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Pizzabestellung

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Mitglied
Registriert: Aug 2009
Beiträge: 534
Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,

stellen Sie sich bitte mal vor, Sie greifen zum Telefon und wollen eine Pizza bestellen -- und dann entwickelt sich folgendes Gespräch:

–– Pizzaservice, guten Abend. Was wollen Sie bestellen?

–– Hallo, ich möchte die Nummer...

–– Herr Hans Meier, richtig?

–– Ja...

–– Danke für Ihren Anruf. Ihre Steuernummer ist 610204908, ist das korrekt?

–– Äh, ja ...

–– Danke Herr Meier. Ich sehe, Sie wohnen in der Garten-strasse 25, aber Sie rufen von Ihrem Handy aus an. Sind Sienicht zu Hause?

–– Ich bin auf der Arbeit.

–– Oh, wir können natürlich auch in Ihr Büro liefern. Bahnhofstrasse 12, zweiter Stock, richtig?

–– Nein, ich bin gerade auf dem Weg aus dem Büro. Aber sagen Sie, woher wissen Sie denn das alles?

–– Na wir sind natürlich mit dem System verbunden. Wenn man heutzutage auf einen Telefonanruf hin Pizzas verkauft, will man schließlich wissen, mit wem man es zu tun hat, nicht wahr?

–– Gut, ich möchte also zwei Ihrer Spezial-Pizzas bestellen, aber mit doppelt Schinken und Salami.

–– Okay, darauf gibt es aber 20 Euro Aufpreis.

–– Wie bitte?

–– Laut meinen Informationen zeigen Ihre medizinischen Daten, dass Sie extrem hohen Blutdruck und viel zu viel Cholesterin haben. Wir haben einen Vertrag mit Ihrer KrankenVersicherung, so dass Sie die Pizza bestellen können, wenn Sie schriftlich auf alle künftigen Leistungen diesbezüglich verzichten.

–– Waaas?

–– Stimmen Sie also zu? Sie können die Verzichtserklärung bei der Lieferung unterschreiben. Es kommen noch Bearbeitungsgebühren dazu, das ganze macht dann 67 Euro.

–– 67 Euro für 2 Pizzen?

–– Naja, da sind 15 Euro Aufpreis für das Liefern in eine hellrote Gefahrenzone.

–– Ich wohne in einer Gefahrenzone?

–– Natürlich, da war erst gestern wieder ein Überfall in Ihrer Strasse.

–– Hmmmmm ...

–– Sie können 48 Euro sparen, wenn Sie unsere Gemüsepizza bestellen und selbst abholen. Da sind Tofu-Stäbchen dabei, sehr lecker, gesund und umweltfreundlich.

–– Aber ich will Schinken und Salami!

–– Dann können Sie sich auch die 67 Euro leisten. Sie haben doch gerade erst Tickets für 2 Wochen Gran Canaria bestellt. Die waren auch nicht billig. Ah, ich sehe gerade, Sie haben sich letzte Woche das Buch »Sparen im Urlaub« ausgeliehen...

–– Also gut, ich nehme die Gemüsepizza.

–– Eine gute Wahl! Sie müssen schließlich auf die Linie achten, wenn Sie an den Strand wollen. Ein Meter Bauchumfang, da tut Gemüse gut!

–– Wie viel macht das?

–– Es gibt einen Rabattcoupon über 3 Euro in der aktuellen Ausgabe von »Frau mit Herz«, die abonniert doch Ihre Frau, oder? Das macht dann zusammen 24 Euro. Oh, Ihre Kreditkarten sind ja alle am Limit. Na ja, zahlen Sie eben bar. Sie haben ja noch 710 Euro zu Hause. Halt nein, da gehen ja noch fast 60 Euro weg, für Ihr Bier und einen Piccolo in diesem Striplokal gestern am Bahnhof.

–– Na was geht Sie denn das an?

–– Oh, ich fand es nur komisch. Sie dachten wohl, das merkt keiner, wenn Sie bar zahlen. Na ja, Ihre Sache. Geht mich natürlich nichts an, schließlich sind Sie der Kunde. Und der Kunde ist König, wie man früher sagte.

**********************************
Übertrieben, meinen Sie?
Natürlich. Noch.
Die Frage ist nur, wie lange...

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In 10 Jahren, denke ich, werden Sie, wenn Sie diesen Text lesen, nur gelangweilt mit den Schultern zucken. »Ja und, war das denn jemals anders?« werden Sie denken.

Die Szene stammt übrigens aus der Dokumentation »From Freedom to Fascism« von Hollywoodproduzent Aaron Russo. Der ist sonst eher für Komödien zuständig (»Glücksritter« mit Eddie Murphy). Das heißt, er lebt nicht von Kritik, wie etwa Trittbrettfahrer Michael Moore -- und das macht ihn für mich gleich viel glaubhafter.

Russos Film zeigt, dass man sich in den USA deutlich mehr Sorgen über diese ungute Entwicklung macht als bei uns. Da wird sogar offen zu zivilem Ungehorsam aufgerufen, zu Streik und Boykott, wenn die Regierung zu weit geht.

Das wäre in Deutschland schon lange fällig. Aber da denkt niemand an so etwas. Kein Wunder, denken Sie vielleicht, das Problem kommt ja auch aus den USA.

Gut, das mag einerseits richtig sein –– aber andererseits ist Deutschland dann, wenn es darum geht, unpopuläre Dinge zum Schaden der Menschen im Land in die Tat umzusetzen, immer einen Schritt weiter als die USA, in vorauseilendem Gehorsam.

Beispiele gefällig?

–– Die US-Regierung will den biometrischen Pass. Aber dort wehren sich die Bürger noch dagegen. Bisher mit Erfolg. In Deutschland ist er dagegen längst Tatsache. Irgendwo muss man schließlich die Nr. 1 in Europa sein...

–– Ein Bankgeheimnis gibt es weder in den USA noch in Deutschland. Überall sehen alle möglichen Behörden in Ihr Konto. In Deutschland sind wir aber schon weiter: Da kann das jede Putzfrau bei der AOK tun, vorausgesetzt, sie kennt sich etwas am Computer aus.

–– In Euroland müssen Sie heute, wenn Sie 10.000 Euro oder mehr bei sich tragen, eine plausible Erklärung dafür haben. Jeder Polizist darf Sie ohne Grund auf offener Strasse anhalten, danach fragen und notfalls durchsuchen. Können Sie die Herkunft nicht gut begründen, ist das Geld weg, plus Strafe.

–– Als Anfang Juli jeder Deutsche seine lebenslange Steuernummer verpasst bekam, war das den Zeitungen gerade mal eine Kurzmeldung wert. In den USA dagegen gibt es noch nicht mal eine Meldepflicht.

An die nächsten Knüller auf der Wunschliste von Bush, Schäuble & Co. trauen sich die Überwacher selbst noch nicht so recht ran. Vielleicht fehlt erst wieder irgendwo ein Attentat, damit so was über Nacht Realität wird:

–– Micro-Chips in jeden einzelnen Geldschein. Bargeld wird auf diese Weise kein anonymes Zahlungsmittel mehr sein. Der Staat weiß, welche Scheine Sie gerade in der Tasche haben -- kann sie bei Ungehorsam entwerten.

–– Und dann der Traum von Schäuble & Co: Ein Micro-Chip in jedem einzelnen Bürger!!! So, wie wir das bisher nur von unseren Hunden und Katzen kennen.

Alle Informationen, die eine Behörde über einen Menschen wissen will, sind auf diesem Chip gespeichert, den er unter der Haut trägt. Wenn er ein öffentliches Gebäude, einen Bahnhof oder Flughafen oder ein Kaufhaus betritt, geht er erstmal durch ein Lesegerät.

Jeder Vorgang, der Behörden interessiert, wird auf diesem Chip gespeichert. Wenn Sie sich nicht kooperativ verhalten, zum Beispiel bei der Steuer schummeln, wird das Finanzamt einfach Ihren Chip deaktivieren – und Ihnen damit Ihren Bürgerstatus aberkennen. Dann können Sie sich nicht mal mehr was zum Essen kaufen.

Wie gesagt, einen Termin dafür gibt es noch nicht. In den USA, wo alle guten und schlechten Entwicklungen her kommen, laufen Bürgerrechtler schon Sturm dagegen.

Das heißt, wenn so etwas kommt, wird es wohl wieder mal zuerst in Deutschland ausprobiert. Bush weiß, bei Freundin »Ändschela« sind Proteste eher unwahrscheinlich. Deutsche haben weniger Probleme damit als Amerikaner, vor der Obrigkeit Männchen zu machen.
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Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Je mehr ich das hier lese desto weniger kann ich darüber lache. Ich finde einfach nicht den Witz, aber ich weiß noch ein bißchen besser, warum ich mich in diesem Überwachungsstaat so unwohl fühle. Zumal das mit dem Chip in den Banknoten ja längst ernsthaft geplant wird, http://www.bwl-bote.de/20050420.htm. Wie schon bei den Schweinefurzen (http://www.bwl-bote.de/20050929.htm) scheint auch hier die Realität die gröbste Satire zu überholen...
Mitglied
Registriert: Aug 2009
Beiträge: 534
Moin Harry,

Realsatire ist bisweilen sehr schmerzhaft, weil sie Wahrheiten enthält, die manche Leute garnicht hören möchten.

In diesem unseren Land haben wir mal wieder Wahlen, da ist soviel an vorgeblichen Wahrheiten zu hören, dass man nur kotzen kann - und zwar 24 Stunden am Tag! Die Verarsche des Souverän ist allumfassend!

Ich habe keine Lust auf Aufzählungen, weil es mir nur den eigentlich netten Abend versaut. Wer Lust hat, kann ja mal sein Hirn einschalten, falls er den Schalter findet. Oder er kuckt sich weiter Scheisse im TV an und lässt sich "als Star hier raus holen".

Vielleicht bietet sich es sich hingegen an, für solche und ähnlich gelagerte Satirebeiträge einen neuen Bereich im Forum aufzumachen, da findet dann "hintergründige Tiefsinnigkeit" einen angemessenen Rahmen. Ein "Brüller" ist es jedenfalls nicht, höchsten ein "Schmerzensaufschrei".

Ciao!
flying Horst
Gast
Hallo ihr zwei - schade nur, dass es bisher heir so wenig Antworten gibt.
Ich halte das für bedenklich ;)

Zitat
In Euroland müssen Sie heute, wenn Sie 10.000 Euro oder mehr bei sich tragen, eine plausible Erklärung dafür haben. Jeder Polizist darf Sie ohne Grund auf offener Strasse anhalten, danach fragen und notfalls durchsuchen. Können Sie die Herkunft nicht gut begründen, ist das Geld weg, plus Strafe.


Das ist mir neu! Hast du dazu eine Quelle?

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Apropos Mikrochip. Der Gedanke kam mir - unabhängig von diesem Posting - neulich bei einem Spaziergang mit dem Hund oder beim Frühstück. Das wäre echt der Traum. Jedes kleine Baby bekommt schon nach der Entbindung, sobald es möglich ist, versteht sich, den Chip direkt eingepflanzt. Perfekter geht es nicht. Und damit auch Anreize bestehen, bekommt dann das Krankenhaus pro Entbindung richtig Asche, damit auch ja kein Arzt auf die Idee kommt, den Chip nicht reinzusetzen.

Noch besteht keine Pflicht zur Entbindung im Krankenhaus. Aber das wird dann natürlich eingeführt. Und glaubt es mir: Die Pflicht, im Krankenhaus zu entbinden wird bedeutend weit vorher eingeführt, als die Mikrochip-Geschichte. Und da wird natürlich wieder irgendein aktueller Vorwand genommen. So ähnlich wie der 11.09.2001 als Rechtfertigung für den Verfolgungswahn unserer und anderer Regierungen benutzt wird, wird den Bürgern dann vielleicht eingetrichtert, dass, entbindet man nicht im Krankenhaus, es sehr gefährlich sein könnte.

Das alles passiert nicht von heute auf morgen, sondern das geht gaaaaaaaaaanz langsam. Der Film Matrix ist in diesem Zusammenhang echt interessant. Ich denke, ich muss nicht erwähnen, warum.

Außerdem verweise ich mal auf den nächsten Wahnsinn, den ich hier im Forum gepostet hatte:
http://www.bwl24.net/forum/topic.php?id=6479

Yippie!!!!!!!


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