Ethik per Schwur – nur hohle Worte?

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Ein ganz spezielles Programm ist der Master of Business Administration, kurz MBA. Er bildet Manager aus und wird international an so genannten Business Schools angeboten. Diese Managementschmieden sind im Zuge der Finanzkrise in Kritik geraten. Denn viele Top-Manager haben sich aus ethischen Gesichtspunkten nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Folge der Empörungswelle: Die renommierte Harvard Business School lässt ihre Absolventen einen Eid ablegen. Doch kann man Moral wirklich schwören?

Nicht nur in Harvard wird überlegt, wie sich das Image der Top-Manager wieder auffrischen lässt. Kürzlich wurde sogar eine Stiftung mit dem Namen „The Oath Project“ gegründet, um einen Berufscode für Manager zu etablieren. Diese wird vom Aspen Institute gemanagt. Ein international besetzter Beirat aus Akademikern, Managern und Vertretern sozialer Organisationen steht beratend zur Seite. Die European Business School (EBS) in Oestrich-Winkel ist für Europa mit dabei.

Der Initiator ist zuversichtlich, dass der Eid sich langfristig durchsetzt. An der Thunderbird School of Global Management in Arizona müssen MBA-Studierende sich schon bei der Bewerbung um einen Studienplatz mit ethischen Fragen auseinandersetzen. Der Schwur gehört dort auch zur Abschlussfeier.

Nur hohle Worte?

Jedoch befürworten nicht alle Business Schools diese Methode. Was sind schon Worte? Diese Zweifel schwingen in der Kritik am Ethik-Schwur mit. Wichtig sei, dass der ganze Berufsstand die Standards einhält. Ziel müsse es sein, dass ausnahmslos alle Manager diese Ideale unterstützen, sagt Andrew Wicks von der Darden School of Business in der FTD.

Die FTD berichtet von Zurückhaltung auch an der IE Business School in Madrid. „Ein Ethik-Schwur ohne geeignete Folgemaßnahmen erscheint aus unserer Sicht nur begrenzt sinnvoll“, wird Erik Schlie zitiert, Dekan für MBA-Programme. Er fragt sich, wie man erreichen will, dass der Eid jeden Morgen in der Wiedervorlagemappe des Managers liegt. Das Interesse daran, den Schwur zu leisten, sei bisher eher gering.

Ethik im Stundenplan

Ein anderer Ansatz ist, Ökonomie und Moral stärker in den Inhalten der Programme zu verwurzeln, etwa durch entsprechende Fallstudien. So genannte Case Studies spielen in MBA-Programmen eine wesentliche Rolle. Ethische Fragen durchziehen etwa das gesamte MBA-Programm der Business School Hannover. Auch unterschreiben die MBA-Studierenden dieser Schule einen Kodex, der sie zu ehrlichem und professionellem Umgang miteinander verpflichtet. Eigene Ethik-Module werden dort bislang nicht angeboten. Allgemein lässt sich das auch mit der Straffheit und Intensität der meisten MBA-Programme erklären. Bleibt für Ethik-Kurse einfach kein Platz mehr?

Dass der Wunsch nach Moral im Stundenplan auch von Studierenden kommen kann, zeigt ein Executive MBA-Studiengang der Universität Zürich. Teilnehmer hatten sich eine stärkere Betonung der Themen Verantwortung, Vorbildfunktion und Integrität von Führungskräften gewünscht. Diese Ansätze wurden zu einem Modul zusammengefasst: „Ethik und Leadership“.

Beruhigend: Wirtschaftsstudium macht nicht unmoralisch

Dass das Studium wenig an den moralischen Einstellungen von Studierenden ändert, zeigte eine Studie, von der Spiegel Online berichtet hat: Demnach macht ein Wirtschaftsstudium nicht automatisch unmoralisch. Studierende der Wirtschaft unterscheiden sich in ihren moralischen Vorstellungen kaum von Studierenden anderer Fächer. Auch werden die Moralvorstellungen durch das Studium nicht negativ verändert. Inwiefern das Studium durch entsprechende Curricula einen positiven Einfluss nehmen kann, bleibt jedoch unklar.

Warum ethische Gesichtspunkte in der Berufspraxis nicht immer berücksichtigt werden, hat komplexe Ursachen. Mit einem Eid allein ist es jedenfalls nicht getan.

Deutsche Bildung hat ein Jahressymposium zum Thema Ethik veranstaltet

Studierende, Hochschulen, Arbeitgeber: Wie können Moral und Ethik in den Köpfen junger Menschen verankert werden? Diese Fragen hat die Deutsche Bildung ihren Geförderten im Rahmen des inhaltlichen Förderprogramms gestellt. Am letzten Augustwochenende wurde ein Jahressymposium für geförderte Studierende aller Fachrichtungen ausgerichtet. Es trug den Titel: "Ethik als Baustein lebenslangen Lernens". Ulf D. Posé, Präsident des Ethikverbands der deutschen Wirtschaft, hat den Eröffnungsvortrag gehalten.

Dieser Artikel wurde zur Verfügung gestellt von: www.deutsche-bildung.de

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