Franchising: wie erkennt man die Betrüger?

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Franchising ist eine tolle Sache: durch die parallele Lizensierung einer Mehrzahl von Rechtsschutznormen kann eine komplette Geschäftsidee mit einem einzigen Geschäft lizensiert werden. Keine andere Kooperationsform ermöglicht es, praktisch aus dem Stand als McDonalds, Thomas Cook oder sonst mit einem weltbekannten Namen aufzutreten. Besonders die Dienstleistungsbranche baut inzwischen immer mehr auf dieses erfolgreiche Konzept. Und will man nicht gleich Burger King heißen, dann gibt es auch eine Menge Angebote für kleinere Geldbeutel, oder sogar für Existenzgründer.

Anders als das sogenannte Multi Level Marketing, das unter Nichtkaufleuten veranstaltet stets unseriös und strafbar ist, ist Franchising ein eingeführtes, legales und grundsolides Geschäft. Nur daß das einige noch nicht wissen (wollen). Diese unseriösen Franchising-Anbieter können besonders finanzschwachen Existenzgründern den ganzen Tag versauen. Wie findet man also die Tretminen, bevor man in die Falle gegangen ist?

Die folgenden Hinweise sind die Summe aus vielen Einzelfällen; nicht in jedem Fall treten alle Punkte zugleich auf. Wer aber auch nur eines dieser Dinger in einem konkreten Angebot findet, sollte sich gut überlegen, inwieweit er sich noch finanziell engagiert – das Risiko könnte erheblich sein.

  • Die Zentrale schaltet Chiffre-Anzeigen. Hat sie einen guten Grund, sich zu verbergen?
  • Die Zentrale sitzt im Ausland und unterhält keine Geschäftsstelle in Deutschland. Vielleicht will man vor dem Zugriff deutscher Behörden sicher sein?
  • Sie sollen selbst wieder als Franchise-Geber auftreten: ein illegales oder mindestens unseriöses Pyramidenspiel?
  • Die Informationsunterlagen, die der Franchise-Geber für Interessenten bereithält, wimmeln von Druckfehlern. Das Anschreiben macht einen billigen Eindruck – der Anbieter hält bereits jetzt seine Arbeit in Grenzen. Die Beschreibung des Geschäftskonzeptes ist vage und läßt den künftigen Lizenznehmer über sein Aufgabengebiet im Unklaren: solche Anbieter haben etwas zu verbergen. Verlangen Sie nachvollziehbare und damit nachprüfbare Informationen.
  • Der Franchise-Geber kann kein Pilotobjekt vorweisen. Der Systemanbieter hat sich nicht der Mühe unterzogen, die Tragfähigkeit seiner Geschäftsidee zu testen und durch einen Pilotbetrieb dauerhaft unter Beweis zu stellen.
  • Der Franchise-Geber macht überzogene Gewinnversprechen. Modellrechnungen, die vom Start weg einen extrem hohen Monatsverdienst ausweisen, funktionieren meist nur auf dem Papier. Lassen Sie sich die Rentabilitätsrechnung schriftlich geben – nach neuesten Urteilen haftet die Zentrale für falsche und unvollständige Angaben. Aber haben Sie den finanziellen Bumms und die nervliche Stabilität, eine solche Klageprozedur nach der Pleite erfolgreich durchzuziehen?
  • Das Geschäft erfordert keine spezifischen Vorkenntnisse oder Fähigkeiten. Systeme mit einem wenig konkreten Anforderungsprofil bieten meist keinen Wettbewerbsvorsprung vor der Konkurrenz und haben kaum Überlebenschancen.
  • Aus Angst vor "Spionen" der nimmermüden Konkurrenz will der Franchise-Geber erst nach dem Vertragsabschluß Adressen zufriedener Partner und Kunden nennen. Grund der Geheimniskrämerei ist möglicherweise, daß es keine zufriedenen Partner und Kunden gibt.
  • Der Franchise-Vertrag ist lückenhaft und unklar formuliert. Der Franchise-Geber hat die Kosten für einen Fachanwalt gescheut und sich seinen Vertrag selbst zusammengebastelt. Deshalb jeden Vertrag vor der Unterzeichnung durch einen Fachanwalt prüfen lassen.
  • Die Zentrale lädt zu einem großen Treffen in einem Hotel ein und versucht Interessenten zur schnellen Vertragsunterzeichnung zu drängen. Hinweise wie "wenn Sie heute unterschreiben, reduziert sich die Einstiegsgebühr" sollten Sie abschrecken. Seriöse Systeme geben ihrem Partner genügend Bedenkzeit.
  • Lassen Sie sich nie zu einer Anzahlung überreden, unterschreiben Sie keinen Wechsel. Warten Sie nach dem Vertragsabschluß die Widerrufsfrist ab. Erst dann schicken seriöse Anbieter eine Rechnung.

Man kann es eigentlich auf eine ganz einfache Formel bringen: Zum Erfolg gibt es keinen Lift. Man muß immer die Treppe benutzen. Das gilt nicht nur im Franchising, sondern eigentlich bei jeder Form von Beruf und Arbeit. Nur leider gibt es immer noch Leute, die Ihnen etwas anderes vormachen wollen.

Links zum Thema: Grundbegriffe des Multi Level Marketings | Amway und die Bergpredigt: über die religiösen Wurzeln einer Marketing-Sekte (interne Links)

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