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Betriebswirt HWK - Ein paar Zahlen - Bachlor-Invasion

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Hallo allerseits,

Der Betriebswirt HWK gehört zu den erfolgreichsten Weiterbildungsberufen in Deutschland.
Prüfungsteilnehmerzahlen in Deutschland für Betriebswirt HWK
Jahr - Prüfungsteilnehmer:
2000 2828
2001 3061
2002 2889
2003 2594
2004 3106
2005 3203
2006 2567

Dagegen die Prüfungsteilnehmer Betriebswirte IHK
Jahr - Prüfungsteilnehmer:
2000 1078
2001 961
2002 1064
2003 1421
2004 1534
2005 1715
2006 1492

Die Erfolgsquote bei Prüfungen für Betriebswirte lag 2006 bei der HWK bei 91,6% , dagegen bei der IHK bei 65,6.
(Quelle: Statistisches Bundesamt, BiBB)

Bei der IHK den Schein zu bekommen, scheint schwieriger zu sein, was mit der Kammerpolitik und den unterschiedlichen Schwerpunkten der Ausbildung zu tun hat. Der IHK-Betriebswirt zielt mehr auf den Allrounder im industriellen Einsatzgebiet, der Betriebswirt-HWK mehr auf den Gründer und Unternehmer als selbstständige Gewerbetreibende. Durch Lean-Management wird ja seit einiger Zeit die mittlere Ebene platt gemacht, so hat jemand mit Kammerabschluss die Wahl, entweder aufrüsten mit dem Bachlor oder absteigen zu den Kaufleuten.

Mir scheint die Kammerabschlüsse und unsere Investitionen werden zur Zeit massiv entwertet durch die Inflation der Bachlor-Studiengänge von diversen privaten und staatlichen Anbietern. Das schweizer Akkredierungsunternehmen FiBAA hat für Germany allein 471 Lehrgänge im Jahr 2007 zugelassen, darunter 249 Bachlorlehrgänge. Also nicht genug das es hier bisher schon über 200 verschiedene Betriebswirtsausbildungen gab, dazu kommen jetzt noch die privaten Bachlors. Der Preis liegt ungefähr dreifach so hoch wie für einen Kammerabschluss. Positiv ist, Konkurrenz belebt das Geschäft und hoffentlich auch den Service für den Kunden.

Hier die Akkreditierungszahlen für 2007 von der FiBBA:
Diplom degree 3 courses
Bachelor degree 249 courses
Bachelor degree - distance learning courses10 courses
Master degree 154 courses
Master degree - distance learning courses 7 courses
MBA degree 123 courses
MBA degree- distance learning courses 4 courses
by country:
Germany 471 courses
Austria 35 courses
Swizerland 26 courses
The Netherlands 5 courses
other countries 3 courses

Eine HWK bietet jetzt schon den Bachlor an, man bekommt darin den Betriebswirt HWK mit zwei Semester anerkannt, muss allerdings WiMa nachholen, und kann den Bachlor neben der Berufstätigkeit machen. Wer seinen eigenen Laden aufbaut, wird kaum dafür Zeit haben, denke ich, aber für die Unternehmersöhne der 2. und 3. Generation sicher eine gute Möglichkeit.

Das bedeutet doch, den Kammerabschluss kannste in die Tonne kloppen, der is nix mehr wert auf dem Arbeitsmarkt. Der Trend geht in Richtung Uni, Bachlor, alles darunter, habe ich manchmal den Eindruck, wird von der Politik und Wirtschaft jetzt schon als minderqualifiziert und nicht mehr zukunftstauglich beschrieben. Wie seht ihr das?
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Registriert: Oct 2008
Beiträge: 19
"klaus0527" schrieb
Das bedeutet doch, den Kammerabschluss kannste in die Tonne kloppen, der is nix mehr wert auf dem Arbeitsmarkt. Der Trend geht in Richtung Uni, Bachlor, alles darunter, habe ich manchmal den Eindruck, wird von der Politik und Wirtschaft jetzt schon als minderqualifiziert und nicht mehr zukunftstauglich beschrieben. Wie seht ihr das?


Hi Klaus,

eine Bachlor-Invasion ist m. M. n. gerade im Handwerk nicht zu befürchten. Selbst dann nicht, wenn es einmal dazu kommen sollte, dass diese Fortbildung parallel zum Meister angeboten wird. Dafür ist der Betriebwirt (HWK) im Handwerk zu angesehen. Da müssten sich die Betriebswirte aus dem Bereich „Industrie- und Handel“ eher Sorgen machen.

Gruß
Leila
Mitglied
Registriert: Jun 2004
Beiträge: 125
Ort: Im wilden Osten
"klaus0527" schrieb
Das bedeutet doch, den Kammerabschluss kannste in die Tonne kloppen, der is nix mehr wert auf dem Arbeitsmarkt. Der Trend geht in Richtung Uni, Bachlor, alles darunter, habe ich manchmal den Eindruck, wird von der Politik und Wirtschaft jetzt schon als minderqualifiziert und nicht mehr zukunftstauglich beschrieben. Wie seht ihr das?


Naja, das Problem ist die mangelnde Akzeptanz und Kenntnis über den Betriebswirt (Hwk). Die Handwerkskammer steht mit ihrem Image bislang immer etwas isoliert da. Generell werden Weiterbildungsabschlüsse der Kammern kaum in Anforderungsprofilen von Personalabteilungen bercksichtigt. Es ist ja mittlerweile sogar schon so, dass der gewöhnliche Bachelor (Ingenieurwesen) nicht immer ausreicht, Diplom oder Master wird gefordert.

"Leila" schrieb
eine Bachlor-Invasion ist m. M. n. gerade im Handwerk nicht zu befürchten. Selbst dann nicht, wenn es einmal dazu kommen sollte, dass diese Fortbildung parallel zum Meister angeboten wird. Dafür ist der Betriebwirt (HWK) im Handwerk zu angesehen. Da müssten sich die Betriebswirte aus dem Bereich „Industrie- und Handel“ eher Sorgen machen.


Mögliche Situation. Jedoch, welche Perspektiven hat das Handwerk heute eigentlich noch? Wie sieht denn die aktuelle Lage dort aus? Wird nicht immer mehr automatisiert? Und mutieren die klassischen Handwerksbetriebe nicht immer mehr zu Industriebetriebe?

Beispiel: Ein Metallbaubetrieb (Schlosser) schafft sich, aufgrund seiner Entwicklung, immer mehr Maschinen an (CNC usw.), folglich ändert sich auch dort die Personalstruktur vom Meister zum Ingenieur mit Programmierkenntnissen usw.
Beispiel: Eine Baufirma errichtet heutzutage aufgrund des Kostendrucks, Mindeslohn etc., ein Haus nicht mit kleinformatigen Ziegeln, sondern liefert großflächige Wandteile - natürlich industriell gefertigt. Der Dachstuhl wird im Werk abgebunden und vor Ort nur aufgebaut. Ergo wenig Handwerk => mehr Industrie, mehr Technik.
Beispiel: Der Glaser, früher ein kleiner Dienstleister mit wenig Werkzeug, heute maschinengeführte Glasfertigung für hochgedämmte Produkte.
Beispiel: Elektriker, früher hat es ausgereicht eine Waschmaschine an den zumeist mechanischen Teilen zu erneuern, heute benötigt man SPS-Kenntnisse um Steuerungstechnik nur ansatzweise zu verstehen.

Und für all diese Beispiele reicht evtl. ein Betriebswirt (Hwk) mglw. nicht mehr aus, Controlling, Planung, Marketing sind anders ausgerichtet.
Sicherlich werden kleinere Unternehmen (max. 10 Mitarbeiter) in einigen Handwerksbranchen in alten Strukturen arbeiten und sicherlich erhebe ich keinen allgemein gültigen Anspruch auf meine Beispiele, jedoch ist ein Trend zu erkennen.

Gruß von Axel


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