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Andler mit Kapitalbindungskosten

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Registriert: Jan 2018
Beiträge: 2
Moin Moin,

folgende Situation. Ich bin als Einkäufer tätig und lege mich regelmässig mit meinem Chef bzgl. der Bestandsführung an.

Ich möchte unsere Lagersituation analysieren und zeigen das wir eine eindeutiges Optimierungspotenzial haben.

Mein Chef ist eher einfach gestrickt und reagiert deshalb gut auf monetäre Anreize, darum habe ich die 26 kritischsten Artikel soweit analysiert:

øLagerbestand - (AB + EB) / 2
Umschlagshäufigkeit - Verbrauch / ø Lagerbestand
ø Lagerdauer - 360 / Umschlagshäufigkeit
Reichweiten - Aktueller Bestand / Verbrauch
Lagerzinssatz - interner Zinssatz (5%) * Lagerdauer / 360
Lagerzins - Lagerzinssatz * øLagerbestand*EK-Preis / 100 = Kapitalbindungskosten

Über den betreffenden Sortimentsausschnitt verbrennen wir einen 5-stelligen Betrag im Jahr. (Behaupte ich basierende auf den Werten!)

Nun habe ich die Verbräuche aus dem Vorjahr, meine Bestellkosten, den Lagerhaltungskostensatz und den Preis/Produkt zu dem ich beschaffe.

Die Anwendung von Andler ist klar und was die Ergebnisse bedeuten auch. Dafür hängt es an folgender Stelle:

Wenn ich mein "xopt" ermittelt habe - dann dividiere ich "xopt" / 2 und erhalten so meinen neuen ø Lagerbestand.

Diesen neuen øLagerbestand multipliziere ich nun mit meinem Lagerzins und erhalte so einen theoretischen neuen Wert für die Kapitalbindungskosten richtig?

Eventuelle könnt mir ja ein wenig auf die Sprünge helfen.

Besten Dank
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Registriert: Jul 2017
Beiträge: 314
Hallo,

na, mit dem Chef anlegen ist immer eine Herausforderung. :)

Zu deinem Anliegen. Andler kenne ich als Anwender nicht, um das mal vorwegzuschicken. Warum dividierst du x_opt durch 2? Was ist x_opt hier überhaupt? Der optimale Lagerbestand? Die optimale Lagerdauer? Ein optimaler Zeitpunkt? Ist mir nicht klar und erschließt sich mir aus den Erläuterungen auch nicht. Ansonsten hast du ja selbst die Berechnung der Kapitalbindungskosten genannt - die wendest du einfach auf deine optimalen Daten an, dann hast du die minimalen Kapitalbindungskosten.

Außerdem habe ich irgendwie Bauchschmerzen bei deiner Analyse, weil mir auch zum Beispiel nicht klar wird, wie das Lager eingesetzt wird. Ist das ein reines Eingangs- und Ausgangslager, ist das getrennt, muss während der Produktion eine Zwischenlagerung von unfertigen Erzeugnissen stattfinden? Könnte die Unwirtschaftlichkeit des Lagers durch eine nicht optimal abgestimmte Produktionskette verursacht sein? Warum wird das Lagersystem allein analysiert und nicht die ganze Produktionskette in einem ganzheitlichen Ansatz? Das ist heute eigentlich üblich.

Sorry, wenn ich hier einfach mal so einige Fragen reinschmeiße. Wäre blöd, wenn du mit einem vielleicht guten Argument auf Grund läufst, wenn dein Chef zum Beispiel einen ganz anderen Gedankengang hinter seiner Argumentation hat.

Viele Grüße

Chris
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Registriert: Jan 2018
Beiträge: 2
Moin Chris,

danke erstmal für die Antwort.

xOpt stellt in diesem Fall meinen optimale Bestellmenge sowie daraus abgeleitet, die optimale Bestellhäufigkeit dar.

Ich dividiere xOpt durch zwei um den ø Lagerbestand zu ermitteln. Den brauche ich ja um den "optimierten" Lagerzins zu berechnen. Zusätzlich addiere ich noch den Sicherheitsbestand ( entsprechend einer Formelsammlung die ich mir hier runtergeladen habe).

Formel sieht also so aus: optimale Bestellmenge + Sicherheitsbestand / 2 = ø optimaler Lagerbestand.

Bezüglicher deiner Bauchschmerzen:

Das ist Lager ist alles. Eingangs-, Ausgangs-, Zwischenlager. Rohwaren, Betriebs- und Hilfsstofflager. Voll bis unter die Decke. Es gibt keine ordentliche Bestandsführung, die weder Ein- noch Ausgänge erfasst. Kein Warehousmanagementsystem. Kein ERP. Weder Wareneingangsscheine, noch Kommissionierlisten, keine manuellen Buchungen, keine Scanner. Ich habe mal Fachkraft für Lagerlogistik gelernt und sowas habe ich in der Zeit nicht gesehen. Die Angestellten können ins Lager gehen, Sachen für die Produktion entnehmen und der Abfluss bleibt völlig undokumentiert.

Ziel der Analyse ist es erstmal ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es ein Optimierungspotenzial gibt.

So, dass dann, die Anschaffung eines Warehousemanagements oder die Implementierung einer ordentlichen EDV-gestützten Materialwirtschaft in Erwägung gezogen wird. Ich denke dafür sind die einfachen Lagerkennzahlen erstmal ausreichend, denn, ganz klassisch, resultieren aus den Unsicherheiten einfach hohe Sicherheitsbestände, die zusätzlich das Lager verstopfen und zum Teil viel zu lange liegen.

Beste Grüße
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Registriert: Jul 2017
Beiträge: 314
Hallo,

meine Güte, wenn ich das allein schon wieder lese - was für Schwachmaten arbeiten denn da in den Führungsetagen? Dass das so durch den Wirtschaftsprüfer oder das Finanzamt durchkommt ...

Gut, in dem Fall machst du alles richtig, denke ich, auch von deinem Ansatz her. Tatsächlich hast du noch mehr Kostenargumente auf deiner Seite. Weil mit der Einführung eines Warenwirtschaftssystems könnten auch teure Inventurarbeiten erleichtert werden (will mir gar nicht ausmalen, wie das bei euch aussieht). Zusätzlich werden ja einfachere Inventurmöglichkeiten nutzbar für bestimmte Sachen, die ohne vorheriges Zahlenmaterial de facto gar nicht durchführbar sind.

Desweiteren gibt es dann auch ja auch in der ganzen Produktionskette über die gebundenen Kosten des Lagers hinaus Einsparpotenziale. Beispielsweise allein durch eine Neuorganisation des Lagers und Automatismen.

Ich denke, du hast da alle Argumente auf deiner Seite - und dann ersetze mal deinen Chef, der scheint nichts zu taugen.

Viele Grüße

Chris


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