Betriebswirt/IHK: Was zum Teufel ist ein »Buying Center«?

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In der vergangenen Herbstprüfung zum Betriebswirt/IHK fragten sich viele Prüfungsteilnehmer, was zum Teufel denn ein "Buying Center" sei, denn dieser Begriff findet sich in keinem der IHK-Textbände, mit denen man sich aber auf die Prüfungen vorbereiten soll. Dieser kleine Artikel klärt auf – macht solche Prüfungen aber nicht gerade besser, denn wenn die Kämmerlinge sich schon im Unterricht auf eigene Unterlagen beschränken, sollten sie sich wenigstens auch in den Prüfungen an die durch diese Materialien gesetzten Grenzen halten. Wie dem aber auch sei: hier erfährt der Prüfungsteilnehmer, was nicht im IHK-Textband zu finden ist, nämlich was denn nun ein Buying Center ist:

Unter einem Buying Center versteht man eigentlich einfach nur einen Sammeleinkauf, insbesondere aber im Zusammenhang mit Investitionsgütern – so einfach ist das. Wie schon so oft sollten die Prüfungsteilnehmer also ganz offensichtlich durch die "geschickte" Wahl eher ungewöhnlicher Begriffe verwirrt werden. Das Buying Center kann in einem einzelnen Unternehmen oder in einem Konzern eine Einkaufsabteilung sein oder auch unternehmensübergreifend orientiert sein; in diesem Falle kann es auch eine Erscheinungsform des Supply Chain Managements sein.

Vielfach werden alle am Entscheidungsprozeß über den Erwerb von Investitionsgütern beteiligten Personen oder Abteilungen kollektiv als Buying Center bezeichnet. Man kann dann folgende Rollen unterscheiden, die das Buying Center spielt:

  • Initiator von Beschaffungsprozessen,
  • Verwender der beschafften Güter (beispielsweise wenn eine Abteilung ihren eigenen Bedarf in der Form eines Buying Centers deckt),
  • Einflußnehmer auf den Beschaffungsprozeß (insbesondere z.B. durch technisches Personal wie etwa Ingenieure, die die technischen Details der zu beschaffenden Güter mitbestimmen und/oder die entscheidende Instanz beraten, also oft auch in Form einer Stabsstelle),
  • Einkäufer, d.h., wer im Namen und in Vollmacht des beschaffenden Unternehmens den Kaufvertrag abschließt,
  • Entscheidungsträger hinsichtlich des Beschaffungsprozesses, was die Bewertung des (abgeschlossenen) Entscheidungsprozesses aber auch die Entscheidung über künftige Entscheidungsprozesse umfassen kann,
  • Genehmiger, d.h., wer einem Einkaufsprozeß zustimmen muß (oft auch in zweiter Unterschrift) und
  • Informant, d.h., wer eine andere Stelle über einkaufsrelevante Prozesse informniert, was den Einkäufer ebenso wie eine Sekretärin umfassen kann.

Diese Rollen sind nicht personengebunden, so daß es eine Aufgabe der Organisation ist, eine sinnvolle Aufgabenverteilung zu finden, die schnelle und effiziente Entscheidungen ermöglicht.

Die Kosten des Buying Centers können als Beschaffungskosten in Erscheinung treten; das Konzept der Einkaufs- und Beschaffungskosten ist jedoch eher im Zusammenhang mit Umlaufvermögensgegenständen im Rahmen der Disposition verbreitet. Es gibt aber keinen prinzipiellen Grund, das Buying Center Konzept nicht auch auf Umlaufvermögensgegenstände anzuwenden – insbesondere dann, wenn diese in ihrer Gesamtsumme für die Unternehmung und die Produktion von vorrangiger Bedeutung sind (was z.B. im Rahmen der ABC-Analyse festgestellt werden kann).

Links zum Thema: Supply Chain Management: Ein kollektiver Ansatz? | Supply Chain Management: Was hat das mit Lean Management zu tun? | Industrielle Disposition | Organisationstheorie (interne Links)

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