Doktorfabrik pleite: es lebe die »Schein-Schule«…

Share

Der Spiegel berichtete letzte Woche in seiner Online-Ausgabe, daß das "Institut für Wissenschaftsberatung" aus Bergisch-Gladbach Insolvenz angemeldet hat. Der "Promotionsberater" verhalf angehenden Doktoranden zu ihrem Titel – nach eigenen Angaben aber nur durch Beratung und nicht durch Ghostwriting. Und schon gar nicht durch Titelhandel. Dennoch begrüßen die Universitäten das Ende der Doktorfabrik, die im Verdacht stand, an der unredlichen Vergabe von Doktorhüten beteiligt gewesen zu sein. Die Sache wäre indes auch ein Modell auch für den nichtakademischen Bereich.

Wir haben nämlich an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß niemand das Rechnungswesen in zwei Tagen erschöpfend erlernen kann – erschöpfend genug, eine der bekanntlich nicht immer ganz einfachen Kammerprüfungen erfolgreich zu überstehen. Denn auch wenn diese Prüfungen bisweilen fachliche Fehler aufweisen, so sind sie in ihrer Substanz noch nicht unbedingt einfach zu meistern. Es könnte also vermutet werden, daß es auch im Bereich der nichtakademischen Fortbildungen unredliche Geschäftsmodelle gibt.

Die Mechanismen sind hier im Prinzip dieselben wie an den Universitäten, denn so wie Doktorfabriken dem Ansehen der deutschen Wissenschaft schaden, leidet das Ansehen der Kammerzertifikate unter unseriösen Schein-Schulen. Was die machen, ist nichts anderes als "Prüfungsberatung" – im Gegensatz zur ehrlichen Prüfungsvorbereitung… Es läge an den Industrie- und Handelskammern, hier endlich aufzuräumen. Bisher allerdings war man dazu offenbar nicht bereit. Dabei wäre es im Bereich der Fortbildungen leicht, Abhilfe zu schaffen: durch Pflichtakkreditierung der Lehrgangsanbieter. Dies würde freilich voraussetzen, daß die Kammern ein Marketing und ein Qualitätsmanagement haben; beides scheint nicht der Fall zu sein. Sie tun nicht, was sie unterrichten. Das freilich wirkt nicht unbedingt sehr überzeugend.

Es bleibt, auf den Markt zu hoffen, denn nur die Kunden entscheiden letztlich über ein Produkt und seinen Anbieter. Wir können an dieser Stelle nur informieren; entscheiden muß jeder für sich. Und das kann dauern: Das "Institut für Wissenschaftsberatung" hat zwanzig Jahre bestanden. Mal sehen, wann sich etwas bei den Kammern ändert.

Links zum Thema: Rechnungswesen in zwei Tagen: der Turbo-Lift zum Erfolg? | Gibt es Titelmühlen im Bereich nichtakademischer Fortbildungen? | »Auffällig geworden«: wie der DIHK auf Beschwerden reagiert | Die Qualitätsmängel der Kämmerlinge: Vorschlag für Pflichtakkreditierung von Fortbildungsanbietern | Industrie- und Handelskammer: Marketing ist nicht alles… | Bestehensquoten in IHK-Prüfungen: Nepper, Schlepper, Bauernfänger… (interne Links)

Das könnte dich auch interessieren …