen Anbieter am Markt das Bestreben zeigen sich zu organisieren und Netzwerstrukturen herausbilden. Ich will das also nicht bis ins Detail darstellen oder klären, sondern nur sauber darstellen warum das so ist. Leider brauche ich dafür wohl ein wenig tiefgreifendes Verständnis, das sich so gar nicht mit meinem Unvermögen beim Begreifen der Volkswirtschaft verträgt.

eris
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So, ich hab mir nun mal ein paar Gedanken über das Ursprungsposting gemacht, um überhaupt einen Einstieg zu haben, also eine Ausgangssituation:

Ist Prohibition Entstehungsfaktor für Organisierte Kriminalität?

Grundgedanke: freier Markt vs. Prohibitiver Markt.

1. Freier Markt für Drogen:
Wenn Drogen ein normales Gut wären, dann würde der Preismechanismus der unsichtbaren Hand nach Adam Smith dafür Sorgen, daß im Zeitablauf Angebot = Nachfrage gilt. Aber Drogen sind Suchtgüter, weshalb man von einer streng konvexen Nutzenfunktion wie z.B. U (x) = x² ausgehen kann. Somit ist zwar das erste Gossensche Gesetz „mehr ist immer besser“ immer noch gültig, aber das zweite Gossensche Gesetz „der Grenznutzen des Gutes ist abnehmend, weil die Nutzenfunktion streng konkav ist“ wäre verletzt, weil nicht mehr gilt: &lt; 0, denn die zweite Ableitung von x² ist ja 2.
2. daraus ergibt sich, falls wir als Substitut für Drogen Alkohol als zweites Suchtgut hernehmen eine streng konkave Indifferenzkurve und wir haben bei gegebener Budgetgeraden aus Sicht des Konsumenten nur Randlösungen, welche pareto effizient sind. D.h. konkret, daß für ein gegebenes Budget b = p1 * x1 + p2 * x2 der Konsument entweder sein ganzes Geld für Drogen oder für Alkohol ausgeben wird, weil Randlösungen ja auf einem Diagramm entweder direkt auf der Ordinate oder Abszisse liegen, sprich entweder auf der x2-Achse (Drogen) oder x1-Achse (Alkohol).
3. Davon ausgehend, ist es klar, daß es keine nachgefragten Güterbündel aus (x1;x2), sondern nur (x1;0) oder (0;x2) geben wird. Die Grenznutzenfunktion ist die Nachfragekurve des Konsumenten
4. aus Anbietersicht ist die Grenzkostenfunktion ist die Angebotskurve.
5. Jetzt ist die Frage, ob es zu einem Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kommt?
6. Ja dazu wird es kommen, wenn sich Angebotskurve und Nachfragekurve schneiden.
7. Beide schneiden sich in einem Punkt, wenn sie keine Wendepunkte haben, streng monoton und stetig verlaufen und wenn die Nachfragekurve mit steigendem Preis fallend und die Angebotskurve mit steigendem Preis steigend ist.
8. Wir haben aber das Problem, dass die Nachfragekurve für Suchtgüter generell als Grenznutzenfunktion ja steigend ist mit der konstanten Steigung von z.B. 2 unabhängig von p.
9. Somit muß für ein Gleichgewicht der Anbieter einfach einen anderen Steigungskoeffizienten wählen für seine Grenzkostenkurve. Er wird ihn so wählen, dass er gegen Null aber nie Null wird.
Wenn Prohibition eingeführt wird, dann ist das ein Phänomen außerhalb des Marktes, also ein externer Effekt. Aus der Umweltökonomik ist bekannt, dass man externe Effekte durch eine Subvention, oder durch eine Pigout-Steuer, oder durch Zertifikate internalisieren kann. Das passt aber für den Drogenmarkt nicht, weil man weder vom Staat eine Pigou-Steuer verlangen, noch ihn zum Erwerb eines Verschmutzungszertifikat bewegen kann. Subvention für den geschädigten Dealer seitens des Staates ist auch nicht drin. Der Dealer könnte aber durch erhöhte Preise, welche über denen des oben genannten Gleichgewichtspreises liegen, so eine Art Subvention vom Drogenkäufer kriegen. Das Problem wird sein, ob der Drogenkäufer überhaupt einen finanziellen Spielraum für eine Subventionszahlung hat, wenn schon oben festgestellt wurde, dass er für das Suchtgut im freien Markt das gesamte Budget b = p2 * x2 ausgeben wird.



Zitat
Wunderschönen guten Tag zusammen,

wie die Überschrift hoffentlich deutlich gemacht hat, studiere ich Jura und nicht BWL. Jedenfalls befasse ich mich gerade im Rahmen einer Seminararbeit mit der hochinteressanten Frage, ob Prohibition Entstehungsfaktor für Organisierte Kriminalität ist. Die Arbeit ist auch fast fertig, es fehlen lediglich hier und da einige kleine Überarbeitungen.

Und da kommt dieses Forum ins Spiel. Ich persönlich habe nämlich von Ökonomie, sofern sie über das hinausgeht, was man als gesunden Menschenverstand betrachten kann, keine Ahnung. Es wäre also schön, könnte mir jemand sagen, ob meine Gedanken &quot;richtig&quot; sind.

Ich gehe davon aus, daß Prohibition für den Anbieter am Markt Kosten erzeugt. Das Kriminalitätsrisiko. Er muß also Angst haben beim Verkaufen von Drogen erwischt zu werden, und dann einen bestimmten Betrag X zahlen zu müssen ( oder er muß ins Gefängnis und hat dann einen Verdienstausfall ). Für einen Betrag Y, den er auf seinen Preis aufschlagen wird ist er dann aber bereit das Risiko zu tragen.

Meine erste Frage: In einer ökonomischen Rechnung, sind das wirklich Kosten? Kosten sind für mich eigentlich die klassischen Produktionskosten, also das, was man effektiv ausgibt. Das hier sind ja nur hypothetische Kosten, die dann Grundlage für den Gewinn werden. Was ich damit in der Rechnung machen soll, keine Ahnung.

So, weiter im Text. Der gute Mann wird nun anfangen seiner Unternehmung nachzugehen. Er verkauft Drogen und will viel Geld verdienen. Mit der Anzahl der Transaktionen steigt auch das Risiko erwischt zu werden, und er wird irgenwann Y so groß werden lassen müßen, daß sein Preis über dem Prohibitionspreis liegt, und dann keiner mehr kauft.

Durch die Prohibition wird das Gut künstlich verknappt, die Nachfrage wird also größer als das Angebot sein. Zudem sind nur wenige Anbieter am Markt, demnach bildet sich ein Oligopol. Bisher alles richtig?

Idealfall der Prohibition ist nun, daß der Verbotsdruck so groß ist, daß die hohe Kostenbelastung die Möglichkeit Profite zu erzielen vollständig konsumiert. Der zu verlangende Preis liegt jeweils höher als der Prohibitionspreis.

Frage zwei ist für mich: Natürlich ist die Unternehmung Drogenverkauf jetzt nicht mehr rentabel, er wird sich also überlegen müssen entweder effektiver zu verkaufen, also besser zu organisieren, oder er versucht das Risiko zu senken, und damit die Kostenbelastung.

Ohne das Bestreben etwas gegen die Kostenbelastung tun zu wollen, rein hypothetisch, wie sieht dann so eine Gewinnmaximierungsformel aus? Ich kann den Gedanken leider nicht alleine fassen.

Der Gewinn ist doch das, was übrig bleibt, wenn man vom Produkt aus Stückpreis und Anzahl verkaufter Einheiten die &quot;Kosten&quot; abzieht.
Dann ist der Gewinn maximal an einem Punkt in dem Preis, Absatzmenge und Risiko optimal sind?
Wenn er den Preis erhöht, macht er mehr Gewinn, bei sinkender Nachfrage ( bis zu einem bestimmten Punkt ).
Wenn er viele Verkäufe hat, steigt der Umsatz, damit theoretisch der Gewinn, steigt aber auch das Risiko und er muß den Preis erhöhen. Da Verknappung herrscht, kann er den Preis so weit erhöhen, bis die Nachfrage gleich dem Angebot ist. Wie sich das Oligopol dabei auswirkt ist mir vollkommen unbegreiflich.

Natürlich habe ich schon diverse Bücher zu Rate gezogen, den Varian Mikroökonomie beispielsweise und einiges zur Entscheidungstheorie. Im Internet war ich schon bei www.mikroo.de, aber manges Verständnis für Differentialrechnung komme ich bei meinem Vorhaben einfach nicht weiter. Vielleicht ist ja auch alles richtig, was ich mir so gedacht habe, und ich bin mir einfach nur unsicher, wer weiß?

Ich würde einfach um ein paar Worte bitten, Meinungen, Anregungen. Ich bin da ein dankbarer Abnehmer.

Danke fürs Durchlesen in jedem Fall.

eris
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Ja, schon klar. Ich fürchte ich bin da vom Hundertsten ins Tausendste gekommen. Allerdings wohl nicht grundlos. Gerade die Stelle finde ich in meiner Arbeit die wirklich interessante, da ich hier den Grund dafür beschreibe, warum die diversen Anbieter am Markt das Bestreben zeigen sich zu organisieren und Netzwerstrukturen herausbilden. Ich will das also nicht bis ins Detail darstellen oder klären, sondern nur sauber darstellen warum das so ist. Leider brauche ich dafür wohl ein wenig tiefgreifendes Verständnis, das sich so gar nicht mit meinem Unvermögen beim Begreifen der Volkswirtschaft verträgt.

eris


Das Bestreben sich zu organsieren ist in der Oligopoltheorie begründet.
Ich hab im Kopf ausm SS 2003 VL &quot;Preistheorie&quot;, daß der Prof damals an die Tafel aufgeschrieben hat: &quot;die n Oligopolisten am Markt kriegen OHNE Verhandlungslösung -Organisation, Kartell- nur 1/9 des möglichen Gewinnes. Wenn sie sich untereinander verständigen dann kriegt ein jeder 1/8. Damit ist die dominante Strategie sich untereinander abzusprechen und ein Kartell zu bilden&quot; -&gt; Frag mich aber nicht welches Oligopolmodell dies genau ist.

Für deine Seminararbeit kannst du da berühmte Beispiel des Gefangenendilemmas aufschreiben:

Zwei Kriminelle werden bei einem Raub erwischt. Sie werden in getrennten Zimmern von Polizisten verhört. Jeder kriegt folgendes Angebot:
Du sagst gegen den anderen aus und wenn er nicht gegen dich aussagt, dann kriegst du 1 Jahr Knast, er dafür 10 Jahre. Sagt er auch gegen dich aus, kriegt ihr beide jeweils 5. Sagst du nicht aus und er sagt nicht aus, dann kriegt ihr nur 1/2 Jahr Knast.
Beide wissen nicht wie sich der andere genau entscheiden wird. Die dominante Strategie, welche zum Nash-Gleichgewicht letztendlich führt ist , daß beide gegeneinander aussagen und jeweils 5 Jahre Knast kriegen. Das Nash-Gleichgewicht ist aber nicht Pareto effizient. Denn wenn sich beide vor dem Raub abgesprochen hätten, würden beide nix sagen und schweigen und dadurch jeweils nur 6 Monate kriegen. Daher wird es in einem 2 Periodenspiel zu sog. Lerneffekten kommen, so daß beide, wenn sie nach 5 Jahren rauskommen, sich beim nächsten Raub sicher absprechen werden, damit sie, falls sie beim zweiten Raub erwischt werden, nur 6 Monate sitzen.
Übertragen auf dein Beispiel werden somit Drogendealer, sich untereinander absprechen und organisieren, damit sie ja nicht geschnappt werden, und wenn doch, dann ja nicht gegeneinander aussagen, damit sie die Knastzeit minimieren.
Das kannst du sozusagen als die Weiche in deiner Arbeit einbauen und dann in Worten ausformulieren. Das Gefangenendilemma müßte im Varian drin stehen.
Wenn nicht, geh zu deiner Bibo, guck unter OPAC für FB WiWi nach, wo das Buch von Feess Umweltökonomie steht und leih es dir aus, das Bsp der Gefangenen steht 1:1 so drin, kannst daraus zitieren. Es ist übrigens mit einem lilafarbenen Umschlag versehen und du kannst dir die ISBN-Nummer von Amazon notieren:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3800621878/

Ich würd dir dieses Buch auch generell empfehlen, falls du nach deinem Jurastudium in die Politik gehen willst, weil es einen großteil der Mikroökonomie mit einfachster Mathematik erklärt und auch noch die berechtigte Wut im Bauch von Harry, mir und anderen BWLer über den Zertifikatenhandel für Emissionen in Deutschland erklärt. Ich wünsch mir nämlich als Politiker mehr Juristen mit ökonomischem Verständnis STATT Knalldeppen wie Kurt Beck. Positive Beispiele für Juristen mit ökonomischem Verständnis sind Westerwelle und Merz. Beide haben aber momentan nix zu sagen, leider.

MfG
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Hm, diese ökonomische Analyse des freien Drogenmarktes klingt nach &quot;sehr fundiert&quot;. Ich werde mich damit in der nächsten Stunde mal beschäftigen.
Allerdings gehst du davon aus, daß Drogen eine unelastische Nachfragekurve bedingen, oder? Das finde ich falsch, da ja nicht jeder gleich süchtig ist. Ich schätze, daß nichtmal 10% der potentiellen Nachfrager einen unendlich hohen Prohibitivpreis haben.

Dann das mit der Organisation. Natürlich sind Kartelle, Oligopole und Monopole Organisationsformen, ich stelle aber bei der Organisationsform eher auf etwas ab, das man mit arbeitsteiligem Handeln beschreiben könnte.
Organisierte Kriminalität ist für mich das Streben von 2 oder mehr Beteiligten, die zumindest für einige Dauer arbeitsteilig und unter Verwendung geschäftsähnlicher Strukturen zusammenwirken, um durch die Begehung von Straftaten große finanzielle Vorteile zu erwirtschaften.
Man wird solche Strukturen einrichten um selbst effektiver arbeiten zu können. Also der florierende Drogenverkaufsbetrieb. Einer karrt den Kram ran, der Zweite portioniert, der Dritte verkauft auf der Straße, der Vierte organisiert die Unternehmung, und der Fünfte kümmert sich um das Geldwaschen. Oder man schafft solche Strukturen um sich vor der Strafverfolgung abzuschotten. Wenn man die Arbeit auf Spezialisten aufteilt minimiert man das Risiko erwischt zu werden, etc. .

Und um dann dahin zu kommen, daß das Bestreben besteht solche Strukturen herauszubilden, muß es ja vorteilhaft sein. Ich glaube diesen Vorteil darin zu sehen, daß man dadurch die Kosten unter den Prohibitivpreis bringt, und dann so weit senken kann, daß man die optimale Absatzmenge für den optimalen Gewinn erreichen kann.
Allerdings müßte dann ja gelten, daß man durch mehr Verkäufe zu günstigeren Preisen mehr Gewinn machen könnte als einfach durch Preiserhöhungen bei einer teilweise unelastischen Nachfrage.
Leider kann ich den Beweis nicht bringen. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, daß es funktionieren könnte.

eris
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Ich glaube, daß es zwei verschiedene Aspekte, die wir hier verquirlen.
Einmal die Begründung für die Arbeitsteilung: Das ist doch das alles, warum ein Unternehmen mit spezialisierten Abteilungen und einer Kontroll- und Planungsebene so viel effizienter ist als alles andere. Das ist für mich die Möglichkeit damit Kosten zu senken durch verminden der Entdeckungsgefahr z.B.. Das kann Mikoökonomie vielleicht wirklich nicht, stimmt. Aber der Teil ist auch schon fertig, daran will ich nicht mehr rüttel.
Dann gibt es daneben noch den Grund für die Arbeitsteilung. Und den kann Mikoökonomie wohl liefern. Nämlich das Beschreiben der Kostenbelastung, und der Gewinnmaximierung wenn man die Kostenbelastung senkt, damit den Preis drücken kann, usw. .
Nur um den Teil geht es mir im Moment. Aber danke für die die umfangreiche Literaturangabe und die koparativ statische Analyse nebst Ausführungen dazu. Das klingt alles schon sehr interessant.

Die Masterfrage ist aber immer noch für mich. Wenn ich annehme, daß Drogen keine vollunelastische Nachfrage haben, dann ist es doch möglich durch Preissenkung, und dadurch vermittelt größere Verkaufszahlen, zu meinem Gewinnmaximum zu kommen, oder?

eris
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Deine Aussage ist prinzipiell OK. Preis senken, Umsatz ausweiten, bei unveränderten Rahmenbedingungen wächst der Gewinn. Wenn das Deine Argumentation ist, dann wird die - ich stimme dem englischen Lord zu - ein durchschnittlicher Juraprof kaum in Zweifel ziehen.
Wenn Du wirklich genau sein willst, sprengt das Thema ohnehin Deinen Rahmen (wie Du ja sicherlich schon selbst bemerkt haben wirst ;-) )
Eine letzte Ungenauigkeit (oder besser zwei): Erstens betrifft die Elastizität das Gut allgemein. Nun hat jedes Gut ja auch noch die Preiselastizität. Die ist - je nach Funktion bei unterschiedlichen Preisniveaus. Hier gilt, dass Funktionen einen Preiselastischen und einen Preisunelastischen Bereich haben. Selbst für ganz normale Güter auf legalen Märkten gilt, dass es möglich ist, dass einmal eine Preissenkung zu mehr gewinn führt und ein andermal eine Preiserhöhung.
Der - für mich - größte Fehler im Denkansatz ist grundsätzlich von &quot;Drogen&quot; auszugehen, weil die Elastizität des Gutes bei unterschiedlichen Drogen unterschiedlich klein ist. Bei Heroin z.B. ist sie wirklich unendlich. Bei Cannabis ist sie nicht viel anders als bei Kippen.
Insofern könntest Du wirklich da einfach die unterschiedlichen Drogen unterschiedlich behandeln.
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Auf soetwas wird es wohl hinauslaufen. Da ich keine vernünftige Fußnote dafür finden konnte, daß Drogen komplett preiselastisch sind, werde ich mich auf die herrschende Meinung beziehen und sagen, daß Drogen ein Suchtgut sind und damit wohl relativ preisunelastisch. Das macht dann harte Drogen für den Anbieter interessant, da er da ja den größten Gewinn erzielen kann.
Dann ist mir noch eingefallen, daß der Akteur am Markt ja nur für diesen Preis bereit ist das Risiko am Markt einzugehen. Das kann sich dann trotzdem niederschlagen, und das zu verhindern wird er natürlich trotzdem versuchen. Schließlich &quot;behält&quot; er den Gewinn nur wenn er nicht erwischt wird. Kriminalität wird dann nicht mehr zum Selbstzweck, sondern auch zum Zweck ausgeführt sich der Strafverfolgung zu entziehen. Und damit wäre ich wieder da, wo ich hinwollte. Schwere Geburt.

eris


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