Die Wertanalyse – Verbesserungspotenziale erkennen und nutzen

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Als systematisches Verfahren hilft die Wertanalyse dabei, die Verbesserungspotenziale im Unternehmen zu erkennen. Dies betrifft Kosteneinsparungen ebenso wie die Verbesserung der Leistungen. Aufgedeckt werden Kosten, die eingespart werden können, weil sie keinen Beitrag zur Produktqualität oder seiner Verkaufskraft leisten. Die systematische Abarbeitung der Wertanalyse ist normiert und wurde ursprünglich in der DIN 69910 zusammengefasst. Heute wichtig sind die DIN EN 12973:2000 mit ihren Aktualisierungen, die VDI Richtlinie 2800 und die DIN EN 1325.

Wann ist eine Wertanalyse sinnvoll?

Eine Wertanalyse kann Probleme lösen, die zum Beispiel durch folgende Symptome sichtbar werden:

  • Im Vergleich zum Wettbewerb sind die Produktpreise zu hoch und das Produkt ist nicht konkurrenzfähig.
  • Das vorhandene Kundenbudget ist nicht ausreichend und es müssen Einsparmöglichkeiten gefunden werden.
  • Die gemeinen Kosten sind zu hoch, die Verwaltung ist kostenaufwendiger als nötig.
  • Das Unternehmen arbeitet insgesamt zu langsam.
  • Die Lieferzeiten sind zu lang.

Die grundsätzlichen Arbeitsschritte der Wertanalyse

Laut DIN EN 1325-1 definiert sich eine Wertanalyse folgendermaßen:

Die Wertanalyse ist ein organisierter und kreativer Ansatz, der einen funktionenorientierten und wirtschaftlichen Gestaltungsprozess mit dem Ziel der Wertsteigerung eines Wertanalyse-Objektes zur Anwendung bringt.

 

Eine Wertanalyse wird nach einem genau definierten Arbeitsplan durchgeführt, der sich im Wesentlichen in sechs Phasen (in neueren Vorschriften sind es 10 Phasen) aufgliedert:

Projektvorbereitung

In dieser Phase wird die Aufgabe festgelegt und das Projektteam wird zusammengestellt. Dies ist Aufgabe des oberen Managements, das weiterhin Auftrag und grobes Ziel vorgibt. Aus den Grobzielen werden Einzelziele entwickelt, Lösungsvorgaben sollte es zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht geben, um die Kreativität bei der Ideenfindung nicht zu beeinträchtigen. Allerdings sollten grundlegende Rahmenbedingungen bereits mitberücksichtigt werden.

Analyse der Objektsituation

Alle Informationen, die die Ist-Situation erklären und beschreiben müssen gesammelt und aufbereitet werden. Geeignet sind zum Beispiel Abläufe im Unternehmen, Branchenentwicklung, Technologien, Verkaufszahlen, Vorschriften und Gesetze.
In diesem Zusammenhang lohnt sich bereits ein Blick auf den Kunden. Wie eine gründliche Kundenanalyse den Absatz steigern kann, lesen Sie hier.
Einen guten Überblick sollte man sich insbesondere über die Kosten für das Produkt, die Dienstleistung oder den Prozess verschaffen. Hier unterstützt das Controlling, das über die nötigen Informationen verfügt.
Einen Überblick über verschiedene Controlling-Instrumente finden Sie hier.
Weiterhin sollte für das Produkt eine sogenannte Funktionenanalyse vorgenommen werden. Dabei wird eine Ware oder Leistung in ihre einzelnen Funktionen zerlegt. Diese wiederum werden einzeln analysiert und weisen über zwei Fragen auf über- und untergeordnete Zusammenhänge hin:

  • Warum wird die betrachtete Funktion erfüllt?
  • Wie wird die betrachtete Funktion erfüllt?

Soll-Zustand definieren

Welches Ziel erreicht werden soll, wird über einen Soll-Zustand definiert. Betrachtet werden hier wiederum die einzelnen Funktionen und die ihnen zugeordneten Kosten. Für jede dieser Funktionen wird ein einzelnes Ziel entwickelt. Unter anderem wird auch geklärt, ob eine bestimmte Funktion überhaupt nötig ist und ob sich allein durch den Wegfall bereits Kosten einsparen lassen.

Lösungsideen entwickeln

Die kreativste Phase der Wertanalyse besteht in der Entwicklung von Lösungsideen. Dazu werden nochmals die Ergebnisse aus Phase 2 betrachtet. Mögliche Fragestellungen beziehen sich zum Beispiel auf den generellen Aufbau eines Produkts, das grundsätzliche Konzept oder Lösungsprinzip oder die Entwicklung von zusätzlichen Funktionen. Auch Lösungen anderer Wettbewerber können als Anregung hergenommen werden. In diesem Stadium gilt: Keine Idee ist zu verrückt, je mehr Ideen, umso besser.
Oft führt ein ausgiebiges Brainstorming schnell zu den ersten brauchbaren Ideen.
Lösungsstrategien festlegen
Sind alle denkbaren und undenkbaren Lösungsansätze erdacht und festgehalten, geht es ans sortieren. Über individuelle Bewertungskriterien werden unbrauchbare Lösungen aussortiert. Wichtig ist, dass diese Kriterien möglichst objektiv gehalten sind, um auch ungewöhnlichen Lösungsvorschlägen Raum zu lassen.
Aus den übriggebliebenen Ideen werden anschließend erste Lösungsansätze gebildet, in die technische und betriebswirtschaftliche Aspekte mit einbezogen werden. Die Ausarbeitung der einzelnen Lösungsschritte sollte jeweils durch Spezialisten stattfinden, damit die Lösung auch in der praktischen Umsetzung tragfähig bleibt.
In der Regel muss der endgültig gefundene Lösungsweg anschließend wieder aus der Arbeitsgruppe heraus dem Management zur Entscheidung vorgelegt werden. Überzeugend wirkt dabei nicht nur der Inhalt der Lösung selbst, sondern auch die erfolgreiche Präsentation. Tipps dazu finden Sie hier.

Lösungen umsetzen

Die Wertanalyse ist erst dann abgeschlossen, wenn die gefundenen Lösungen auch praktisch umgesetzt werden. Besonders erfolgversprechend ist, wenn das Projektteam, das die Wertanalyse erstellt hat, sich auch um die Umsetzung kümmert. Weiterhin sollten Experten in den jeweiligen Gebieten mit einbezogen werden. Damit die Umsetzung nicht vom festgelegten Weg abweicht, ist ein regelmäßiger Abgleich der Ergebnisse mit den festgelegten Zielen erforderlich.

Wie das Projektmanagement erfolgreich arbeitet, lesen Sie in unserem Artikel.
Den offiziellen Abschluss bildet immer ein ausführlicher Bericht, der später als Ressource für weitere Entwicklungen sowie die Qualitätssicherung genutzt werden kann.

Quellen:

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