Hallo Harry,

berufsbedingt beschäftige ich mich ja nun schon seit einigen Jahren immer wieder mit Kennzahlen unterschiedlichster Couleur, wenngleich immer unter Implementierungsgesichtspunkten, weniger unter Konzeptionsaspekten.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es zunehmend in den letzten Jahren aufgrund der Going Public Welle (sagen wir doch lieber aufgrund der vielen Börsengänge), der nicht unerheblichen Einflüsse der angelsächsischen Accounting Principles (sagen wir doch lieber Rechnungslegungsvorschriften) und der massiven Durchdringung auch der europäischen Unternehmen mit Shareholder Value Prinzipien (besser formuliert: Wertorientierten Unternehmensführungsprinzipien) nicht nur zu einer massiven Versaubeutelung der Sprache kommt, sondern leider auch zu einer erheblichen sachlichen Verwirrung im Bereich der Kennzahlen, insbesondere bei der Interpretation der Kennzahlen und ihrer scheinbaren Neuigkeit. Häufig werden scheinbar neue Kennzahlen ins Spiel gebracht, die - meiner Meinung nach - gar nicht wirklich neu sind, allenfalls die englische Bezeichnung ist wirklich neu. Dies ist doch eigentlich gar nicht so erstaunlich, denn auch in der englischen und amerikanischen BWL hat man schon vor hunderten von Jahren ebenfalls ein "Ergebnis vor Zinsen und Steuern" benötigt. Warum es dann eine revolutionär neue Kennzahl sein soll, nur weil selbiges jetzt EBIT heisst, (Earnings before Interest and Taxes) erschließt sich meinem begrenzten Verstand häufig nicht. Und ebenso wenig finde ich manch andere Kennzahl nicht wirklich neu. Mein Gott, ja, sicher, die Amerikaner und die Europäer mögen sicherlich im Detail - durch die unterschiedlichen Bewertungsgrundsätze im Bereich der externen Rechnungslegung - auch Unterscheide in der Berechnung der scheinbar gleichen Kennzahlen haben, aber deswegen sind Kennzahlen nicht immer gleich ganz neu.

Der Grund, weswegen ich dies so heftig und teilweise ironisch an dieser Stelle beklage ist der, dass meines Erachtens Besserung nur dann eintreten kann, wenn man selbst in der Lage ist, die Gemeinsamkeit und u.U. auch die jeweiligen Unterschiede präzise zu definieren. Letzteres ist teilweise in der Literatur nur zu selten der Fall. Hier fände ich es ganz toll, wenn Du bei Deinen Abhandlungen, vielleicht nicht nur den deutschen oder den englischen Begriff aufzeigen würdest, sondern ggf. beide, so daß man einfach die Möglichheit hat, sehr schnell zu erkennen, was identisch ist und auch ggf. aufzeigen würdest, wo es da Unterschiede gibt in der Berechnung, Interpretation.... Ich bin dabei, für mich selbst eine Sammlung aufzubauen, weil mich diese enorme Verwirrung auch bei Unternehmen langsman nervt und weil meines Erachtens hier sehr viel Unfug betrieben wird.

Was hälst Du davon?

Herzliche Grüsse

Josh