Die Organisation eines Profitcenters

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1. Profitcenter-Konzept

Der Center-Gedanke hat in der Betriebswirtschaft eine lange Tradition. Im Laufe organisatorischer Veränderungen von Unternehmen entstand in den letzten Jahrzehnten ein dezentrales Steuerungsverständnis, um auf veränderte Kundenbedürfnisse der Wettbewerbskonstellationen schnellst möglichst reagieren zu können. Vorteil dieser gedanklichen Aufteilung eines Unternehmens in mehrere kleine organisatorische Teilbereiche ist die größere Transparenz, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit durch die Schaffung kleinerer
Unternehmenseinheiten. Bei einer sinnvollen Profitcenter-Struktur können Gewinn- und Verlustbringer identifiziert und entsprechend reagiert werden. Um den Erfolg eines Unternehmens zu verbessern gibt es zwei Möglichkeiten, die Erlöse zu mehren oder die Kosten zu senken. Dessen sollten sich Mitarbeiter bewusst sein und danach handeln. Um eine solche Einstellung und Verhaltensweise herbeizuführen, ist die Einrichtung von Profitcentern ein organisatorisches sinnvolles Mittel.

1.1 Geschichtliche Entwicklung

Der Center-Gedanke ist eine erfolgreiche betriebswirtschaftliche Konzeption, welche mittlerweile
auch in mittleren und sogar kleinen Unternehmen Fuß gefasst hat. Betrachtet man die Ursprünge der Profitcenter-Organisation, so lassen sich zwei Hauptrichtungen nachweisen. Der literarische Ursprung der Aufteilung eines Gesamtbetriebes in Unterbetriebe mit ziemlich großer Selbstständigkeit kann bei Schmalenbach gesehen werden. Im Vordergrund stand die Überlegung, durch Übertragung der marktwirtschaftlichen Ordnung von der volkswirtschaftlichen auf die betriebswirtschaftliche Ebene ein sich weitgehend selbst regelndes System zur Erzielung größtmöglicher Gesamteffizienz einrichten zu können.

In der betriebswirtschaftlichen Praxis, als zweite Hauptrichtung, gelten amerikanische Großkonzerne als Erfinder der Profitcenter-Organisation. Bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts begannen Unternehmen wie DuPont und General Motors sich zu divisionalisieren. DuPont führte z.B. 1919 eine divisionale Organisationsstruktur ein, verbunden mit einem umfangreichen System der Koordination und des Controllings. Obgleich sich niemand auf die Idee Schmalenbachs nachweislich berufen hat folgte eine regelrechte Diversifikationswelle. Um dem Wachstum des eigenen Unternehmens und dem damaligen Druck zunehmender Internationalisierung standhalten zu können, wurden die Vorteile einer solchen Reorganisation früh erkannt. Herkömmliche zentralistischen Organisationsstrukturen wurden kritisch überdacht mit der Feststellung, dass Organisationen nicht mehr von einem zentralen Ort der Willensbildung geleitet werden können. Dabei stand die Bestrebung im Vordergrund sich in der zunehmenden Dynamik der Absatzmärkte, welche mehr Flexibilität und Reaktionsvermögen verlangten, zu behaupten.

Waren Anfang der fünfziger Jahre etwa erst ein Drittel der Unternehmen in Amerika divisionalisiert, so waren es bereits Ende der siebziger Jahre 96 Prozent der Unternehmen, welche eine Profitcenter-Organisation übernommen hatten. Wie stark sich dieser Prozess im genauen vollzogen hat, ist aufgrund unterschiedlicher Stichproben vorliegender empirischer Berichte ohne weiteres nicht zu beurteilen.
In Europa begann dieser Prozess erst in den sechziger Jahren, dabei aber um einiges intensiver. Waren in Deutschland 1965 lediglich 2 Prozent der Unternehmen divisional organisiert, waren es bereits 1972 ca. 60 Prozent. Angefangen bei Großunternehmen der Industrie (Siemens bereits im Jahr 1940) setzte sich diese Art der Dezentralisation auch bei kleineren Unternehmen und bei Großunternehmen anderer Branchen durch.

1.2 Begriff und Merkmale des Profitcenters

Eine allgemein verbindliche Definition des Begriffs des Profitcenters existiert in der Literatur nicht. Aufgrund der Tatsache, dass diesem immer wieder ganz neue und eigenwillige Bedeutungen zugemessen werden, lässt sich eine lange Liste von in diesem Zusammenhang bedeutungsgleich verwendeten Begriffen zusammenstellen. Dabei dominieren Begriffe beginnend bei Übersetzungen wie Gewinnzentrum und endend beim Unternehmensbereich.

Da demselben Inhalt oft ganz andere Namen gegeben werden gibt es dennoch für die in der Literatur und Praxis auffindbaren Definitionen eines Profitcenters einen gemeinsamen Nenner. Als allgemeinste Definition stellt es eine organisatorische Einheit innerhalb eines Unternehmens dar, für welche ein Gewinn ermittelt werden kann. Diese Definition beinhaltet eine zweifache Dimension des Begriffes, indem ein Profitcenter sowohl als abrechnungstechnische Einheit (accounting entity), als auch als Verantwortungsbereich (responsibility center) betrachtet werden kann. Eine Begriffsbestimmung hängt somit vom jeweiligen Betrachtungswinkel ab.
Obgleich jeder organisatorische Teilbereich innerhalb eines Unternehmens als Verantwortungsbereich bezeichnet werden kann, dem notwendige Kompetenzen übertragen werden, besteht die Zielsetzung jedoch in einer verursachungsgerechten Leistungsbeurteilung anhand zu definierender Kriterien.

Aus Sicht der Organisation und Führung handelt es sich um ein Anreiz- und Motivationssystem.
In Abhängigkeit des Ausmaßes an Delegation von Verantwortung können Bewertungsmaßstäbe wie Gewinn und Rentabilität zugrunde gelegt werden. Vorausgesetzt wird somit, dass unabhängig von der damit im Zusammenhang stehenden Verantwortung von Profitcentern, als abrechnungstechnische Einheit ein System der Ergebnisrechnung vorhanden sein muss. Eine reine Betrachtung als Organisationsthema entfällt da die Möglichkeit gegeben sein muss, mögliche mangelnde Transparenz sowie Kontrollierbarkeit durch die Messung der Profitabilität einzelner Unternehmenseinheiten zu entgehen. Ob eine organisatorische Einheit innerhalb eines Unternehmens als Profitcenter bezeichnet werden kann hängt wesentlich davon ab, inwieweit solche Größen zu ermitteln sind.

Demzufolge ist die Profitcenter-Konzeption nicht nur eine Frage der Organisation, sondern zieht
entsprechende Konsequenzen in den Funktionsbereich des Rechnungswesens nach sich.

Dieser Artikel wurde zur Verfügung gestellt von: uni-fachwissen.de

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