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Managementguru warnt vor Jobverlagerung in Billig-Lohnländer

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Management-Guru Porter warnt vor Jobverlagerung in Billig-Lohnländer

Vor einer zunehmend naiven Verlagerung von Jobs in Billiglohnländer hat in Davos der renommierte Managementexperte Michael Porter gewarnt. "Es gibt zunehmend Anzeichen dafür, dass Firmen einen Fehler machen, wenn sie sich bei der Standortwahl auf Länder mit besonders niedrigen Lohnkosten und Steuern setzen. Was zählt, ist nicht, wie billig ein Land ist, sondern wie produktiv", so der Ökonom, der an der Harvard Business School lehrt.

Nach Porters Einschätzung haben viele Firmen ihre Produktion mittlerweile in Ländern aufgebaut, in denen die Kosten zwar außergewöhnlich niedrig seien, dies aber schlicht das Pendant zu einer "ebenso besonders schwachen Produktivität" seien. Dies drohe zu einem bösen Erwachen zu führen, wenn die Investitionen dann scheitern, warnte der Management-Guru.

Neuere Studien zeigten, dass eine ganze Reihe Faktoren für Investoren wichtiger seien als die Kosten. Dazu zählten vor allem das Niveau der Ausbildung und die Qualität der Infrastruktur. Dazu zähle auch, ob es in der jeweiligen Industrie vor Ort bereits ein Netz an Firmen und Zulieferern gebe, sagte Porter. "Es kommt mehr auf die Summe solcher Mikroeinflüsse an; als auf gesamtwirtschaftliche Rahmenbedinungen", so der Harvard-Ökonom.

Quelle: http://www.igmetall-wap.de/
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Moin,

aus dänischer Sicht ist Deutschland ein Billglohnland, in welches dänische Arbeitsplätze verlagert werden. Zumindst ist diese Behauptung Wahlkapfthema be unseren nördlichen Nachbarn. Siehe auch diesen Zeitungsartikel aus dem Hamburger Abendblatt,

http://www.abendblatt.de/daten/2005/01/27/391827.html

beste Grüße

Martin Notnagel
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Guten Abend,

es geht ja nicht nur um die Bruttolohnkosten, sondern auch den Kündigungsschutz als Einstellungshindernis, und natürlich dieses unsägliche Zwangsversicherungssystem, in dessen bodenlose Tiefen niemand Geld versenken will. Kein Wunder also, daß selbst die derzeitigen Billigarbeitsverhältnisse auf die Wirtschaft nicht sonderlich attraktiv wirken!
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Was den Kündigungsschutz angeht: Wäre da was dran, so müssten ca. 1/3 der EU-Länder ökonomisch schlechter dastehen. Denn soviele Länder sind es, deren Kündigungsschutz härter ist als der in Deutschland. Für viele Firmen in meinem beruflichen Umfeld ist Kündigungsschutz kein Thema. Sie kündigen nicht willkürlich (nur dagegen schützt das KSchG). Und wenn doch, so wird per Aufhebungsvertrag und ggf. ein bisschen Bakschisch alles einfach zur Seite geschoben was dem gesetzlich oder tariflich im Wege stehen könnte (die effektivste und schnellste Art Personal abzubauen).

Was die Sozialversicherungen angeht: Ich denke man könnte deren Beitragssätze mindestens halbieren (!!), wenn man alle Möglichkeiten für Firmen streichen würde, die Folgen ihrer Unternehmenspolitik auf die Allgemeinheit abzuwälzen. Also keine Massenentlassung mehr ohne Schadensersatz, keine "Entsorgung" älterer Mitarbeiter mehr in die Frührente, harte Vorgaben was Arbeits- und Gesundheitsschutz angeht (dafür fast Null Beitrag zur Unfallversicherung), Umwelt als rechenbarer Produktionsfaktor, für den bezahlt werden muss ...

... eben das knallharte marktwirtschaftlich geprägte Verursacherprinzip. Wer Scheiße baut, zahlt. Wer was verbraucht, das er noch nicht besitzt, zahlt. Wer mehr wil als er hat, zahlt. So wie im echten Leben halt auch. Knallhart, einfach und für alle nachvollziehbar.

Aber ich glaube soooviel Marktwirtschaft und Eigenverantwortung ist den Herrlichkeiten und Dämlichkeiten in den Vorstandsetagen dann doch zuviel. Es könnte richtig teuer werden, wenn die Allgemeinheit nicht mehr für alles aufkommt und das dann per Steuer und Zwangsumlage (ärgerlich aber leichter kalkulierbar) wieder reinholt.

Denn dann wären Selektions- und Erfolgsdruck noch sehr viel höher. Nicht nur, aber vor allem für Entscheider in der Wirtschaft.

Gruß, Guido
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Hi Guido,

da sind wir wieder beim Thema: wie kann Umwelt "sich rechnen"? Mit einer handelbaren Steuer auf Luft, wie derzeit beim sogenannten Emissionshandel, also per Pseudo-Markt mit administrativer Verknappung als Preissetzung? Du solltest darlegen, wie Du externe Kosten dem Grunde und der Höhe nach bewerten willst ohne in eine Diktatur abzugleiten, denn wenn der Staat - was er ja schon tut - "gesellschaftlich wertvolle" Dinge (angeblich die Sonnen-, Wind- und die Kotenergie) mit planwirtschaftlichen Zwangsmitteln hochsubventioniert und andere viel wertvollere Dinge (sichere und naturunabhängige Energieversorgung durch Kernkraft) vorsätzlich zerstört, dann wandelt er sich in eine Diktatur, was in Deutschland aber bekanntlich Tradition hat. Mangels Möglichkeit der administrativen Bewertung externer Kosten würde ich vorschlagen, diese dem Markt zu überlassen. Das funktioniert im Sozialbereich leidlich gut: Die Schweiz hat gar keinen Kündigungsschutz, aber auch keine Arbeitslosigkeit. Ein Zufall? Das einzige (!) Land der ganzen Welt mit einem starreren Arbeitsrecht soll übrigens der Senegal sein... Deine Drittelaussage bezweifele ich also, Und was die "Entsorgung" der Alten angeht: seit einer Millionen von Jahren, oder wie lange es Menschen schon gibt, werden diese vom Familienverband aufgefangen. Das hat immer funktioniert und wird immer funktionieren - im Gegensatz zur sogenannten Sozial"versicherung" die kaum ein Menschenalter nach ihrer Zwangseinführung unter Bismarck längst Bankrott ist, nur die herrschende Kaste mag das noch nicht wahrhaben. Ich ziehe daher für meinen Teil ein völlig unversichertes Leben als wesentlich sicherer vor...
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N´abend Leute,

man sollte sich von ideologischen Vorurteilen gegenüber Vorständen vielleicht ein wenig lösen und nüchtern die Tatsachen betrachten, wie z.B. die effektive Steuerbelastung unseres Mutterlandes von 36,01% im Vergleich zu Litauen (zwei Flugstunden entfernt) von 15,03%, dazwischen die Slowakei mit 18,8% oder Ungarn mit 20,18%. Klar wird man bei der fachlichen Qualifikation der dortigen Arbeitnehmer Abstriche machen müssen, aber am Bsp. Slowakei mit einer Kö.-, Ein.- und Mehrwertsteuer von jeweils 19% kommt auch auch noch das liberale Arbeitsrecht dazu. Für Überstunden bedarf es keinerlei Verhandlungen, Durchschnittslohn liegt bei 500 Euro/Monat. Bei solchen Bedingungen gibt es keinen Spielraum für Sozialromantik und Emotionen.

Bei uns wird seit Jahren von Reformen doch nur gequatscht und nicht gehandelt. Wollte der rot-grüne Zirkus noch vor einger Zeit ca 1.000 überflüssige Vorschriften und Verordnungen ausmisten, hat das Kabinett gerademal 29 davon im Mai 04 aufgegriffen :( .

Wollte Clement nicht Keinstunternehmer mit bis zu 50.000 Euro Jahresumsatz von der Umsatzsteuerpflicht befreien? Sein Freund Eichel hat das Ganze auf 17.500 Euro heruntergeschrumpft. Starke Leistung!

Stattdessen gibt es neuen Schwachsinn, z.B. das "Antidiskreminierungsgesetz" mit der Folge, dass jeder, der sich benachteiligt fühlt, seinen Arbeitgeber auf Schadensersatz und immatrielle Entschädigung verklagen kann. Selbst wenn der Unternehmer das nur fahrlässig zu verantworten hat. So wird ein Satz wie: "Pass doch auf du Blödmann" möglicherweise ein teures Nachspiel für den Arbeitgeber haben wenn zwei Arbeitnehmer sich sowas zuraunen und wobei der Angesprochene evtl. wirklich eine körperliche/geistige Behinderung nachweisen kann.

Ich schätze das auch in diesem Jahr mindestens 40.000 Insolvenzen erreicht werden. Ignaz Walters kleiner Baushop macht den Anfang mit ca. 9.500 Beschäftigten zzgl. Nachunternehmern und Zulieferen. Und viele kleine KMU´s werden dieses Schicksal teilen...

Drum kann man den Vorständen die Abwanderung wirklich zur Last legen?

Gruß Axel, 8)
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Guten Abend Axel,

Zitat
... Ignaz Walters kleiner Baushop...


Köstlich... ich müßte mich kugeln vor Lachen, wäre das ganze rot-grüne Drama nicht so traurig...
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Ort: Bayern
"HZingel" schrieb
Hi Guido,

da sind wir wieder beim Thema: wie kann Umwelt "sich rechnen"? Mit einer handelbaren Steuer auf Luft, wie derzeit beim sogenannten Emissionshandel, also per Pseudo-Markt mit administrativer Verknappung als Preissetzung? Du solltest darlegen, wie Du externe Kosten dem Grunde und der Höhe nach bewerten willst ohne in eine Diktatur abzugleiten, denn wenn der Staat - was er ja schon tut - "gesellschaftlich wertvolle" Dinge (angeblich die Sonnen-, Wind- und die Kotenergie) mit planwirtschaftlichen Zwangsmitteln hochsubventioniert und andere viel wertvollere Dinge (sichere und naturunabhängige Energieversorgung durch Kernkraft) vorsätzlich zerstört, dann wandelt er sich in eine Diktatur, was in Deutschland aber bekanntlich Tradition hat. Mangels Möglichkeit der administrativen Bewertung externer Kosten würde ich vorschlagen, diese dem Markt zu überlassen. Das funktioniert im Sozialbereich leidlich gut: Die Schweiz hat gar keinen Kündigungsschutz, aber auch keine Arbeitslosigkeit. Ein Zufall? Das einzige (!) Land der ganzen Welt mit einem starreren Arbeitsrecht soll übrigens der Senegal sein... Deine Drittelaussage bezweifele ich also, Und was die "Entsorgung" der Alten angeht: seit einer Millionen von Jahren, oder wie lange es Menschen schon gibt, werden diese vom Familienverband aufgefangen. Das hat immer funktioniert und wird immer funktionieren - im Gegensatz zur sogenannten Sozial"versicherung" die kaum ein Menschenalter nach ihrer Zwangseinführung unter Bismarck längst Bankrott ist, nur die herrschende Kaste mag das noch nicht wahrhaben. Ich ziehe daher für meinen Teil ein völlig unversichertes Leben als wesentlich sicherer vor...


Umwelt (genauer gesagt Teilaspekte wie Emmissonen, Grund und Boden, Abwässer...) ist eine Ressource. Und sie ist nicht unbegrenzt verfügbar. Somit lässt sich das Problem im Grunde genommen einfach dadurch lösen, dass man Umwelt als Eigentum betrachtet und sie wie Eigentum bepreist und handelbar macht. So dass ihre Nutzung entgeltpflichtig wird ("there is no free lunch...").

Da die meisten Umweltaspekte (Reinheit der Luft, des Wassers ...) Gemeinwohlinteressen berühren, liegt es nahe entweder den Staat oder aber eine autonome vom Volk gewählte Instanz für deren Verwaltung einzusetzen. Diese hätte dann für jede über den normalen persönlichen Bedarf hinausgehende Sondernutzung Entgelttarife und Nutzungsbedingungen festzusetzen.

Nutzungen von denen eine Gefährdung Dritter ausgeht, die weit über jedes zu entgeltende Niveau hinausgehen, wären zu untersagen. So wie Du in keiner Stadt die Durchführung eines Manövers mit scharfer Munition in der Fußgängerzone genehmigt bekommst (zu gefährlich...), genauso wären dann Dinge wie Entsorgung von Dioxin in anderer Leute Flüsse etc. schlicht verboten.

Dort wo Umwelt individualisierbar ist, kann man sie anstatt als Kollektivgut als Individualgut behandeln. Wer einen eigenen See besitzt, sollte selber entscheiden können, wem er zu welchen Bedingungen das Einleiten von Abwässern erlaubt (und ob er es überhaupt zulässt).

Und warum auch nicht: Warum sollen Unternehmen für die Nutzung anderer Leute Lebensgrundlagen nichts zahlen? Leben wir in einer ökologischen "Alles gratis, alles umsonst"-Wirtschaft?

Zum Thema Kündigungsschutz empfehle ich die Einbeziehung aktueller Forschungsergebnisse dazu:
http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/SID-3D0AB75D-FC694DC1/hbs/hs.xsl/510_30593.html

Was die Schweiz angeht: Deren letzte Arbeitslosenquote von der ich gelesen habe (Wirtschaftwoche, ca 4-6 Monate) lag so um die 5-6%. Deutlich weniger als bei uns aber auch nicht unbedingt Vollbeschäftigung. So ungefähr das Niveau von Bayern oder BaWü.

Zum Thema Familienverbände: Das war mal so. Heute in einer Zeit in der die Leute rackern müssen bis zum Umfallen um mit unsicheren Jobs auch nur das Notwendigste zusammenzukratzen gibt es keine Familienverbände mehr. Und das schon seit Jahrzehnten nicht. Wir müssten Kapitalismus, Geldwirtschaft, technischen Fortschritt, Frauenemanzipation, Verhütungsmittel etc. abschaffen und auf eine Subsistenzwirtschaft wie im 17. Jahrhundert zurückgehen, um wieder zu großen Clans zu kommen. Das halte ich nicht für wirklich realistisch. Keine Familienverbände = keine soziale Absicherung (gleich welcher Art) durch solche. Erledigt und vergessen.

Zum Thema Kernkraft: Schon seltsam, dass es nennenswerte Investitionen in Kernkraft immer nur dort gab, wo es der Staat de Energieversorgern vorn und hinten reingeschoben hat? Subventionen, Investitionszulagen, großzügig bemessene Sonderabschreibungen, Staatshaftungen, Bürgschaften und Risikofreistellungen noch und nöcher.

Oder dort wo man an Kernkraftwerke nicht mehr Sicherheitsanforderungen gestellt hat als an Plumsklos.

Überall dort wo Kernkraftwerksbetreiber eine ehrliche Vollkostenkalkulation aufmachen und alles selber zahlen mussten, verging ihnen die Lust an dieser Investition rasch. Zu gefährlich, zu spekulativ, zu unkalkulierbar ... zu teuer! Dann lieber eine Nummer kleiner mit bewährten Technologien bei denen die Risiken beherrschbar und die Profite sicherer erschienen.

Gruß, Guido
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Ort: Bayern
"Axel" schrieb
Drum kann man den Vorständen die Abwanderung wirklich zur Last legen?


Nö, absolut nicht.

Wenn sie vorher noch alles was sie in den letzten beiden Jahrzehnten an Steuervorteilen, Subventionen, etc. privat und für ihre Firmen spendiert bekommen haben, mit Zins wieder abliefern, würde ich ihnen noch ein Empfehlungsschreiben sowie einen Brotzeitbeutel für die Reise mitgeben.

Und für die Ausbürgerung gäbe es ein beschleunigtes Verfahren mit Rechtsanspruch auf den Einzug der deutschen Staatsbürgerschaft mit anschließender Ausweisung innerhalb von 24 Stunden. :-)

Gruß, Guido


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