warum gibt man bei den kalk. Zinsen einen kleineren
Wert an als Zinsen in Wirklichkeit gezahlt wurden?

Ich wäre für die Antworten dankbar.

Wer sagt, dass die kalkulatorischen Zinsen immer kleiner sein müssen?
Das behauptet niemand.

Die Werte der Kalkkulation entstammen dem externen Rechnungswesen und werden durch Opportunitätskostenüberlegungen in sofern modiziert, als dass damit betriebswirtschaftlich operative Entscheidungen - in den allermeisten Fällen in Bezug auf 1 Geschäftsjahr - getroffen werden können. Anders als das externe Rechnungswesen ist die Kosten- und Leistungsrechnung nicht an Gesetze gebunden, sondern sie muss betriebsindividuell aufgebaut werden. Was in einem Betrieb Fixkosten sind, das kann in einem anderen Betrieb als variable Kostenart angesehen werden usw.


Das Konzept der kalkulatorischen Zinsen ist m.M.n. umstritten und es konnte, so hat es für mich sehr stark den Anschein, noch keine geschlossene Theorie über die kalkulatorischen Zinsen entwickelt werden. So wird häufig in der Literatur genannt, man müsse das sogenannte Abzugskapital vom betriebsnotwendigen Vermögen subtrahieren. Das Abzugskapital setzt sich zusammen aus Kundenanzahlungen und sonstigen, zinsfrei überlassenen Geldbeträgen. Lothar Haberstock und Harald Zingel haben aber seiner Zeit dieses Konzept kritisiert - zu Recht.

Der Zweck bestimmt die Rechnung, so wusste schon Schmalenbach. Dass das keineswegs immer so einfach ist, wie die mathematische Berechnung dahinter, zeigen die häufig wiederkehrenden Fehler vieler, die sich damit beruflich auseinandersetzen müssen. Dass die BWL dann auch noch umgangssprachliche Begriffe wie "Kosten" gänzlich anders definiert als es die Umgangssprache oder die Sprache des Gesetztes, hier in Form des HGB tuen, macht die Sache für den Einsteiger nicht leicht.