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Umweltkontor AG

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Gast
Habe mit Interesse den Beitrag zur Insolvenz der Umweltkontor AG gelesen.

Im Bericht wird zurecht gefragt, wie ein solches Unternehmen pleite gehen kann?

Man weiss zwar, dass - volkswirtschaftlich gesehen - der Staat eine riesige Geldvernichtungsmaschine ist. Für Investitionen wird über die Jahre kein Wertausgleich geschaffen und dem Geldkreislauf zurückgeführt. Wenn man etwas zu benötigen glaubt, werden einfach nur Schulden gemacht.

Mit der Pleite der Umweltkontor AG wird darüber hinaus bewiesen, dass der Staat betriebswirtschaftlich ebenfalls nur zur Geldvernichtung taugt.

Beim Lesen des Artikels bleiben bei mir Restzweifel:
Lag es nun wirklich daran, dass der Energiemarkt undurchschaubar, weil zu überreguliert, zu sein scheint?

Oder können "Staatsdiener", trotz vielfältiger gesetzlicher "Schutzmechanismen", einfach kein Unternehmen führen?
Ich denke da an so Beispiele wie Rechenzentren unter staatlicher Leitung, an halbstaatliche Unternehmen im Gesundheitsbereich, an Wasserversorger, an Müllverwerter usw.usw.

Helmut 18
Gast
Hallo zusammen,

Pauschalisierungen, dass Staatsunternehmen nicht wirtschaftlich arbeiten, halte ich für unangemessen. Es gibt sehr viele Beispiele, wo ein komunaler Betrieb auch wirtschaftlich agiert. Es gibt natürlich auch sehr viele Unternehmen in der freien Wirtschaft, die knapp am Rande der Insolvenz entlang schlittern (Nieten in Nadelstreifen).

Also bitte nicht immer pauschalisieren, sondern konkretisieren
Mitglied
Registriert: Apr 2004
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Hi,

ich hatte die Vermutung - aber eben nur die Vermutung, so daß ich es nicht in den Artikel geschrieben habe -, daß einerseits die Windenergie so unwirtschaftlich ist, daß sie trotz so massiver Subventionen nicht überlebt; andererseits aber auch die Sondereffekte (Abschreibungen usw) ein Indiz sind, daß das Unternehmen spekuliert anstatt zu produzieren. Das könnte ein Fall von "Kasinowirtschaft" sein, aber es ist wie gesagt nur eine Vermutung. Interessant ist es auf jeden Fall: Die Eckdaten sind nämlich so schlecht nicht!
Gast
"Gast" schrieb
Hallo zusammen,

Pauschalisierungen, dass Staatsunternehmen nicht wirtschaftlich arbeiten, halte ich für unangemessen. Es gibt sehr viele Beispiele, wo ein komunaler Betrieb auch wirtschaftlich agiert. Es gibt natürlich auch sehr viele Unternehmen in der freien Wirtschaft, die knapp am Rande der Insolvenz entlang schlittern (Nieten in Nadelstreifen).

Also bitte nicht immer pauschalisieren, sondern konkretisieren


Hallo,
tut mir leid, aber es kaum Beispiele für wirtschaftlich geführte Staatsunternehmen. Es fällt mir auf Anhieb keines ein.

Ich kenne die Szene der staatlichen Rechenzentren ganz gut und es ist auffallend, dass diese Unternehmen nur deshalb überleben, weil es Landes- und Bundeszuschüsse zum einen gibt sowie überhöhte Preise zum anderen gibt. Wer diese Landschaft einigermaßen kennt, wird auch das Fiasko bei der Hartz IV - Softwareeinführung nicht auf die Softwarehersteller schieben.

Da gibt es die Rechenzentrumslandschaft in Bremen, die in mehrere Konzern-/Tochtergesellschaften mit Beteiligung des Landes Bremen verschachtelt ist und nur durch Subventionitis überlebt.

Da gibt es die Rechenzentrumslandschaft in Hessen, wo hohe Auflösungsverluste aufzufangen sind. Siehe hierzu auch die Rüge im Bericht des Steuerzahlerbundes.

Ähnliche Phänomene kann man im Bereich der Müllentsorgung und eben auch im Bereich der Energiewirtschaft feststellen. Auch EnBW soll es nicht so gut gehen.

Und daher meine Zweifel am Bericht: Liegt es wirklich am Energieträgerkonzept "alternative Energien" oder daran, dass es überwiegend um (halb-)staatliche Unternehmen geht?

Gruß
Helmut 18
Mitglied
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Ort: Hessen
Hallo in die Runde,

dem Gast in dieser möchte ich Recht geben, Pauschalierungen wie "Gemeinwirtschaft = unwirtschaftlich" sind dem Niveau gerade dieses Forums unangemessen, weil sie den Blick auf die wahren Ursachen verstellen. Es gibt sehr wohl in kommunalen oder Staatsbetrieben Leute, die ihren Aufgaben gewachsen sind und in der Privatwirtschaft genügend Unternehmen, die von unfähigen Geschäftsführern kaputt gemacht worden sind. Die o.g. Formel war ja immer wieder das Totschlagargument für die vielen Privatisierungen, was ja auch so interpretiert werden kann, daß Politiker die Notwendigkeit zur Privatisierung mit dem eigenen fachlichen Unvermögen begründet haben. Jetzt haben wir den Rechtsformwechsel und mit der Eintragung ins Handelsregister ist die Wirtschaftlichkeit erreicht. Oder, wenn Aufgaben an Private übertragen wurden, ist es ja dann nicht mehr die Kommune, die die Bürger schröpft.

Anstatt solchen Plattitüden aufzusitzen, sollte man lieber die Hintergründe beleuchten.
Sowohl in Kommunal- oder Staatsbetrieben, als auch in der Privatwirtschaft werden immer wieder Entscheidungen zu Lasten des Betriebes getroffen, die mit dessen Leistungserbringung nichts zu tun haben. Wenn genügend Kunden da sind, die jeden Preis akzeptieren oder wenn die Kosten in beliebiger Höhe dem Bürger in Form von Gebühren und Abgaben überwälzt werden können, entfällt natürlich die Notwendigkeit, Entscheidungen ökonomisch qualifiziert zu treffen. Fehlt diese Notwendigkeit über einen längeren Zeitraum, so ist dafür früher oder später auch die entsprechende Qualifikation im Unternehmen nicht (mehr) vorhanden. Wer mit Geld um sich schmeißen kann, hat keinen ständig nörgelnden Kostenrechner in der Mannschaft, und bis es sich zeigt, daß er nun plötzlich doch gebraucht wird, ist es zu spät.

Mittlerweile können aber weder Kunden noch Gebührenpflichtigen Zahlungen in unbegrenzte Höhe abverlangt werden. Infolgedessen geht der Privatunternehmer, der nicht zu rechnen braucht, pleite. Für die Kommunalbetriebe, die meinen, unbeirrt weiter an der Gebührenschraube drehen zu können, rechnet gegebenenfalls das Verwaltungsgericht nach und kommt dann zu unangenehmen Ergebnissen. So geschehen bei Wasser- und Abwassergebühren in Darmstadt und Umgebung. Daß man mit eklatant rechtswidrigen Gebührenforderungen die Zahlungsmoral der Bürger nicht gerade hebt, dürfte eigentlich niemanden verwundern. Insofern ist es mir nicht ganz klar, daß die "Taunus-Zeitung" vom 13.August d.J. zwar für den Landkreis Darmstadt-Dieburg angesichts einer Rekordzahl von Vollstreckungsaufträgen öffentlich-rechtlicher Gläubiger konstatiert "In keinem anderen der 21 Landkreise wird so unwillig gezahlt wie hier.", aber gerade diesen Zusammenhang nicht sieht.

Grüße,
Peter
Mitglied
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Liebe Mitstreiter,

hier wurde bisher offensichtlich eine Phantomdiskussion geführt. Ob öffentliche Unternehmen wirtschaftlich sind oder nicht, wäre mE nach einen eigenen Thread wert - und ganz gewiß nicht zu pauschalisieren. Mit fiele jedenfalls dies und das dazu ein. Aber zur Umweltkontor habe ich mal nachgesehen, und folgende Aktionärsstruktur gefunden:

Heinrich Lohmann: 17,84%
Familienangehörige Heinrich Lohmann: 2,63%
Leo Noethlichs: 17,84%
Familienangehörige Leo Noethlichs: 2,63%
New Mine Private Equity GmbH: 29,02%
Lohmann & Noethlichs Holding GmbH & Co KG: 5,11%
Streubesitz: 24,93%

Dieses Unternehmen ist also jedenfalls kein öffentliches Unternehmen, sondern offensichtlich eine Familien-AG, falls die Herren Lohmann und Noethlichs nicht als Strohmänner für irgendeine verschwenderische öffentliche Stelle agieren ;-)

Meine Kernthese war, daß die Windenergie als solche unwirtschaftlich und viel zu spekulativ ist, weil sie an sich nicht marktwirtschaftlich überlebensfähig ist sondern nur mit Subventionen am Leben erhalten wird. Die Umweltkontor ist damit, wie alle anderen Unternehmen der "nachhaltigen" Branche, eine nur von Transferleistungen lebende (wirtschaftliche) Leiche. Nun wurden diese Subventionen ja nicht gerade gesenkt - dennoch wird dieses Unternehmen dermaßen an die Wand gefahren. Das finde ich auffällig... und vielleicht symptomatisch.
Mitglied
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Ach ja, ein kleiner Nachtrag... schaut Euch mal den Kursverlauf auf http://www.umweltkontor.de/ unter "Aktie" -> "Kursentwicklung" an: auch in der 12-Monats-Sicht ein schöner Abstieg, aber mit vergleichsweise hoher Volatilität. Ein Indiz für meine windige These?


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