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"Conglomerate Discount"

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Gast
Ich habe vom negativen Aspekt des "Conglomerate Discount" gelesen, der eintrifft, wenn die Summe der Werte von Unternehmensteilen (Geschäftseinheiten) größer ist als der Wert des Gesamtunternehmens. Diese Zustand führt man auf Quersubventionierungen zwischen ertragsstarken und ertragsschwachen Geschäftseinheiten zurück.

Meine Frage: Wird diese Konstellation in der Wirtschaft nicht durchaus bewusst gewählt, um Steuern zu sparen ? Ebenso gilt dies m.E. für öffentliche Querverbundsunternehmen, die zur Steuerersparnis ertragsbringende (zB Strom) und verlustbringende Einheiten (zB ÖPNV) zusammenführen, oder ?
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"AnBe" schrieb
Ich habe vom negativen Aspekt des "Conglomerate Discount" gelesen, der eintrifft, wenn die Summe der Werte von Unternehmensteilen (Geschäftseinheiten) größer ist als der Wert des Gesamtunternehmens. Diese Zustand führt man auf Quersubventionierungen zwischen ertragsstarken und ertragsschwachen Geschäftseinheiten zurück.


Dieser Effekt triff vor allem Kapiatalmarktorientierte Unternehmen, deren Aktien dann schwächer bewertet sind. Dies führt zu steigenden Kapitalkosten.

Zu stark diversifizierte Unternehmen neigen dazu, sich zu verzetteln. Daher geht der Trend dazu, dass sich Unternehmen auf ihr Kerngeschäft reduzieren und Beteiligungen, die davon weit entfernt sind, verkaufen. Dies führt auf der einen Seite zu Effektivitätssteigerung, da sich das Unternehmen auf seine Stärken konzentieren und diese besser nutzen kann. Auf der anderen Seite verzichtet man darauf, dass man durch Diversifikation zu Risiko zu vernichten.

Ein weiterer Effekt sind die von Ihnen erwähnten Quersubventionen, da hier dem Gesamtunternehmen mögliche Gewinne entzogen werden, die dann den Kunden des subventionierten Unternehmesteil zu Gute kommen, da durch die Quersubvention eventuell dem Kunden eigendlich nicht kostendeckende Preise gewehrt werden können.

"AnBe" schrieb
Meine Frage: Wird diese Konstellation in der Wirtschaft nicht durchaus bewusst gewählt, um Steuern zu sparen ? Ebenso gilt dies m.E. für öffentliche Querverbundsunternehmen, die zur Steuerersparnis ertragsbringende (zB Strom) und verlustbringende Einheiten (zB ÖPNV) zusammenführen, oder ?


Man könnte hier Gewinne durch Pseudequersubentionen von Unternehensteile, die sich einem hohen Steuersatz gegenübersehn, in Unternehmensteile verlagern, die sich einem niedriegen Steuersatz gegenübersehn. Dies ist aber nur dann möglich, wenn die Unternehmensteile rechtlich selbstständig sind, also in einem Konzern.

Absichtlich Verluste machen (reale und keine buchtechnischen) macht meiner Ansicht nach keinen Sinn. Mann zahlt zwar weniger Steuern. Die Steuerersparnis ist aber kleiner als "das aus dem Fenster geworfene Geld".

Bei öffentlichen Unternehmen versucht man hier verdeckt Subventionierungen zu gewähren, die nach EU-Recht eigendlich verboten sind. Doch dies wird von der EU-Kommission meist denoch unterbunden, da diese die Begriffe "Öffentliches Unternehmen" und "Subvention" sehr weit auslegen.

mfG

Martin Notnagel
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Guten Morgen,

ich frage mich hier insbesondere, wie Du darauf kommst, daß das Energiegeschäft ertragsbringend sei: bei der Überreglementierung ist das eine Planwirtschaft reinsten Wassers, mit Zwangsabnahmepreisen über dem Steckdosenpreis beim Endverbraucher und dergleichen absurden Reglementierungen mehr. Ertrag bringt das kaum - höchstens Verluste, wenn ein Netzbetreiber zur Abnahme von "Ökostrom" gezwungen wird.
Gast
Moin,

"Harry Zingel" schrieb
Ertrag bringt das kaum - höchstens Verluste, wenn ein Netzbetreiber zur Abnahme von "Ökostrom" gezwungen wird.


Die Energieversorger gehören doch eher zu den Gewinnern der Regulierung. Sichern diese ihnen doch durch regionale Monopole und Markteintrittsbarieren für neue Anbieter das Erwirtschaften einer Monopolrente. Und die Kosten für den Ankauf von unwirtschaftlich erzeugten Strom zu Festpreisen (von 9 ct je Kilowattsunde Windenergie bis hin zu 54 ct je Kilowattstunde Solarstrom) sowie die Ökosteuer können wegen der unelastischen Nachfrage fast vollständig auf den Endverbraucher überwälzt werden. Der Dumme ist also weniger die Energiewirtschaft, so vielmehr der Bürger, bzw. Konsument,

mfG

Martin Notnagel
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Moin,

da war ich wohl nicht eingelogt, Beitrag ist aber von mir, also kein Fake,

mfG

Martin Notnagel
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Guten Abend,

Zitat
da war ich wohl nicht eingelogt, Beitrag ist aber von mir, also kein Fake,


Kein Prob, ist mir heute morgen auch passiert ;-) Du könntest natürlich auch argumentieren, daß die Energieversorger wegen der Monopolstruktur des Marktes ein Interesse an weiteren ökologistischen Einschränkungen haben, weil sie die Preise anheben können wenn Energie durch Kyoto und gleichzeitigen Kreinkraftausstieg knapp wird. Das ist zwar böse aber möglicherweise zutreffend...
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Moin,

beim Strommarkt ist es meiner Ansicht nach fraglich, ob es hier überhaupt möglich ist, hier einen Wettbewerb zwischen den Anbietern zu organisieren. Aufgrund der hohen Fixkosten, die für die Stromerzeugung und der Verteilung über die Netze an die Endverbraucher zwingend erfordelich sind, liegt hier vermutlich ein Fall eines sog. "natürlichen Monopols" vor.

Für mich stellt sich hier die Frage, ob man hier ein Monopol nach dem reinen laissez-fairer-Prinzip akzeptieren soll einschließlich den Folgen für die Verbraucher und die allgemeine Wohlfahrt. Oder ob man die Stromversorgung als hoheitliche Aufgabe es Staats, die dem Gemeinwohlprinzip zu folgen hat (Versorgungssicherheit bei niedrigen Preisen), defineren soll.

Ich persönlich halte letzeres für angemessen. So hat doch die Energiepolitik der Rot-Grünen dazu geführt, dass Deutschland die höchsten Energiepreise in ganz Europa hat. Seit dem die sog. Privatisierungen und Pseudo-Wettbewerbsöffnungen des Strommakrtes begonnen haben (so um 1997), hat sich meine Stromrechnung nahzu verdoppelt.

Verknappung ist aber leider das ökologistische Konzept der Rot-Grünen Regierung. Aber auch wenn die Grünen nach 2006 nicht mehr an der Regierung sind, dürfte sich nicht viel änderen, da in den letzten 20 Jahren die anderen Parteien, die als Alternative in Frage kämmen zur jetztigen Regierung, sich im zunehmenden Maße vergrünt haben,

mfG

Martin Notnagel
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Guten Abend,

Zitat
beim Strommarkt ist es meiner Ansicht nach fraglich, ob es hier überhaupt möglich ist, hier einen Wettbewerb zwischen den Anbietern zu organisieren.


Durch die Trennung von Netz und Versorgung wird es mindestens versucht. Auf der anderen Seite würde ich aber bei elementaren Versorgungsgütern gerade die heute so vergessene Fürsorgepflicht des Staates sehen, die sich darin äußern müßte, solche Güter preisgünstig zu halten (anstatt die Preise künstlich anzuheizen). Ein wirklich durchgesetzter Wettbewerb wäre ein gutes Instrument, denke ich - selbst dann, wenn dieser Wettbewerb nur fiktiv in dem Sinne ist, daß der Strom, den ich hier von einem sagen wir spanischen Versorger kaufen könnte, natürlich nicht eigens für mich aus Spanien kommt. Eine andere Frage wäre allerdings, ob hierdurch nicht die Netzinvestitionen zurückgefahren werden, was der Versorgungssicherheit schadet. Da käme dann das Steuer- und Subventionsrecht zur Gewährleistung versorgungssichernder Investitionen ins Spiel...


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