E-Commerce: Welche Shops sind am beliebtesten- und wie können kleine Händler aufholen?

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52,8 Milliarden Euro: So viel haben die Deutschen laut dem Centre for Retail Research 2015 für ihre Online-Einkäufe ausgebeben. Bei welchen Anbietern sie am liebsten einkaufen und welche Marketingstrategien sich für Webshops am meisten bewährt haben, hat nun eine kürzlich veröffentlichte Studie untersucht.

Worauf achten Kunden im Netz? Wo kaufen sie ein? Was ist ihnen besonders wichtig? Und welche Faktoren beeinflussen sie bei der Wahl eines bestimmten Anbieters? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich eine neue Studie der Social Commerce-Gruppe Pepper, die auf Daten des Marktforschungsunternehmens Similar Web basiert. Dass sich generell immer mehr Institute dem Thema E-Commerce widmen, ist dabei kein Zufall: Der Online-Handel ist groß im Kommen und konnte in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum verzeichnet. Allein zwischen 2014 und 2015 stieg der Umsatz von Online-Händlern um ganze 23,1%. Damit machten die Einkäufe im Internet im letzten Jahr 11,6% des gesamten Handelsumsatzes aus. Zu den beliebtesten Produkten, die online gekauft wurden, gehörten dabei vor allem Elektronik, Mode und Haushaltsbedarf.

And the winner is…

Den ersten Platz der beliebtesten deutschen Online-Shops belegt laut Pepper-Studie wenig überraschend der Internet-Gigant Amazon; der Online-Händler konnte 2015 rund 2,1 Milliarden Visits verzeichnen. Knapp dahinter folgt der Marktplatz Ebay, der im selben Zeitraum ca. 1,9 Milliarden Besucher anlocken konnte. Weit abgeschlagen ist hingegen der Versandhändler Otto auf Platz 3, der 2015 grade einmal auf ein Zehntel der Amazon-Visiter kam.

Eine Überraschung bietet hingegen der vierte Platz; hier rangiert mit Thomann ein Händler, der sich auf Musikinstrumente und das entsprechen Zubehör spezialisiert hat und mit diesem Angebot im letzten Jahr immerhin 102 Millionen Besucher ansprechen konnte. Auf den Plätzen fünf bis zehn stehen der Schuh- und Modehändler Zalando, Mediamarkt, das Couponing-Portal Groupon, Conrad, Lidl und Dawanda, ein Marktplatz für DIY-Produkte und Unikate.

Bei der Betrachtung dieser Zahlen muss man sich allerdings deutlich machen, dass längst nicht jeder Besucher automatisch auch zum Käufer wird. Das machte ein Abgleich der Visits mit den tatsächlichen Umsatzzahlen der Shops deutlich. Nimmt man dieses Verhältnis als Grundlage, stößt Otto Amazon und Ebay ganz einfach vom Thron: 2015 machte der Shop einen Gesamtumsatz von ca. zwei Milliarden Euro, was rund 10 Euro Einnahmen pro Besucher entspricht. Gute Umsätze pro Kunde konnte unter anderem auch der Elektro-Händler Conrad verzeichnen.

Klassische Marketing-Instrumente sind oft wenig effektiv

marketingDie Studie beschäftigt sich aber nicht nur mit den beliebtesten Online-Shops, sondern beleuchtet auch, welche Marketinginstrumente und –strategien diesen 2015 die meisten Besucher brachten, und kam dabei zu interessanten Ergebnissen. Überraschend ist vor allem der offenbar geringe marketingtechnische Nutzen einer Social Media-Präsenz: Obwohl im letzten Jahr 90% der Online-Shops einen Facebook-Account hatten, 72% auf Twitter präsent waren und 69% das Video-Portal Youtube nutzten, genierten diese Plattformen grade einmal knapp 2,8% der Besucher; von diesen machte alleine Facebook 2% des Gesamt-Traffics aus. Der messbare Effekt von Twitter und Co. war im direkten Vergleich verschwindend gering. Als wenig effektiv erwiesen sich auch klassische Marketinginstrumente wie Newsletter, die grade einmal 1,2% der Online-Einkäufer zum Besuch in einem Shop bewegen konnten. Nur wenig mehr Erfolg versprechen Werbebanner, die einen Traffic-Anteil von lediglich 1,4% ausmachten.

Auch Suchmaschinen brachten 2015 nicht ganz so viele Besucher, wie mancher Online-Händler annehmen mag; im Durchschnitt kamen rund 22% der Kunden über Google und Co. zu den jeweiligen Shops. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass die meisten Deutschen „ihrem“ Online-Shop offenbar treuer sind als gedacht. Wer bei einem bestimmten Anbieter positive Shopping-Erfahrungen gemacht hat, kommt gerne wieder –auch ohne vorher vergleichbare Angebote über Suchmaschinen abzugleichen. So zog es im letzten Jahr jeden zweiten Kunden direkt zu Amazon oder zu Ebay. Daraus lässt sich schließen, dass sich die Markenbekanntheit mittlerweile als einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren etabliert hat, was vor allem kleinere Online –Shops ohne großen Namen vor die Frage stellt, wie sie sich gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz behaupten können.

Welche Chance haben kleinere Online-Händler?

online-handelWer sich auf der Suche nach Kunden und nachhaltigem Erfolg bisher vor allem auf die oben genannten Marketing-Tools verlassen hat, dem legen die Ergebnisse der Pepper-Studie nah, die eigene Strategie einmal gründlich zu überdenken. Doch worauf legen die Online-Käufer wirklich Wert, und welche Instrumente eignen sich auch für Webshop-Newcomer?

Kleinere Händler sollten vor allem versuchen, Ratgeber- und Preisplattformen wie idealo.de, testberichte.de oder mydealz.de zu nutzen. Laut der Pepper-Studie landete 2015 nämlich mehr als ein Fünftel aller Kunden der zehn beliebtesten Anbieter über diese Vergleichsportale auf deren jeweiligem Webshop. Wer hier mit guten Angeboten und günstigen Preisen aufwarten kann, hat also durchaus die Möglichkeit, auch bekanntere Online-Händler auszustechen, Neukunden zu gewinnen und diese durch einen guten Service von sich zu überzeugen.

Um langfristig zu punkten und eine dauerhafte Kundenbindung zu erreichen, sollte man es seinen Besuchern dabei so bequem und einfach wie möglich machen. Diese legen Wert auf kurze Servicezeiten, eine einfache Rechnungsabwicklung und telefonischen Support. Auch das Wegfallen von Versandkosten sollte heutzutage ab einem bestimmten Bestellwert Standard sein. Eine große Rolle spielt übrigens auch die Usibility des Webshops: Wer sich erst ewig durch verschiedene Pages klicken, sich über fehlende oder schlecht funktionierende Suchfunktionen ärgern oder sich mit einer unübersichtlichen und unattraktiven Sortiments- und Warenpräsentation herumschlagen muss, ist ganz schnell wieder weg – und kauft lieber bei der Konkurrenz. Dementsprechend sollte man seinen Besuchern die Möglichkeit geben, nicht nur die Produkte, sondern auch den Webshop selbst zu bewerten und zu kommentieren. Denn: Nur wer mit seinen Kunden kommuniziert und sich deren Feedback zu Herzen nimmt, hat die Chance, sich langfristig auf dem hart umkämpften Online-Markt zu etablieren und erfolgreich zu sein.

Quelle:
Handelsblatt.com
Marketing-Boerse.de

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