Forum

Kursschwankungen / Hedging?

Gesperrt

Seite: 1

Autor Beitrag
Mitglied
Registriert: Jun 2004
Beiträge: 3
Ort: Hessen
:?:
Hallo Harry,

bin neu hier. Das Forum scheint aber ganz interssant für meine Probleme zu sein. Also versuche ich es mal:

Thema Kalkulation beim Wareneinkauf/Warenverkauf mit Fremdwährung.

Wie kann ich Kursschwankungen abfangen, wenn kein Hedging oder vergleichbares Mittel zur Verfügung steht?

Dei Bewegungen im Fremdwährungsbereich sind vom Umfang her nicht allzu groß, so dass derzeit keine Termingeschäfte getätigt werden können. Das heißt, wenn ich z.B. USD benötige, kaufe ich sie zu dem Tag, an dem ich die Zahlungen machen möchte, sogenanntes Kassengeschäft. Der Wareneingang liegt aber manchmal schon 4 Wochen zurück, so dass es unter Umständen zu großen Kursdifferenzen kommen kann.

Die Preiskalkulation bietet keinen großen Spielraum.

Wäre für jeden Hinweis dankbar.

Gruss Sylvia
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Min,

Zitat
bin neu hier. Das Forum scheint aber ganz interssant für meine Probleme zu sein. Also versuche ich es mal:


Na gut... ;-)

Zitat
Wie kann ich Kursschwankungen abfangen, wenn kein Hedging oder vergleichbares Mittel zur Verfügung steht?


Die Standardantwort wäre hier, es mit einem Termingeschäft zu versuchen; das steht auch in unzähligen Prüfungen. Ist dieses aber nicht möglich so könnte man soweit ich sehe noch über Auslagerung oder Verlagerung z.B. in den Dollarraum nachdenken. d.h., die Währung, deren Kursschwankungen man nicht abfangen kann, zu der Währung machen, in der man im wesentlichen Rechnungen bezahlt. Ist auch das nichtangesagt könnte man vielleicht darüber nachdenken, den fraglichen Vertrag gleich in Euro abzuschließen und damit das Kursrisiko an den Lieferanten abzuschieben?

Oder hat noch wer eine bessere Idee?
Gast
Hallo Harry,

die Antwort kam ja super schnell-Danke! :)

Termingeschäfte gehen leider nicht (Beträge pro Termingeschäft in Summe zu klein)

Die Fakts:
Die Eingangsrechnungen kommen in USD, die Zahlungen erfolgen in USD, die Fakurierung an die meisten Kunden dann auch in USD. Die Zeitabstände dazwischen sind das Problem welches ich habe, denn da sind manchmal 30 Tage und mehr dazwischen, was dann wieder zu diesen Kursdifferenzen führt.

Wie ist das gemeint?
"Ist dieses aber nicht möglich so könnte man soweit ich sehe noch über Auslagerung oder Verlagerung z.B. in den Dollarraum nachdenken. d.h., die Währung, deren Kursschwankungen man nicht abfangen kann, zu der Währung machen, in der man im wesentlichen Rechnungen bezahlt."
Meiner Meinung nach tun wir dies bereits, da die Eingangsrechnungen und auch die Zahlungen zu diesen Eingangsrechnungen in USD erfolgen. Aber wenn die Ware kommt, buche ich diese zum Kurs von diesem Tag und wenn ich zahle, dann gilt wieder ein anderer Kurs.
Meine Idee war, dass man diese doch zum Teil großen Schwankungen über die Fakturierung an den Kunden abfangen müsste (Preiskalkulation unter Berücksichtigung dieser Kursschwankungen).
Aber da ist wohl nicht viel Spielraum bei uns drin.

Verstehst Du was ich meine? :cry:

Gruss Sylvia
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Also, noch kann ich antworten, weil sich meine "Schäfchen" gerade mit einer Klausur die Zeit vertreiben :-)

Zitat
Die Eingangsrechnungen kommen in USD, die Zahlungen erfolgen in USD, die Fakurierung an die meisten Kunden dann auch in USD. Die Zeitabstände dazwischen sind das Problem welches ich habe, denn da sind manchmal 30 Tage und mehr dazwischen, was dann wieder zu diesen Kursdifferenzen führt.


Kursrisiken entstehen, wenn man in einer Währung Geld erhält und in einer anderen zahlt. Wenn ich beispielsweise nach den USA verkaufe, und bis zur Zahlung des US-Kunden der US$ sinkt, kriege ich weniger € für den $, so daß ich in € effektiv weniger bekomme.

Wenn, wie ich Dich verstehe, sowohl Zahlungseingänge als auch Zahlungsausgänge in US$ sind, besteht doch eigentlich gar kein Kursrisiko mehr?? Das Unternehmen wäre, wenn ich das richtig verstehe, in die Sollarwirtschaft eingegliedert (was das Merkmal des Nichtvorhandenseins eines Kursrisikos ist); das Außenverhältnis des $ z.B. zum €, was zu Preisschwankungen von in den US$-Raum importierten und in € bezahlten Waren führt, läßt sich dann auf Unternehmensebene gar nicht mehr abfangen.

Aber...

Zitat
Termingeschäfte gehen leider nicht (Beträge pro Termingeschäft in Summe zu klein)


Gibt es nicht eine Möglichkeit, daß mehrere gemeinsam ein Termingeschäft machen?
Mitglied
Registriert: Jun 2004
Beiträge: 3
Ort: Hessen
Hallo Harry,

Deine armen Schäfchen tun mir echt leid. Hoffentlich bist Du nicht zu streng zu Ihnen :wink:

Jetzt verstehe ich langsam, was Du meinst und Du hast natürlich nicht ganz unrecht.

Also hier noch ein paar detailliertere Ausführungen, was ich meine:
z.B.:
1. Wir kaufen die Ware ein 10.000 USD Kurs=1,2 sind in etwa 8.300 EUR
Buchung WE an Verbindlichkeiten aLuL = 8.300 , also sind meine Einkaufskosten 8.300 EUR

2. Zahlung zum Kurs von 1,1 = in etwa 9.000 EUR
Buchung Verbindlichkeit an Bank 8.300 EUR
Kursdifferenz an Bank 700 EUR.

Da die Kursdifferenz, in diesem Fall ist es ein Kursaufwand, auch in die Kosten geht (wenn auch in die neutrale Gruppe), erhöht sie aber indirekt die Kosten für meinen Wareneingang.

3. Wir verkaufen die Ware weiter an den Kunden 10.000 USD Kurs 1,2 = 8.300 EUR

Und Zahlung des Kunden im schlimmsten Fall zum Kurs von 1,3= in etwa 7.700 (wieder ein Kursverlust von 600 EUR), dann stehen den gebuchten EUR-Beträgen für den Wareneingang wesentlich weniger EUR-Beträge für den Warenausgang gegenüber, was, wenn man alle anderen Kriterien außer acht läßt zu einem Verlustgeschäft führt.

Wir buchen doch in EUR nach deutschen Gesetzen, deshalb wird jeder USD-Betrag in ber Buchhaltung immer irgendwie in EUR umgerechnet.

Verstehst Du das? Es ist echt nicht so einfach, vielleicht habe ich ja auch einen Denkfehler! :(

Mit den Termingeschäften wie meinst Du das mit mehreren zusammen? Eine Summe Kauf und dann auf verschiedene Termine den Abruf? Muss ich mal checken, was ich da an Unterlagen von der Bank hab.

Viele Grüße

Sylvia
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Also, mit meinen "Schäfchen" und Ihren Klausurarbeiten bin ich inzwischen fertig, aber auch bei Dir sehe ich jetzt etwas klarer. Es scheint wie immer ein Definitionsproblem zu sein. Ich zerpflücke Dein letztes Posting mal ein bißchen:

Zitat
1. Wir kaufen die Ware ein 10.000 USD Kurs=1,2 sind in etwa 8.300 EUR
Buchung WE an Verbindlichkeiten aLuL = 8.300 , also sind meine Einkaufskosten 8.300 EUR


Ja und nein: 8.300 EUR, aber keine Kosten - das ist eine Ausgabe.

Zitat
2. Zahlung zum Kurs von 1,1 = in etwa 9.000 EUR
Buchung Verbindlichkeit an Bank 8.300 EUR
Kursdifferenz an Bank 700 EUR.


Also zu buchen Verb. 8300, AoAufw. 700 AN Bank 7000

OK, aber:

Zitat
Da die Kursdifferenz, in diesem Fall ist es ein Kursaufwand, auch in die Kosten geht (wenn auch in die neutrale Gruppe), erhöht sie aber indirekt die Kosten für meinen Wareneingang.


Das sind neutrale Aufwendungen, wie Du ja eigentlich selber sagst, aber mit Kosten hat das nichts zu tun - so wie es ja auch keine Einkaufskosten gibt: bedenke, daß die Kosten der Waren erst durch ihre Entnahme, nicht aber durch ihren Einkauf entstehen. Daß das Gesetz in §255 HGB von "Anschaffungskosten" spricht qualifiziert den Fall noch lange nicht als "kosten" im betriebswirtschaftlichen Sinn!

Warum das bedeutsam ist, offenbart sich hier:

Zitat
3. Wir verkaufen die Ware weiter an den Kunden 10.000 USD Kurs 1,2 = 8.300 EUR
Und Zahlung des Kunden im schlimmsten Fall zum Kurs von 1,3= in etwa 7.700 (wieder ein Kursverlust von 600 EUR), dann stehen den gebuchten EUR-Beträgen für den Wareneingang wesentlich weniger EUR-Beträge für den Warenausgang gegenüber, was, wenn man alle anderen Kriterien außer acht läßt zu einem Verlustgeschäft führt.


Du hast in der Tat einen Verlust gemacht; das ist aber der Sachverhalt in der GuV-Rechnung, in die Du die einzelnen, in EUR konvertierten USD-Beträge buchst. Insbesondere müßtest Du durch GuV AN WEK den Einstandspreis der Waren an die GuV ausbuchen. Aufgrund der kfm. Vorsicht darf die Abwertung des Lagers natürlich erst bei endgültiger Realisation, also bei Entnahme der Waren gebucht werden, während, wie Du oben ja geschrieben hast, die Aufwertung der Forderung sogleich zu erfolgen hat (Imparität).

Hier sehe ich gar keine Möglichkeit, dies "abzufangen", wie Du in Deinem ersten Posting gefragt hast. Wenn der Kurs sinkt, sinkt auch der Wert des Verkaufes - nicht des Lagers! - und das stellt sich in der GuV dar. Du könntest höchstens den Kursverlust von 700 EUR dadurch abfangen, daß Du möglichst schnell zahlst - aber letztlich gibt es keine Garantie.
Mitglied
Registriert: Jun 2004
Beiträge: 3
Ort: Hessen
Hallo Harry,

ersteinmal vielen Dank für Deine umfangreichen Ausführungen.

Jetzt verstehe ich auch Deine Denkweise etwas besser. Wenn man so wie ich recht tief in der Praxis steckt, merkt man manchmal gar nicht mehr, dass es ja verschiedene Wege geben kann. Daher nochmal ein paar Erläuterungen zu unserer Vorgehensweise:

Wenn wir Ware einkaufen, buchen wir in der Regel nicht auf Lager, sondern die Ware wird sofort weiterverkauft, das heißt wir buchen sofort in den Aufwand (Konto Wareneingang SKR03=3200). Selbstverständlich haben wir auch ein Konto für unsere Vorräte an Waren (SKR03=3970-Bilanz Aktiva), welches am Jahresanfang durch eine Saldovortragsbuchung erfasst wird und am Jahresende wird durch Inventur der Endbestand ermittelt. Die Differenz wird dann als Bestandsveränderung (SKR03=3960-GuV-Konto) über die GuV erfasst.

Da nun der Wareneingang direkt als Aufwand erfasst wird, der Zeitpunkt der Zahlung aber von den jeweiligen Zahlungsbedingungen abhängt, entsteht die Kursdifferenz, im schlimmsten Fall ist es ein Kursaufwand.

Ich hatte auch befürchtet, dass man da nichts machen kann und meine Idee war auch schon, dies durch eine schnelle Zahlung zu verhindern.

Insgesamt sehe ich aber auch eine Gefahr, wenn solche Umstände in der Preiskalkulation (beim Ein- und Verkaufspreis) nicht berücksichtigt werden. Stimmst Du mir da zu?

Viele Grüße Sylvia


Gesperrt

Seite: 1

Parse-Zeit: 0.0661 s · Memory usage: 1.48 MB · Serverauslastung: 1.15 · Vorlagenbereich: 2 · SQL-Abfragen: 8