Forum

Make or Buy mit Deckungsbeitrag

Gesperrt

Seite: 1

Autor Beitrag
Mitglied
Registriert: Apr 2010
Beiträge: 6
Hallo!
Ich möchte das Thema Eigenfertigung oder Fremdbezug in einer kleinen Kfz-Werkstatt behandeln. Nun ist es so, dass in solch einem Fall immer zur Teilkostenrechnung mit Deckungsbeitragsrechnung geraten wird.
In meinem Fall ist es aber so, dass alle Kosten direkt zuordenbar sind und nicht nur in Teilen in die eine oder andere Leistung einfließen.
Als Beispiel: Ein Computer mit dem Fehlerauslesen an Fahrzeugen ausgeführt werde. Der ist nur für diese eine Leistung da und die Kosten für die Software und Wartung geht nur auf diese eine Leistung. Strom und Personal wird nicht berechnet.
Oder eine Anlage zum Ausmessen der Achse. Die Leasingraten in diesem Fall gehen nur in diese eine Leistung, nämlich das Achsvermessen ein.
Oder die Abgasuntersuchung. Dieser Computer ist nur für diese eine Leistung da.

Ich bin noch nicht ganz drin in dem Thema glaub ich und hoffe dass mir hier einer helfen kann !!

Vielen Dank im Voraus !!
flying Horst
Gast
Hallo Mathe-Genie!

Bin vorhin erst aus dem schönen Franken zurückgekommen und schaue grade hier rein.

Zitat
In meinem Fall ist es aber so, dass alle Kosten direkt zuordenbar sind und nicht nur in Teilen in die eine oder andere Leistung einfließen.


Was hat Teilkostenrechnung mit Kosten zu tun, die mal direkt zuordnungsfähig sind und mal nicht? Antwort: NICHTS!

Und schon gar nicht hat Teilkostenrechnung in erster Linie damit zu tun, an welcher Kostenstelle sie "zum Teil" anfallen (hier Kostenstelle Werkstatt und der Maschinenstundensatz für den Computer). Ich glaube, hier hast Du dich nicht klar genug ausgedrückt.

Was Du meinst sind wohl eher Einzelkosten- und Gemeinkosten, wenn du von "Zuordnenbarkeit" sprichst.

Folgende übersicht verdeutlich die Zusammenhänge exzellent:
http://www.bwl-bote.de/gif/20060712a.gif

Zitat
Nun ist es so, dass in solch einem Fall immer zur Teilkostenrechnung mit Deckungsbeitragsrechnung geraten wird.


Richtig!
Bei welchem Produkt/Leistung soll denn nun eine Gegenüberstellung Make vs. Buy gemacht werden?

Grüße,
flying Horst
Mitglied
Registriert: Apr 2010
Beiträge: 6
Hallo flying Horst!
Das hört sich ja ganz so an, als ob ich seit etwas mehr als 1 1/2 Jahren zur staatlich geprüften Betriebswirtin ausgebildet werde und, zu mindestens von der Kostenrechnung nichts verstanden habe. Schon hart... :shock:
Also, die Leistungen welche ich in Dingen Make or Buy vergleichen will:
Computerfehlerauslese (Gerät komplett abgeschrieben, jährliche Software-Lizenzgebühren ca. 500,- ; keine Reparaturkosten)
Zylinderkopf planschleifen ( Kaufpreis dieses Jahr 1000,- , jährliche Wartungskosten ca.250,-)
Achsvermessung (jährliche Leasingrate 720,- , keine Wartungskosten)
Abgasuntersuchung (Gerät komplett abgeschrieben, Jährliche Software-Lizenzgebühren 500,- ; jährliche Wartungskosten ca.200,- , durchschnittliche Reparaturkosten 150,- jährlich)
Bremsscheiben abdrehen (Gerät komplett abgeschrieben, Wartungs-/Reparaturkosten ca.200,- jährlich)
Ich erstelle eine einfache Statistik der letzten 5 Jahre mit der Anzahl und der Umsätze der in Fremdleistung durchgeführten Leistungen. In Fremdleistung durchgeführte Leistungen werden fast ausschließlich 1 zu 1 an den Kunden weitergegeben da die Kunden einen anderen Preis als den üblichen Marktpreis nicht akzeptieren würden. Dann eine Aufstellung der zu erwartenden Kosten mit einer Auswertung ob es, mit den Zahlen der letzten 5 Jahre rechenbar wäre, dass selber anzubieten.
Und nu :?
flying Horst
Gast
Mathe-Genie schrieb
Hallo flying Horst!
Das hört sich ja ganz so an, als ob ich seit etwas mehr als 1 1/2 Jahren zur staatlich geprüften Betriebswirtin ausgebildet werde und, zu mindestens von der Kostenrechnung nichts verstanden habe. Schon hart... :shock:


Echt jetzt? Ne, oder?

Zitat
Also, die Leistungen welche ich in Dingen Make or Buy vergleichen will:
Computerfehlerauslese (Gerät komplett abgeschrieben, jährliche Software-Lizenzgebühren ca. 500,- ; keine Reparaturkosten)

Zylinderkopf planschleifen ( Kaufpreis dieses Jahr 1000,- , jährliche Wartungskosten ca.250,-)
Achsvermessung (jährliche Leasingrate 720,- , keine Wartungskosten)
Abgasuntersuchung (Gerät komplett abgeschrieben, Jährliche Software-Lizenzgebühren 500,- ; jährliche Wartungskosten ca.200,- , durchschnittliche Reparaturkosten 150,- jährlich)
Bremsscheiben abdrehen (Gerät komplett abgeschrieben, Wartungs-/Reparaturkosten ca.200,- jährlich)


Wen interessiert denn in der Kostenrechnung, ob etwas komplett abgeschrieben wurde? In der Kostenrechnung gibt's die berühmte "Unter-Null-Abschreibung".
Au Backe....

Zitat
Ich erstelle eine einfache Statistik der letzten 5 Jahre mit der Anzahl und der Umsätze der in Fremdleistung durchgeführten Leistungen. In Fremdleistung durchgeführte Leistungen werden fast ausschließlich 1 zu 1 an den Kunden weitergegeben da die Kunden einen anderen Preis als den üblichen Marktpreis nicht akzeptieren würden. Dann eine Aufstellung der zu erwartenden Kosten mit einer Auswertung ob es, mit den Zahlen der letzten 5 Jahre rechenbar wäre, dass selber anzubieten.
Und nu :?


Joa klingt recht vernünftig.

Aber nochmal:
Wen stört's, ob eine Sache komplett abgeschrieben ist? Entscheidend sind doch kalkulatorische Abschreibungen (= fix und Gemeinkostenart), kalkulatorische Miete (= fix und Gemeinkostenart), kalkulatorische Zinsen (= fix und Gemeinkostenart) plus, wie die anderen Dinge, welche Du angegeben hast, die hier in meinen Augen bei bisherigen Informationen alle fix sind und eben nicht dem einzelnen Produkt zugerechnet werden können, also alles fixe Gemeinkosten. Man kann sicher variable Anteile ausmachen, um dann wirklich zu einem Deckungsbeitrag zu kommen. Das führt im Endeffekt auf die Maschinenstundensatz-Rechnung...

Bedenke: Die variablen Kosten wären hier wohl höchstwahrscheinlich auch Gemeinkosten. Noch fehlen mir ein paar Details.

Natürlich kann es ja sein, dass insbesondere die Wartung erhebliche variable Bestandteile inne hält, denn wenn ich z.B. mein Auto kaum fahre, dann werden wohl auch nicht so ohne weiteres die Bremsscheiben erneuert werden müssen, der TÜV (fix!) fällt aber trotzdem an.
Mitglied
Registriert: Apr 2010
Beiträge: 6
Also das mit den Abschreibungen sagte mir die Lehrerin welche bei uns Kostenrechnung unterrichtet. Ich bin da nicht selber drauf gekommen.
Hier das was sie mir schrieb:
"Als Literatur empfehle ich Ihnen:Schmolke/Deitermann, Industrielles Rechnungswesen, Kapitel 5.6 Eigenfertigung oder Fremdbezug
Däumler/Grabe, Kostenrechnung 2, Deckungsbeitragsrechnung, Kap. 8 Eigenfertigung oder Fremdbezug
Im Wesentlichen geht es darum, die Selbstkosten zu vergleichen mit dem Preis, den man zahlen müsste, wenn man dieses Produkt oder diese Leistung einkauft. Es werden also nur die Kosten verglichen. Dieser Vergleich soll es dann erleichtern zu zu entscheiden, ob man die Leistung selbst erstellt oder diese eben einkauft. Die Erlösseite brauchen Sie somit gar nicht zu betrachten, da Sie ja keine Kosten-Nutzen-Anlalyse anstellen wollen, sondern ein Vergleich zweier Kosten (selbst gemacht oder gekauft).
Die Selbstkosten können Sie dann entweder auf Vollkostenbasis ermitteln oder auf Teilkostenbasis (k oder kv) mit den gewohnten Vor- und Nachteilen.
Zu ermitteln wären in Ihrem Fall dann jeweils die Selbstkosten je Produkt/Leistung und der Preis, den Sie zahlen müssten, wenn Sie dieses Produkt bzw. diese Leistung einkaufen würden. Wenn der Betrieb keine Kostenstellen hat, dann macht es sicher Sinn, für jede Leistung die Material und Fertigungskosten zu ermitteln. Bei dem Computer müssten Sie dann vergleichen, was eine Fehlerauslese mit Ihrem Computer kostet (hier fallen sicher im Wesentlichen die Abschreibungen als Fertigungskosten an) und was es kosten würde, wenn Sie diese Fehlerauslese als Dienstleistung einkaufen würden."


Sieht fast so aus, als ob die bisher knapp 30 Seiten meiner Projektarbeit für den Eimer sind und ich in 6 Wochen Abgabe habe.

Ich werde das noch mal von vorne durchdenken und gucken was ich ändern muss.
Vielen Dank fürs Erste !!
flying Horst
Gast
Mathe-Genie schrieb
Also das mit den Abschreibungen sagte mir die Lehrerin welche bei uns Kostenrechnung unterrichtet. Ich bin da nicht selber drauf gekommen.
Hier das was sie mir schrieb:
"Als Literatur empfehle ich Ihnen:Schmolke/Deitermann, Industrielles Rechnungswesen, Kapitel 5.6 Eigenfertigung oder Fremdbezug
Däumler/Grabe, Kostenrechnung 2, Deckungsbeitragsrechnung, Kap. 8 Eigenfertigung oder Fremdbezug


Die Herren Schmolke/Deitermann... immer wieder gerne genommen, aber nicht immer 100pro korrekt. Ich empfehle einen Blick hier rein: http://www.zingel.de/index0.htm - links auf der Seite mal ein bisschen in "Kostenrechnung" rumstöbern. Kann ich nur wärmstens empfehlen.

Zum Thema Abschreibungen ganz konkret:
http://www.bwl-bote.de/20060207.htm


Zitat
Im Wesentlichen geht es darum, die Selbstkosten zu vergleichen mit dem Preis, den man zahlen müsste, wenn man dieses Produkt oder diese Leistung einkauft.


Vorhin waren wir noch beim Deckungsbeitrag, jetzt sind wir plötzlich bei Selbstkosten? Ja was denn nun? Das klingt hier grade so, als wenn die Definitionen nicht klar abgegrenzt werden. In unserem Make-or-Buy-Fall haben wir es aber definitiv mit dem DECKUNGSBEITRAG zu tun, der nicht gleich den Selbstkosten ist.

Zu dieser Problematik siehe hier (unbedingt lesen!):
http://www.bwl-bote.de/20061124.htm

Und speziell zu Make-or-Buy-Entscheidungen darauf aufbauend:
http://bwl-bote.de/20030908.htm

Also: Nicht die Selbstkosten, sondern den Deckungsbeitrag bestimmen, sonst geht alles in die Hose und die Arbeit wird 5.

Zitat
Es werden also nur die Kosten verglichen. Dieser Vergleich soll es dann erleichtern zu zu entscheiden, ob man die Leistung selbst erstellt oder diese eben einkauft.


Ja, wobei man beim Einkaufspreis möglichwerweise noch Bestellkosten (der Mitarbeiter, der bei der Firma anruft und bestellt) auf den Preis draufschlagen könnte. Das ist aber wohl in der Praxis bei kleineren Betrieben eher unüblich, von daher kann der Einstandspreis als konkurrierende Größe herangezogen werden.

Zitat
Die Erlösseite brauchen Sie somit gar nicht zu betrachten, da Sie ja keine Kosten-Nutzen-Anlalyse anstellen wollen, sondern ein Vergleich zweier Kosten (selbst gemacht oder gekauft).


Erlösseite? Ne stimmt, die braucht man nicht. Wir arbeiten ja hier ökonomisch nach dem Minimalprinzip: Ein gegebenes Ziel (Befriedigung der Nachfrage) mit geringstem Mitteln bewältigen...

Zitat
Die Selbstkosten können Sie dann entweder auf Vollkostenbasis ermitteln oder auf Teilkostenbasis (k oder kv) mit den gewohnten Vor- und Nachteilen.


Autsch! Selbstkosten sind immer auf Vollkostenbasis ermittelt! IMMER!
Per Definitionem so zu sagen!
Denn das Selbstkostenschema läuft ja (immer) wie folgt in der Industrie:
http://www.bwl-bote.de/20070118.htm

Zitat
Zu ermitteln wären in Ihrem Fall dann jeweils die Selbstkosten je Produkt/Leistung und der Preis, den Sie zahlen müssten, wenn Sie dieses Produkt bzw. diese Leistung einkaufen würden.


Wie gesagt:
Selbstkosten sind durch "Deckungsbeitrag" zu ersetzen.
Es muss eine Teilkostenrechnung gemacht werden!

Zitat
Wenn der Betrieb keine Kostenstellen hat, dann macht es sicher Sinn, für jede Leistung die Material und Fertigungskosten zu ermitteln. Bei dem Computer müssten Sie dann vergleichen, was eine Fehlerauslese mit Ihrem Computer kostet (hier fallen sicher im Wesentlichen die Abschreibungen als Fertigungskosten an)


Das klingt gefährlich! Die Abschreibungen sind bei dem Computer aller Wahrscheinlichkeit nach fix, korrellieren also nicht mit der Ausbringungsmenge. Ein Computerfehlerauslesegerät wird wohl physisch kaum durch den Einsatz beansprucht, und damit indirekt ökonomisch "wertloser", sondern eher durch die Veralterung, durch die Zeit. Die Zeit korreliert aber nicht mit der Ausbringungsmenge.

Etwas anderes ist das wohl bei Stanzen oder Pressen - in der Regel zumindest.

Grundsätzlich ist eine leistungsbezogene Abschreibung zwar möglich, aber hier Mumpitz, wenn Du mich fragst.

Zitat
und was es kosten würde, wenn Sie diese Fehlerauslese als Dienstleistung einkaufen würden."


Ja, wenn keine Kostenstellen vorliegen, könnte man das so machen.

Zitat
Sieht fast so aus, als ob die bisher knapp 30 Seiten meiner Projektarbeit für den Eimer sind und ich in 6 Wochen Abgabe habe.


Da geht noch was!

Zitat
Ich werde das noch mal von vorne durchdenken und gucken was ich ändern muss.
Vielen Dank fürs Erste !!


Kein Problem! Wichtig sind die fiesen Definitionen im Rechnungswesen. Anders als in der Umgangssprache, und damit sollte meiner Meinung nach jede Lehrveranstaltung, die nicht zur Leerveranstaltung verkommen will, beginnen, dürfen Kosten nicht Auszahlungen gleichgesetzt werden und schon gar nicht mit Aufwand. Ertrag ist nicht Gewinn und Gewinn ist nicht gleich Gewinn und auch der Begriff "Investitionskosten" existiert nur in der Umgangssprache, da eine Investition keine Kosten verursacht! Und der Einkauf verursacht ebenfalls keine Kosten, abstrahiert man einmal von Bestellvorgangskosten. Wir betrachten zwar hier in dem Make or Buy Beispiel den Einkaufspreis als Kosten, aber im externen Rechnungswesen wird ein Materialeinkauf (MATERIAL!), der das Material in unser Eingangslager beschafft, niemals als Aufwand verbucht, sondern als Umschichtung von liquiden Mitteln in Realgüter, es handelt sich also um eine Auszahlung und wenn wir auf Ziel einkaufen um eine Ausgabe.
Die Begriffe klingen ähnlich, aber die muss man drauf haben als Betriebswirt. Spitzfindig bis zum geht nicht mehr, aber ohne die geht alles in die Hose.

Achja: und nicht alles, was veränderlich ist, ist in der Kostenrechnung variabel. Auch hier stellt einem die Umgangssprache fiese Fallen.
Fixkosten können sehr wohl "variabel" (im Sinne der Umgangssprache) sein, d.h. fixe Kosten z.B. für die Heizung in einem Betrieb wird wohl kaum jedes Jahr exakt gleich sein, einmal wegen Preissschwankungen, einmal wegen der Temperatur draußen....
Im Sinne der Kostenrechnung sind sie fix, quasi als Durschnitt ermittelt.

Grüße,
flying Horst
« Zuletzt durch Unbekannt am 18.05.2010 22:32 Uhr bearbeitet. »
Mitglied
Registriert: Apr 2010
Beiträge: 6
Vielen Dank für die viele Mühe!
Ich hab mir die Seite abgespeichert und werd das Wochenende wohl mal
wieder ausschließlich (naja, fast ausschließlich) mit dieser Betriebswirtarbeit verbringen.
Morgen kriegt der zuständige Dozent mal das was ich bisher zusammengeschustert hab und der soll mal sagen, ob es in seinen Augen total am Thema vorbeigeht oder obs soweit okay ist.
Ich denke nun werde ich, zu mindestens in etwa, den den richtigen Weg finden.
Noch mal vielen vielen Dank !!!
flying Horst
Gast
Das freut mich, dass ich helfen konnte.

Es wäre schön, wenn aber der Thread heute hier nicht mit diesem Posting von mir abschließt.
Ich fänd's schon cool, wenn Du hier noch detaillierte Sachen bringst.

Grüße,
flying Horst


Gesperrt

Seite: 1

Parse-Zeit: 0.033 s · Memory usage: 1.52 MB · Serverauslastung: 2.45 · Vorlagenbereich: 2 · SQL-Abfragen: 7