Start-ups: Digitaler Erfindergeist für effektivere Hilfsleistungen

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An freiwilligen Mitarbeitern herrscht in der Flüchtlingshilfe aktuell kein Mangel – dafür allerdings an Tools, um das umfangreiche Angebot an Dienstleistungen und Gütern effektiv zu organisieren und einzusetzen. Hier kommen diverse Start-ups in Spiel, die es sich zum Ziel gemacht haben, digitale Lösungen für die Problematik zu finden.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft schwappt durch Deutschland – diese bezieht sich allerdings nicht nur auf Geld-, Kleider- oder Sachspenden, sondern vor allem auch auf viele Engagierte mit den unterschiedlichsten Qualifikationen und Hintergründen, die sich aktiv einbringen und selbst mit anpacken möchten. Das hat mittlerweile bei vielen Organisationen und Initiativen dazu geführt, dass sie sich nicht mehr nur um die Versorgung der Flüchtlinge, sondern zusätzlich auch noch um die Koordination der zahlreichen Helfer und Freiwilligen kümmern müssen. Das kann mitunter schnell zum Vollzeitjob werden und den Organisationen entsprechend die Zeit rauben, die sie dringend für ihre eigentliche Tätigkeit benötigen.

Doch nicht nur Privatleute, sondern auch viele Unternehmen zählen zu den Unterstützern. Neben etablierten Konzernen mit bekanntem Namen demonstrieren auch zahlreiche Start-ups ihre Hilfsbereitschaft und stellen ihren Erfindungsgeist in den Dienst der guten Sache. In den letzten Wochen und Monaten haben sich viele Jungunternehmer insbesondere der oben beschriebenen Problematik angenommen und zahlreiche Tools und Apps entwickelt, welche nicht nur Flüchtlinge in ihrem Alltag, sondern auch Hilfsorganisationen oder private Initiativen bei der Koordination und Organisation ihrer Arbeit unterstützen sollen. Im Folgenden stellen wir einige der erfolgreichsten Initiativen und Erfindungen vor:

1.) Mehr Zeitaufwand für die Verwaltung von Hilfsangeboten als für die eigentliche Hilfsleistung? Diese Erfahrung machte auch McKinsey Berater Malte Bedürftig, der sich in seiner Freizeit als Flüchtlingshelfer engagiert. Aus dieser Situation heraus entwickelte er die Idee eines Online-Tools, mit welchem sich die zahlreichen Engagierten besser koordinieren lassen würden. So schuf er gemeinsam mit Start-up Unternehmer Henryk Seeger die Plattform GoVolunteer.com, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, Organisatoren in der Flüchtlingshilfe effektiv mit Freiwilligen zu verbinden. Hier können bestehende Projekte gesucht oder eigene erstellt werden, so dass Freiwillige gezielt nach Aktivitäten in ihrer Nähe suchen können, die ihrem eigenen Profil bzw. ihrem eigenen Hilfsangebot entsprechen – vom persönlichen Coaching über Bildungs-, Koch-oder Sportangebote umfasst die Plattform dabei die unterschiedlichsten Angebote und Initiativen.

2.) „Warum können geflüchtete Menschen in Deutschland nicht einfach in WGs wohnen statt in Massenunterkünften?“ Diese Frage stellten sich Mareike Geiling und Jonas Kanoschke und beschlossen, ein Zimmer in ihrer Wohnung einer geflüchteten Person zur Verfügung zu stellen. Aus der privaten Initiative entwickelte sich nach und nach die Plattform fluechtlinge-willkommen, die mittlerweile bundesweit zwischen Privatpersonen und Flüchtlingen vermittelt, Büros in Berlin, Hamburg, Leipzig und München hat und bereits fast 300 Migranten den Einzug in eine Wohngemeinschaft in Deutschland ermöglicht hat.

3.) Bisher konzentrierte sich das Start-up Memorado vor allem auf ihre Gehirntraining-App; angesichts der aktuellen Flüchtlingskrise entschlossen sich die Gründer aber, eine Reihe von Produkten zu entwickeln, welche einen Beitrag zu deren Bewältigung leisten könnten. Dabei gingen sie von der grundlegenden Prämisse aus, dass die meisten Migranten ein Smartphone zur Verfügung app1 app2 app3haben, und entwickelten dementsprechend eine Reihe von Apps, welche diesen das Einleben in ihr neues Umfeld erleichtern sollen. So bietet die App „Refugermany“ zum Beispiel ein digitales Handbuch, welches Ratschläge rund um Themen wie Asylverfahren, Unterbringung, Gesundheit und vielen anderen bietet. Das Tool „GoGive“ richtet sich hingegen in erster Linie an potentielle Spender und zeigt an, wo in der Nähe Sachspenden abgegeben werden können und welche Gegenstände grade besonders benötigt werden. Die dritte App „Refoodgee“ wurde schließlich gegründet, um für einen besseren Kontakt zwischen Migranten und „Einheimischen“ zu sorgen – und zwar durchs gemeinsame Kochen. So bietet das Tool die Möglichkeit, sich als Gastgeber bzw. Gast zu registrieren und sich zum gemeinsamen Essen zu verabreden.

4.) Die Initiative Himate ist eine Art Gutschein-App für Flüchtlinge, mit deren Hilfe Unternehmen unbürokratisch und unentgeltlich Güter und Dienstleistungen bereitstellen können – von Kleidung über Freizeitangebote bis hin zu Sprach- oder Sportkursen. Neben dem Erwerb der Gutscheine bietet die App zusätzlich auch noch die Möglichkeit, mit den über 200 Spenderunternehmen aus dem Berliner Raum in Kontakt zu treten. Gegründet wurde Himate von 40 verschiedenen und ehrenamtlich arbeitenden Jungunternehmern und digitalen Experten.

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