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Arbeitsteilung

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Guten Abend,

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Die Kritik dieser Menschen besteht darin, dass das Unternehmen bei einer neuen Mode platt geht und damit die Arbeitsplätze und die Aktienkurse.


Man unterscheidet in der BWL (und dabei bleibe ich, ich bin eigentlich ja kein Volkswirt) die Differenzierung und die Diversifikation. DIfferenzierung ist Spezialisierung, also die Vertiefung des Sortiments in Varianten eines Produktes. Der erfolgreiche Spezialist besetzt eine Nische, aus der er kaum zu vertreiben ist - aber geht bei einem Wandel der Nachfrage in die Knie, wie Du richtig anmerkst. Der erfolgreiche Diversifizierer hat viele strategische Geschäftsgeinheiten (also ein breites Sortiment) und verkraftet den Einsturz eines Segmentes durch Änderungen am Markt.

Beide Strategien haben ihre Vor- und Nachteile. Sie sind einander nicht überlegen, sondern passen besser (oder schlechter) auf bestimmte Situationen.

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Ich frage mich: gibt es in der Nationalökonomie nicht so was ähnliches wie einen Massenerhaltungssatz?


Das könnte man vielleicht sagen, aber nicht in Bezug auf Smith. Lies mal Milton Friedman, Anton Hayek und ähnliche Autoren. Im Monetarismus stößt Du auf die Quantitätstheorie des Geldes oder M x v = P x Y, also das Produkt aus Geldmenge M und Umlaufgeschwindigkeit v ist gleich dem Preisniveau P mal Bruttonationaleinkommen Y. Das ist sowas Ähnliches wie ein wirtschaftlichee Energieerhaltungssatz... aber ich denke, man sollte die Parallele zur Physik nicht übertreiben.

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Ein Beispiel: ein Unternehmen produziert Schreibwaren und Schreibmaschienen. Weil die Gewinnspannen bei den Schreibwaren höher sind, gibt es die Sparte mit den Schreibwaren ganz auf. Dann kommen aber von heute auf morgen Computern und das Unternehmen geht pleite, weil alle nur noch sie kaufen. Bei anderen entstehen neue Arbeitsplätze.


Du solltest außerdem nicht in Arbeitsplätzen, sondern in Produktivität denken. Vergiß nie (!), daß die höchste aller volkswirtschaftlichen Korrelationen die zwischen Produktivität und BIP ist!

Also: ein Unternehmen automatisiert und produziert mehr Güter mit weniger Faktoreinsatz. Das führt (auch) zum Abbau von Arbeitsplätzen. Aus dem erzielten Mehrgewinn kann nicht ohne weiteres geschlossen werden, daß die Arbeitsplätze orgendwoanders entstehen müßten - schon gar nicht in binnenwirtschaftlicher Sichtweise!
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Danke für die schnelle Antwort.

Meine Frage war:
Zitat
Man unterscheidet in der BWL (und dabei bleibe ich, ich bin eigentlich ja kein Volkswirt) die Differenzierung und die Diversifikation. DIfferenzierung ist Spezialisierung, also die Vertiefung des Sortiments in Varianten eines Produktes. Der erfolgreiche Spezialist besetzt eine Nische, aus der er kaum zu vertreiben ist - aber geht bei einem Wandel der Nachfrage in die Knie, wie Du richtig anmerkst. Der erfolgreiche Diversifizierer hat viele strategische Geschäftsgeinheiten (also ein breites Sortiment) und verkraftet den Einsturz eines Segmentes durch Änderungen am Markt.


Die Antwort: Ja und nein. Kann man aber sagen, welche sich mehr durchesetzt hat? Ich lese immer wieder "fast überall Differenzierung".

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Beide Strategien haben ihre Vor- und Nachteile. Sie sind einander nicht überlegen, sondern passen besser (oder schlechter) auf bestimmte Situationen.


Das kommt aber durch die Medien anders rüber.
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Guten Abend,

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Das kommt aber durch die Medien anders rüber.


ich muß gestehen, daß ich eher prüfungs- und theorieorientiert bin, und mich um die Medien nicht so sehr kümmere. Nun ja, kommenden Sonntag mache ich eine Ausnahme, aber davon später mehr. Du müßtest empirische Daten haben um festzustellen, ob die Differenzierung derzeit "auf dem Vormarsch" ist oder nicht. Nur der Eindruck aus den Medien ist subjektiv und daher ein schlechter Berater. Man könnte aber vielleicht sagen, daß in Krisenzeiten viele Unternehmen sich auf ihre Kernkompetenzen berufen und Nebengeschäfte auslagern. Andererseits sind mit Diversifikation auch unterschiedliche Markenstrategien verbunden (Markenfamilie, Dachmarke, Mehrmarkenstrategie usw). Oft merkt der Kunde nicht, daß er es mit einem diversifizierten Unternehmen (das fast immer Konzernstruktur besitzt) zu tun hat - oder wußtest Du, daß Procter & Gamble so etwa die Hälfte der Regale in den meisten Märkten füllt? Diversifikationsstrategien sind als "unauffälliger" - und das ist Teil des Spiels!
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"Hobbyvolkswirt" schrieb
Ich frage mich: gibt es in der Nationalökonomie nicht so was ähnliches wie einen Massenerhaltungssatz? D.h., wenn die Arbeitsplätze bei einem Unternehmen in einer bestimmten Teil verloren gehen, dann entstehen sie im anderen.


In der Theorie einfach gestrickter Modelle mag das so sein. Praktisch wird aber auch einem 50-jährigen Bergmann kein 25-jähriger Diplominformatiker. Der entlassene Bergmann erhöht (auch auf Dauer) die sog. "strukturelle Arbeitslosigkeit" und der fehlende Informatiker den Druck auf (meist staatliche) Unis diesen zügiger bereitzustellen.

Gibt es zudem noch die Möglichkeit aufgrund gut ausgebauter Sozialsysteme überflüssig gewordene, unpassend qualifizierte, zu alte, zu teure oder sonstwie nicht passende Arbeitnehmer auf Staatskosten frühzuverrenten, so spricht auch das gegen die "Massenerhaltung".

Ganz abgesehen davon sind Arbeitsplätze für Unternehmen nur Mittel und kein Selbstzweck. Wird ein Arbeitsplatz eingespart, muss daher deswegen nicht woanders (rechnerisch) ein Neuer entstehen. Der Arbeitsplatz kann auch ersatzlos wegfallen. Die Menschheit ist über Jahrtausende sogar ganz ohne "Arbeitsplätze" und "Unternehmen" im heutigen Sinne ausgekommen.

Gruß, Guido


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