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Audio-Aufzeichnungen und Audio-Technik der BWL CD

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Hi @all,

einige haben gefragt, wie das mit den Tonaufzeichnungen auf der Audio-CD und im BWL-Boten funktioniert. Daher hier einige technische Daten:

Zunächst zur Hardware: derzeit wird ein Marshal MXL 2001 Großmembran-Mikro benutzt. Das ist so eines mit Spinnenhalterung, wie man es manchmal bei Musikaufzeichnungen sieht. Um Störgeräusche zu minimieren, hat es natürlich einen Poppfilter und ist an einem Mikrofonarm, der am Fensterbrett befestigt ist. Damit entstehen keine Geräusche, wenn ich beim Lesen mit der Hand oder dem Arm den Schreibtisch berühre, aber als die hinten in der Straße diesen Sommer was abgerissen haben, konnte ich die Bewegungen der Baufahrzeuge in meinem Waveform-Display sehen. Der Mikrofonarm funktioniert wie so einer von diesen Klemmlampenarmen und erlaubt, das Mikro bei der Aufzeichnung genau an die richtige Stelle zu plazieren.

Die Aufzeichnung ist mit einem Tascam SS-R1 Digitalrecorder. Der zeichnet WAV-Dateien auf einer CompactFlash-Karte auf, und auf 8 GB Speicherplatz gehen endlos viele Stunden in CD-Qualität (44,1 KHz). Die Maschine kostet so um die 700 Euro, kann aber viel mehr als mein altes Revox-Spulentonbandgerät. Sinn der Sache ist, daß die Computer bei der Aufzeichnung alle aus sein müssen, denn das Rauschen wäre ziemlich störend. So mußte ich keine geräuschisolierte Sprecherkabine bauen, sondern kann das hier im Büro machen, aber die Fenster müssen dabei zugemacht werden und hoffentlich ruft keiner während der Aufzeichnung an :-) Das Zimmer geht nach hinten raus und ist ziemlich ruhig (an meiner alten Adresse in der Innenstadt gleich neben einer vielbefahreren Straße wäre das weitaus komplizierter gewesen).

Die Phantomspannung kommt übrigens aus einem Yamaha EMX-88s Power-Mixer. Studiomikrofone brauchen eine 48 Volt Speisung ("Phantomspannung") aus einem Vorverstärker. Der ist nicht in dem Tascam-Recorder integriert, wohl aber in dem Yamaha-Mixer. Der ist zugleich ein Leistungsverstärker (2 x 400 Watt Sinus, reicht für eine kleine Discothek) als PC-Audiokanal. Den Yamaha-Mixer habe ich mal zusammen mit zwei passenden Lautsprechern gekauft als ich wieder mal mit dem tiefen Orgelton am Anfang von Philipp Glass "Koyaanisqatsi" einen PC-Lautsprecher zerschossen habe. OK, ich gebe zu, das ist etwas überdimensioniert für mein Büro, aber der Unterschied zwischen Männern und Kindern ist bekanntlich der Preis für die Spielsachen.

Die bei der Produktion verwendete Software ist Adobe Audition CS3. Die Dateien aus der Tascamm-Maschine kommen per CompactFlash in den PC (ein Kartenleser ist im PC) und werden einfach in das Dateisystem kopiert, einfacher geht es nicht. Dann wird mit Adobe Audition zunächst das Rauschen reduziert (die standardmäßige Rauschreduktion reicht). Danach werden mit meinem eigenen Brummfilter noch niederfrequente Störgeräusche beseitigt. Dazu habe ich ein Muster der Störgeräusche definiert (geht ganz einfach, nur einen Moment schweigen, so daß nur das Störgeräusch aufgezeichnet wird, und das als Filter-Datei speichern). Auf diese Weise kriege ich es inzwischen hin, daß zwischen den Worten und Sätzen wirklich absolute Stille herrscht (war am Anfang noch nicht so). Da ich ein Perfektionist bin, schneide ich meist auch die Schnaufer, die am Anfang eines Satzes vor dem ersten Wort stehen, und ersetze sie durch Stille (geht nur manchmal nicht bei Atemgeräuschen innerhalb von Sätzen oder Worten).

Über die Herkunft des Brummgeräusches rätsele ich noch. Aus dem Yamaha scheint es nicht zu kommen, denn das ist tageszeitabhängig. Unten im Dorf gibt es eine Hochspannungsleitung (110 Kilovolt, angeblich) und vorne ist die Straßenbahnhaltestelle (20.000 Volt, aber ich glaube weniger als 50 Hz), aber beides ist ein ganzes Stück weg von hier. Mit dem Filter ist das Problem aber in einer Qualität zu lösen, die für Sprachaufzeichnungen beiweitem ausreicht (meint ein Profi-Musiker, den ich kenne, eine Ska-Band hier in Erfurt).

Alle Quelldateien werden hier mit 44,1 KHz Mono als WAV gespeichert und archiviert und als MP3 @128k auf der Audio-CD oder im Boten veröffentlicht. Die Darstellung in der Webseite oder auf der CD geschieht mit einem OpenSource-Tool, das diese Play-Taste in dem Botenartikel oder auf der Audio-CD als Flash-Datei darstellt und dann einfach die MP3 liest und als Audio per Flash ausgibt. Natürlich kann man sich die MP3s auch aus dem Boten herunterladen (die Adressen stehen ja alle da) oder von der CD kopieren, und sie mit einer anderen Software wie z.B. Winamp hören.

Alle MP3s sind kopierbar und haben keine DRM-Merkmale. Das ist gezielt so, denn die Dateien sollten sich ja verbreiten können. Ich weiß schon von Leuten, die das im Autoradio hören oder im iPod. Das soll auch möglich sein, denn das ist ja der Sinn der Sache.

Noch ein Hinweis zur kreativen Seite: das war wirklich schwer. Die Technik hat einfach nur Spaß gemacht, das funktioniert alles gnadenlos gut. Aber eine Seite runter flüssig zu lesen, nicht steckenzubleiben, ordentliche sinnunterstützende Betonung, das war wirklich schwer. Sicher habe ich da inzwischen auch einen Lernprozeß hinter mir... und die Schnittsoftware erlaubt, Sätze mehrfach zu lesen oder nach einem Versprecher einfach beim letzten Absatz vorher wieder aufzusetzen und das später rauszuschneiden. Auch andere Lebensäußerungen beim Lesen ("gut gerülpst, Löwe!") sind so bequem zu entfernen. Aber seitdem ich das mache, bewundere ich die Nachrichtensprecher, die Live auf dem Sender zu hören sind. Das ist wirklich eine schwere Arbeit... könnte ich noch lange nicht in der Qualität, die in den TV-Nachrichten zu bewundern ist.

Ach ja, jemand hat gefragt, wie das mit Video wäre... man bräuchte natürlich eine andere Aufzeichnungstechnik, und die Möglichkeiten wären vielfältiger: schließlich kann man dann ja auch Grafiken und Skizzen präsentieren. Der Ton-Schnitt wäre schwieriger, denn ich kann dann nicht einfach einen Satz drei Mal lesen und nur ein Mal in der endgültigen Version behalten, denn man sieht mich beim Sprechen. Das verhindert Schnitte. Es müßte also der ganze Take in einem Stück perfekt gelesen werden, schwieriger, ja. Skizzen und Diagramme könnten aber später einmontiert werden. Die Präsentation des endgültigen Produktes müßte auf DVD sein oder wäre nur briefmarkengroß, denn die Dateien wären viel größer und nicht mehr für CDs geeignet. Das ist aber ein Problem, denn gerade Bildungsfirmen haben heute oft noch immer keine DVD-Laufwerke... hier sind die technischen und praktischen Hürden also etwas höher. Im Moment tue ich mir das also noch nicht an, im Moment...
Mitglied
Registriert: Aug 2005
Beiträge: 48
Ort: Saarbrücken
Hi Harry,
erst mal vielen herzlichen Dank für die ausführliche Darstellung der ganzen Materie... Uff, offen gestanden habe ich mir das in der heutigen Zeit ein klein wenig leichter vorgestellt. Man muss offenbar doch noch einiges nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Theorie beherrschen um Podcasts auf die Beine zu stellen. Man merkt, dass Du da jahrelange Vorkenntnisse hast. Sag mal, gibt´s da empfehlenswerte Einsteigerliteratur? Oder, noch besser, wie wäre es mit einem Skriptum in Deiner BWL CD? :-)


"HZingel" schrieb
Im Moment tue ich mir das also noch nicht an, im Moment...


Die letzten beiden Worte haben mir richtig gut gefallen... "...im Moment..."
Na Harry, juckt der Floh schon, den ich Dir da ins Ohr gesetzt habe? ;-)

Würde mich sehr freuen. Darüber hinaus spricht ja nichts dagegen, dass Du mit Deiner Gemeinde einfach mal ein wenig experimentierst. Sozusagen Betatests... einfach zum Erfahrungssammeln, so lange, bis die Bildungsfirmen dannn auf DVD´s umgeschwenkt sind. Kann ja nicht länger dauern als weitere 3-4 Jahre. In der Zwischenzeit übst Du dann schon mal mit uns anhand von "optionalen" Themen, die für Bildungseinrichtungen vielleicht nicht ganz so interessant sind. Ein Thema hätte ich da schon. Wie wäre es mit einem Videocast (versuchshalber), in dem das Thema "Wie erstelle ich einen Videocast?" im Mittelpunkt steht. :-) Untertitel "Hardware, Software, Methodik" :-)
Darüber hinaus bin ich dafür, dass wir hier im Forum mal eine Abstimmung laufen lassen:

"Wer ist dafür, dass wir zukünftig nicht nur Harries Stimme hören, sondern ihn live sehen? :-)"

Viele Grüße,

Josh (der nichts im Kaffee hatte heute morgen :-)


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