Go abroad, go to China! Deutsche Praktikanten in Qingdao

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Warum China ?

Wenn man das Wort „China“ hört, assoziieren die meisten mittlerweile sogleich „Made in China“, Massenproduktion und politische Unterschiede. Doch China hat mehr zu bieten, neben der Tatsache, dass China mittlerweile zu einem immer wichtigeren Akteur auf der politischen wie auch auf der wirtschaftlichen Bühne wird (Experten streiten nur noch über den Zeitpunkt, wann die VR die USA als Wirtschaftsnation Nummer 1 ablöst und nicht mehr ob es überhaupt geschieht), kann das bevölkerungsreichste Land der Welt auf eine mehr als 3500-jährige Geschichte zurückblicken und wird den Besucher mit interessierten und hilfsbereiten Menschen willkommen heißen.

Die Chinesen sind sehr stolz auf ihre lange Geschichte und schätzen ihre reiche Kultur und Tradition, mittlerweile gibt es eine sehr interessante Mischung aus Moderne und Tradition, welche dieses Land sehr facettenreich macht.

Auslandspraktika bei internationalen Studiengängen

Auslandspraktika werden in den meisten internationalen Studiengängen nicht nur empfohlen, sondern sind ein Muss. China rückt deswegen auch immer mehr in den Blickwinkel junger Leute, Studenten und Absolventen, die unter den zahlreichen Wegen ins Ausland gerade China als ihre Chance zu nutzen suchen. Ist diese erste Entscheidung mal getroffen, liegt die zweite schon fast auf der Hand:

Shanghai oder Peking?

Shanghai als Hafenstadt im Osten gilt als wirtschaftliches Zentrum und bedeutendste Industriestadt Chinas, wohingegen Peking im Nordosten die Rolle des kulturellen und politischen Zentrums übernimmt. Doch das China jenseits dieser beiden Weltmetropolen hat noch viel mehr zu bieten. Gerade die Millionenstädte, von denen die meisten Europäer noch nie etwas gehört haben, bieten einiges zu entdecken.

Qingdao

Einer der besten dieser „Geheimtipps“ ist die Küstenstadt Qingdao, in der Provinz Shandong. Hier haben die Deutschen bereits vor über hundert Jahren ihre Spuren hinterlassen, als sie das Gebiet Qingdao (damals nur ein kleines Fischerdörfchen) als Kolonie beanspruchten (von 1898 bis 1914) und die erste Brauerei in China eröffneten (1903). Noch heute erzeugen die erhalten gebliebenen deutschen Gebäude in Qingdao einen interessanten und spannenden Kontrast mit der chinesischen Architektur. Die Stadt ist mittlerweile ein bedeutendes Zentrum für den internationalen Handel und wurde im Jahr 2009 zur lebenswertesten Stadt in Festlandchina gewählt. Das wundert diejenigen, die Qingdao erleben durften und dürfen wenig – angenehmes Klima, frische Meeresluft, breite Sandstrände und die entspannte Atmosphäre einer Küstenstadt – was will man mehr?

Visaformalitäten und Unterkunft

Auch wenn Qingdao ein deutliches Stück „chinesischer“ ist, als Peking oder Shanghai, findet man doch eine kleine, aber äußerst nette Community von europäischen Studenten, welche an der hiesigen Universität Chinesisch studieren oder Praktika absolvieren. Eigenhändig Praktikumsstellen in China zu finden erweist sich oft als schwierig, kompliziert und unmöglich. Selbst wenn man eine geeignete Firma gefunden hat, bleiben Fragen zu Unterkunft noch offen. Die langwierigen Formalitäten zum Erhalt eines entsprechenden Visa, die Unsicherheit allein in eine völlig fremde Kultur zu kommen, usw. sind Schwierigkeiten, die diesem Vorhaben oft im Wege stehen.
Deshalb nehmen die meisten der Studenten gerne die Hilfe der hier in Qingdao ansässigen Agentur InternChina (www.internchina.org) in Anspruch, welche Praktikumsstellen in westliche und chinesische Unternehmen vermittelt, die Unterkunft in Gastfamilien organisiert oder auf Wunsch Wohnungen sucht. InternChina organisiert darüber hinaus auch Sprachkurse, Wochenendaktivitäten und vieles mehr, sodass man sich hier von Anfang an wohlfühlt. InternChina konnte über die Jahre ein breites Netzwerk von Kooperationen mit deutschen, britischen und nordamerikanischen Universitäten aufbauen.

Besonderheiten eines Praktikums in China

Was ein Praktikum in China so besonders macht, und was das Leben in einer chinesischen Gastfamilie so mit sich bringt, beschreiben zwei deutsche Studentinnen, die hier ein halbes Jahr verbringen.

Name: Liane
Alter: 21
Studiengang: Business Management
Chinesischkenntnisse: 2. Muttersprache
Firma: Internationales Logistikunternehmen mit deutschem Management

„Ich bin mit meinem Praktikum zufrieden. Meine Aufgaben liegen hauptsächlich im Bereich des Market Research und Data Input. Auch wenn die Arbeit manchmal ein bisschen trocken ist, ist es doch eine interessante Erfahrung, die chinesische Unternehmenskultur hautnah zu erleben. Auch wenn alle in der Qingdao- Niederlassung Chinesisch sprechen, laufen viele Gespräche, und vor allem sämtlicher Emailverkehr auf Englisch ab, um die Transparenz im gesamten Unternehmen zu gewährleisten.

Oft führt genau das allerdings zu Missverständnissen, da die Englischkenntnisse der chinesischen Mitarbeiter oft nicht ausreichen. Einfacher wäre es beim Chinesischen zu bleiben! Auch wenn es eine deutsche Firma ist, scheinen viele Dinge doch einen starken chinesischen Charakter zu behalten: im letzten Monat war ich selbst Zeuge von dem für China typischen Problem der schwachen Mitarbeiterbindung. Ich konnte es kaum glauben, aber innerhalb von nur zwei Wochen, haben doch glatt fünf meiner Kollegen ohne mit der Wimper zu zucken gekündigt, und bei der Konkurrenz angefangen! Da war meine Chefin plötzlich im Stress, auf die Schnelle neue Mitarbeiter zu finden. Mittlerweile ist die Situation wieder in Ordnung, und das Arbeitsklima ist sogar besser als zuvor. Ich werde voraussichtlich auch nach meinem Chinaaufenthalt, begleitend zu meinem Studium, weiterhin für die Firma arbeiten.“

Name: Jessica
Alter: 23
Studiengang: International Business and Languages
Chinesischkenntnisse: keine
Firma: kleines Consulting- Unternehmen mit deutsch-chinesischem Management

„Ich mache mein Praktikum in einem kleinen Consulting- Unternehmen, das von einem Deutschen, gemeinsam mit dessen chinesischer Ehefrau, geführt wird. Hier erlebe ich also täglich, wie beide Kulturen aufeinander treffen, wie sie sich widersprechen, aber auch ergänzen können. Zusätzlich habe ich auch das Glück, in einer chinesischen Gastfamilie wohnen zu dürfen. Auch wenn ich kein Chinesisch spreche, verstehe ich mich (mit Händen und Füßen!!) meistens ganz gut mit meinen Gasteltern.

Klar kommt es auch mal zu Missverständnissen – nachdem ich öfter mit Freunden zum Abendessen in geselliger Runde in Restaurants gegangen bin, anstatt abends zu Hause zu sein, hat meine Gastmutter verzweifelt nach Rezepten für deutsche Gerichte gesucht, und mir extra in einer deutschen Bäckerei Brot gekauft. Sie dachte, mir schmeckt das von ihr zubereitete chinesische Essen nicht mehr! Zum Glück konnte ich sie von dieser Sorge befreien. Um eine solche Situation in Zukunft zu vermeiden, erweise ich mich mittlerweile auch als sehr mutig, was das Kosten ungewöhnlicher Speisen angeht: Schweinefüße, Frösche, Hühnerkrallen… ich probiere es zumindest! Besonders faszinieren mich Lebensmittel-Märkte. Hier ist die Auswahl and Obst, Gemüse, Süßwaren, Gewürzen, Fisch und Fleisch scheinbar unendlich. Chinesen kaufen fast ausschließlich frische Ware – bei Fisch und Fleisch bedeutet das nicht selten lebendig! Da wird das Huhn gackernd am Kragen gepackt und gewogen, einen Augenblick später befindet es sich bereits tot und gerupft in der Plastiktüte, eine Stunde später kann man es dann, zubereitet in scharfer Soße, auf dem vollen Esstisch zwischen Gemüse, Fischsuppe und Reis, wiederfinden.

Das Leben in einer Familie ermöglicht mir einen Einblick in das chinesischen Alltagsleben, den ich sonst nie haben könnte. Ich lerne dabei nicht nur wahnsinnig viel über die chinesische Kultur, sondern habe auch Freunde fürs Leben gefunden.“

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