Soll ein Krieg das Finanzsystem retten?

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Nachdem WorldCom nun Enron gefolgt ist, die deutschen Pleiterekorde von Holzmann bis Dornier daneben wie Kinderkram aussehen, und die Kurse sich im freien Fall befinden, hat das Gerede von Verschwörungstheorie und politischem Abenteuertum, das ich täglich in meinem elektronischen Briefkasten finde, plötzlich aufgehört. Dem Gezeter, das mich begleitet, seit ich politische Beiträge verfasse, ist eine plötzliche Totenstille gefolgt. Da ist es an der Zeit, in das betretene Schweigen ein paar Zahlen zu werfen, von deren Echtheit sich jeder überzeugen kann, denn sie stammen von YahooFinance; ich habe die Daten lediglich aufbereitet:

Dow Jones Industrial Average, Epochenvergleich

Während es im Oktober 1929 Börsengerüchte waren, die die Implosion der damaligen Finanzmärkte und die nachfolgende jahrzehntelange Krise herbeiführten, waren es im Falle von Enron, deren Pleite am Anfang der gegenwärtigen Implosion der Märkte stand, der Versuch, den CO2-Zertifikatehandel einzuführen, etwas, was die Europäische Kommission hierzulande noch immer durchsetzen will. Aber Europa hat noch nie etwas gelernt, auch nicht in dieser Hinsicht.

Ende der Dreißiger gab es eine komfortable Lösung für alle Probleme, und die hieß Krieg. Hitler war gerade im richtigen Moment gekommen, denn jetzt hatte man einen Grund, durch einen Weltenbrand die Wirtschaft wieder anzukurbeln und die Wirtschaft auf eine solide, produktive Grundlage zu stellen – freilich um den Preis von Millionen Menschenleben. Aber wen kümmert das?

Dabei ist die histrosiche Parallele schon mit einem simplen Chartvergleich kaum zu übersehen: über mehr als ein Jahrzehnt wächst der Finanzsektor ins Unermeßliche, während die materielle Produktion immer weiter zurückgeht, gut zu beobachten an der zunehmenden Arbeitslosigkeit – eine typische Kollapsfunktion, vor einem Menschenleben genau wie heute. Gegen Ende des Wachstums steigt dann die Volatilität des Kursgeschehens, bis es zu einem Absturz kommt, der eine ebenso nachhaltige Krise auslöst. Und die derzeitige Stärke des Euro ist in Wirklichkeit eine Schwäche des Dollar, denn der Euro ist so weich wie eh und je, nur der Dollar ist halt noch weicher – was sich daran verrät, daß der Goldpreis parallel gestiegen ist, denn Gold paßt in jedes Fluchtgepäck. Einen sichereren Krisenindikator kann es kaum noch geben…

In diesem Licht wundert es nicht mehr, daß immer öfter von Krieg die Rede ist: soll hier eine alte Rechnung aus dem ersten Golfkrieg beglichen werden, oder stecken andere Gründe dahinter? Soll Saddam Hussein dieselbe Rolle wie Hitler spielen? Geht es wirklich noch gegen den Terroristenf�hrer aus den Bergen Afghanistans, oder ist der nur ein Vorwand, ungef�hr so glaubw�rdig wie die Legende, man k�nne in einer Stoppelhopserschule in ein paar Wochen lernen, ein gro�es Passagierflugzeug mit �ber 400 nautischen Meilen pro Stunde so niedrig fliegen, da� dabei Straßenlaternen niedergem�ht werden, und es dann punktgenau in die f�nfst�ckige Front des Pentagon lenken?

Ein schlauer Mensch hat einmal gesagt, daß die, die aus der Geschichte nichts lernen, dazu verdammt sind, sie zu wiederholen. G.W. Bush, der ja nicht gerade im Ruf steht, besonders intelligent zu sein, könnte diese Erfahrung jetzt machen. Und mit ihm der Rest der Welt…

Links zum Thema: Europa macht die gleichen Fehler | Enron in Deep Green (BWL-Bote)

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