Staatlich geprüfter Betriebswirt (IHK) – Der große Überblick

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Die Aufstiegsfortbildung zum staatlich geprüften Betriebswirt (IHK) ist eine der meiststudierten nicht-akademischen Weiterbildungen. Sie ist der höchste Abschluss, den man ohne Studium erreichen kann. Im folgenden Artikel gehen wir zunächst im Überblick auf diese Weiterbildung ein (Bewerbung, Ablauf, Prüfungen), bevor wir Tipps zur Wahl des richtigen Weiterbildungsanbieters geben. Sinnvoll bei der Suche nach Lehrgängen!

[⇓] Inhaltsverzeichnis
[x] Prüfungsvorbereitung zum Geprüften Betriebswirt – So läuft es ab
Prüfungsinhalte
Die schriftliche Prüfung
Mündliche Prüfungen
[x] Tipps zur Auswahl des richtigen Anbieters


Es gibt verschiedene Weiterbildungen der IHK

Staatlich geprüfter Betriebswirt IHKNeben der Standortpolitik und der Unternehmensförderung gehören auch die Aus- und Weiterbildung zu den Aufgaben der Industrie- und Handelskammern. Besonders für Interessenten der Betriebswirtschaften bieten sich hier gute Weiterbildungsalternativen. Der deutsche Industrie- und Handelskammertag DIHK bietet eine Reihe von staatlich geprüften Aufstiegsfortbildungsabschlüssen an. Das Weiterbildungssystem der IHK beruht auf einem dreistufigen System: nach der betrieblichen Erstausbildung folgt die Weiterbildung zum Fachberater, dann zum Fachwirt und schließlich zum Staatlich geprüften Betriebswirt bzw. staatlich geprüften technischen Betriebswirt. Allerdings ist das System nicht geschlossen, auch Quereinsteiger können sich für einen der oben genannten Abschlüsse qualifizieren. Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Abschlüsse kurz erläutert werden.

Der berufliche Schwerpunkt von IHK-geprüften Fachberatern liegt vor allem beim Kontakt mit den Kunden. Sie beraten und entwickeln auf den Kunden zugeschnittene und bedarfsgerechte Konzepte.

Voraussetzung
Voraussetzung zur Prüfungszulassung ist eine Ausbildung in einem kaufmännischen oder verwaltenden Beruf sowie eine mindestens sechsmonatige Berufsausbildung. Interessierte können aus verschieden Tätigkeitsschwerpunkten auswählen und so zum Beispiel die Prüfung zum IHK-Fachberater für den Vertrieb oder für Finanzdienstleistungen absolvieren.



Hier auch ein Kurzüberblick im Video:


Prüfungsvorbereitung zum Geprüften Betriebswirt – So läuft es ab

Die IHK-Prüfung zum Betriebswirt setzt sich aus mehreren Elementen zusammen. Neben einer schriftlichen Prüfung müssen die Prüflinge auch eine Projektarbeit inklusive eines projektarbeitsbezogenen Fachgesprächs durchlaufen. In dieser sollen sie an einem konkreten Beispiel aus der Praxis beweisen, dass sie komplexe Problemstellungen korrekt erfassen, analysieren und lösen können. Die Inhalte der Prüfung sind insgesamt sehr umfangreich. Geprüft werden unterschiedliche Themen aus den Bereichen Marketing-Management, Bilanz- und Steuerpolitik, Finanzwirtschaftliche Steuerung, Recht, europäische und internationale Wirtschaftsbeziehungen, Unternehmensführung sowie Projekt- und Personalmanagement.

Zur Prüfungsvorbereitung gibt die IHK einen Rahmenplan vor, welche eine Vorbereitungszeit von ca. 620 Unterrichtsstunden vorsieht. Die DIHK bietet Kurse in Voll- oder Teilzeit mit einer Dauer zwischen vier und 24 Monaten an. Die Inhalte der Vorbereitungskurse sind in der Regel deutlich praxislastiger als zum Beispiel ein Universitätsstudium, auch wenn sich diese vom Lernaufwand und Schwierigkeitsgrad durchaus mit einem Bachelor vergleichen lassen. Neben der DIHK gibt es auch noch diverse private Anbieter, welche Vorbereitungskurse für die Prüfungen anbieten. Meist findet der Unterricht berufsbegleitend oder als Fernstudium statt, manche Institute bieten den Unterricht allerdings auch in Vollzeit an. Weiter unten geben wir Tipps für die Auswahl des richtigen Instituts.

Gebühren
Die Prüfungsgebühren selbst liegen um die 500 Euro, die Kosten für den Lehrgang sind allerdings deutlich höher (zwischen ca. 2.000 Euro und 3.800 Euro). Preise variieren allerdings ja nach Region und Kammer. Da das Angebot privat ist, müssen die Teilnehmer die Kosten in der Regel selbst tragen. Allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten der Förderung, wie zum Beispiel Bildungsgutscheine der Länder, Begabtenförderung oder das Meister BaföG).

Das Besuchen eines Vorbereitungskurses ist allerdings nicht verpflichtend. Jeder, der die Qualifikationen zur Prüfungsaufnahme erfüllt, darf auch an dieser teilnehmen. Aber ist es überhaupt möglich, sich selbst ausreichend vorzubereiten, um eine Chance auf ein „Bestanden“ zu haben? Diese Frage beantwortet Prof. Harry Zingel in seinem Beitrag „Der Einzelkämpfer-Betriebswirt- Schafft man die Prüfung ohne Lehrgang?„.

Prüfungsinhalte

Wie im oberen Abschnitt aufgeführt, besteht die Prüfung zum IHK-Betriebswirt im Wesentlichen aus drei verschiedenen Elementen:

  1. der Schriftlichen Prüfung
  2. der Projektarbeit
  3. sowie einer an diese angeschlossene mündliche Prüfung

Die Prüfung hat insgesamt den Ruf, sehr anspruchsvoll zu sein, und die Durchfallquote beträgt rund 50%. Insgesamt kann die Prüfung bis zu drei Mal absolviert werden (eine Erstprüfung sowie zwei Wiederholungstermine). Wer allerdings auch beim dritten Versuch scheitert, der hat keine Chancen mehr auf den Titel „Staatlich geprüfter Betriebswirt (IHK)“.


Die schriftliche Prüfung

Schriftliche Prüfung BetriebswirtDie schriftliche Prüfung setzt sich aus zwei übergeordneten Themenbereichen zusammen: der erste Bereich umfasst verschiedene Punkte aus dem Bereich „Wirtschaftliches Handeln und betriebliche Leistungsprozesse“, wie zum Beispiel Marketing-Management, Bilanz- und Steuerpolitik, rechtliche Rahmenbedingungen der Unternehmensführung oder internationale Wirtschaftsbeziehungen. Im zweiten Themenkomplex geht es vor allem um „Führung und Management im Unternehmen“. Hier werden an verschiedenen Situationsaufgaben Fähigkeiten aus den Bereichen der Unternehmensführung und des Personal- und Projektmanagements überprüft.

Eine Übersicht der genauen Prüfungsinhalte sowie der Bewertung der einzelnen Punkte finden Sie hier.

Um zu überprüfen, ob die Prüflinge nicht nur auswendig gelernt haben, sondern auch die komplexen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Aufgabenbereichen verstanden haben, sind viele Fragestellungen darüber hinaus interdisziplinär und verlangen, dass man nicht in Kategorien, sondern in Zusammenhängen denkt. In seinem Artikel „Die zingelsche Unschärferelation, oder wenn die Prüfung Grenzen überschreitet?“ erklärt unser Experte Prof. Harry Zingel, wie man sich am Besten (nicht) auf diese Art von Prüfungsfragen vorbereitet.


Mündliche Prüfungen

Mündliche PrüfungBei Präsentationen von Studien- und Projektarbeiten muss der Prüfungsteilnehmer seine vorher verfasste Arbeit dem Prüfungsausschuss präsentieren. Nach der Präsentation werden fachliche Fragen gestellt. Diese Art der Prüfung ist auch als Fachgespräch bekannt. Hauptschwierigkeit ist hier, die wichtigsten Punkte in knapper Zeit (meist im einem Zeitraum von 15 bis 20 Minuten) und mit beschränkten Präsentationsmedien so darzustellen, dass die Ergebnisse auch bei einem unwissenden Leser ankommen, denn meist hat nur einer der Prüfer die Arbeit benotet. Für die anderen ist sie völlig neu. Es kommt also darauf an, das Wichtige vom Nebensächlichen zu unterscheiden und in zusammenhängender freier Rede darzustellen: das ist sicher keine leichte Aufgabe, aber eine sinnvolle Übung für die tägliche betriebliche Praxis der Führungskräfte.

Weitere praktische Tipps zu den Inhalten und zur richtigen Vorbereitung auf den mündlichen Teil der IHK-Prüfung zum Betriebswirt gibt Harry Zingel in seinem Artikel „Allgemeine Hinweise zur mündlichen Prüfung„.

Auch eine Englischprüfung ist Teil der Prüfung. Im „Geprüften Betriebswirt“ muss der Kandidat sich allgemein in einem kurzen Prüfungsgespräch in Englisch verständlich. Zudem finden sich oft englische Dokumente in Prüfungen, die man verstehen muss, um die Prüfungsfragen (auf Deutsch) beantworten zu können. Und von Studenten wird erwartet, dass sie der englischen Sprache auf wissenschaftlichem Niveau mächtig sind und die angelsächsische Fachliteratur selbständig konsumieren.


Tipps zur Auswahl des richtigen Anbieters

Was sollte man beachten? Es gibt durchaus auch unseriöse Anbieter und man sollte sich sorgfältig überlegen, in welchem Institut man sich auf seine Prüfung vorbereiten möchte.
Zunächst kann ein Bildungsveranstalter öffentlich oder privat sein. Die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern und die Universitäten und Fachhochschulen sind beispielsweise öffentliche Veranstalter, auch dann, wenn – wie im Fall der Industrie- und Handelskammern – Fortbildungsgänge bezahlt werden müssen, also nicht beitrags- oder steuerfinanziert sind. Akademische Bildungsveranstaltungen vertreten bisweilen noch immer den Standpunkt, sie seien allesamt identisch. Das ist falsch. Auch deutsche Universitäten und Fachhochschulen unterliegen einem Ranking, das jedoch bisweilen inoffiziell ist. Es ist daher schwerer für den Teilnehmer, eine Universität mit gutem Ruf im jeweiligen Fach zu identifizieren, weil es nur eine Art Informationsschwarzmarkt gibt. Die jeweilige Einschätzung der Abschlusszeugnisse durch die Personalverantwortlichen in den Betrieben ist jedoch ein gutes Defacto-Maß für deren Marktwert.

Private Bildungsveranstalter gibt es in den verschiedensten Rechtsformen. Den meisten ist eigen, dass sie gewinnwirtschaftlich organisiert sind. In aller Regel sind sie jedoch auch von öffentlichen Fördermitteln abhängig. Die folgenden Ratschläge geben wir Teilnehmern, die sich für eine private Aus- oder Fortbildung entscheiden wollen:

10 Tipps für die Wahl des richtigen Anbieters



Werbeversprechen prüfen
Prüfe die Werbeversprechen des Veranstalters und misstraue übertriebenen Erfolgsaussagen. Die wirklichen Durchfallerquoten bei den IHK-Fortbildungsprüfungen „Geprüfter Betriebswirt“ und „Geprüfter Technischer Betriebswirt“ liegen um die 50% oder darüber. Je vollmundiger und zahlreicher die Sprüche, so die einfache Wahrheit, desto misstrauischer sollte man sein – will man nicht von einem unseriösen Bildungsanbieter über den Tisch gezogen werden. Auch sonst gelten die Grundregeln unseriöser Werbung. Versteckt ein deutscher Anbieter seine angeblichen Erfolgsquoten bei dubiosen US-Providern wie scribd.com, wo sie schwerer dem deutschen Wettbewerbsrecht zugänglich sind, dann ist das ein sicheres Zeichen, dass man davon die Finger lassen sollte.

Infomaterial prüfen
Infomaterial bewertenPrüfe das Werbe- und Informationsmaterial des Anbieters auf Äußerlichkeiten: seriöse Firmen geben sich damit Mühe, Billiganbieter haben oft keine ordentlichen und aussagekräftigen Informationsmaterialien. Wenn man bereits beim Erstkontakt das Gefühl hat, man möchte dir so schnell wie möglich etwas verkaufen oder „andrehen“, dann hat man es in der Regel nicht mit einem serösen Anbieter zu tun und sollte lieber die Finger von dem betreffenden Institut lassen

Unternehmen prüfen
Prüfe den Sitz des Unternehmens und die gesellschaftsrechtlichen Basisangaben. Das geht im Unternehmensregister und ist, was die Fundamentaldaten angeht, kostenlos. Hat der Anbieter keine ladungsfähige Anschrift in Deutschland, ist das oft ein Anzeichen für ein wenig seriöses Unternehmen

Nicht bedrängen lassen
Breche sofort den Kontakt zu Veranstaltern ab, die dich zu einem Vertragsabschluss drängen. Verkaufsargumente, die auf eine schnelle unüberlegte Unterschrift drängen („nur heute so günstig“) oder Werbeanrufe zu Hause, nachdem du deine Daten preisgegeben hast, sind ein ganz sicheres Zeichen für unseriöse Geschäftstätigkeit.

Schon länger im Geschäft?
Tradition ist übrigens wichtig: schwarze Schafe verschwinden meist schnell vom Markt. Ein Institut, das es erst seit vier Wochen gibt, sollte misstrauisch machen. Nicht umsonst heißen die alteingesessenen Universitäten in den USA „Ivy League“ (Efeu-Liga): ist erstmal Efeu um das Gebäude gewachsen, so spricht dies mindestens für eine kontinuierliche Tätigkeit.

Zahlungsbedingungen
Prüfe die Zahlungsbedingungen. Während bei öffentlichen Veranstaltern in dieser Hinsicht keine Probleme bestehen kann es sein, dass eine private Institution Insolvenz anmeldet. Zu hohe Vorauszahlungen müssen misstrauisch machen. Natürlich sollten auch Preisvergleiche angestellt werden: die Unterschiede sind bisweilen erheblich. Es kann Sinn machen, den Gesamtpreis durch die Zahl der Stunden zu teilen, um zu einem ungefähren Preis pro Stunde zu kommen. Viele Anbieter zum Vergleich haben wir hier zusammengestellt.

Bild vor Ort machen
Prüfe die Äußerlichkeiten – Sauberkeit, Räume, Ausrüstung usw. Bildungsfirmen sind meistens nicht sehr wohlhabend, aber sie sollten ordentliche Bedingungen für die Teilnehmer bieten.

Prüfungsordnungen vergleichen
Prüfungsordnung vergleichenPrüfe die Lehrmaterialien des Veranstalters: sie müssen der jeweils zugrundeliegenden Prüfungsverordnung entsprechen. Viele Prüfungsverordnungen werden von zentralen Gremien erarbeitet und alle paar Jahre geändert. Sie erscheinen dann im Bundesgesetzblatt. Es ist also ratsam, die jeweils aktuelle Prüfungsverordnung zunächst herauszusuchen und die Themen in den Skripten, Lehrbüchern usw. damit zu prüfen. Manche Veranstalter verwenden alte Materialien, die wenig beim Prüfungserfolg hilfreich sind.

Vereinbarkeit mit Leben und Beruf?
Prüfe die Anzahl und zeitliche Lage der Unterrichtsstunden. Sie müssen in deinen persönlichen Lebensplan einbaut werden können. Die zeitlichen Anforderungen können beträchtlich sein, besonders bei berufsbegleitenden Lehrveranstaltungen. Zum Vergleich: im Lehrgang „Geprüfter Betriebswirt/IHK“ liegen die Stundenkontingente für berufsbegleitende Veranstaltungen um die 750 bis 800 Unterrichtsstunden, welche meist am Freitagabend und am Samstag über ca. zwei Jahre verteilt stattfinden. Und das alleine reicht noch nicht! Sie müssen (!) zwischen den Veranstaltungsterminen Vor- und Nachbereitungsstunden z.B. in einer Lerngemeinschaft einplanen. In dieser Zeit haben Sie keine Wochenenden, kein Urlaub, kaum Freizeit. Man sollte deswegen vor Beginn einer Schulung gründlich überlegen, ob die eigene Motivation groß genug ist, um das über einen so langen Zeitraum durchzuhalten.

Erfahrungen im Internet einholen
Führe vor Vertragsabschluss eine gründliche Internetrecherche durch: In zahlreichen Foren findet man Postings über die jeweiligen Veranstalter. Diese können sehr aufschlussreich sein. Bedenke aber, dass Bildungsfirmen bisweilen bezahlte „Poster“ beschäftigen, deren einzige Aufgabe es ist, in möglichst vielen Internet-Foren und Gästebüchern positive Meinungen über das Institut zu verbreiten und Konkurrenten schlecht zu machen. Das ist zwar eine höchst unseriöse Werbestrategie, von der aber öfters Gebrauch gemacht wird und die für Außenstehende nicht einfach zu erkennen ist.